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Prechtl 238 Prechtl
ber 1778, gest. zu Wien 28. October
1884). Sohn eines fürstlich Würzburgi-
schm CommerzienratheS und Vorstehers
eines Eisenhüttenwerkes, genoß P. eine
sorgfältige Erziehung und vollendete seine
philosophischen und juridischen Studien
an der Universität Würzburg. 1891 be»
gab er sich nach Wien, in der Absicht,
bei dem ehemaligen Reichshofrathe zu
prakticiren, gab jedoch diesen Entschluß
bald auf und trat als Erzieher in das
Haus des Grafen Taaffe in Brunn,
wo er sich außer seinen Berufspflichten
eifrig mit dem Studium der Naturwiffen»
schuften beschäftigte. Einige literarischen
Arbeiten, von denen eine: „Ueber die
Physik des Feuers", von der kön. hollän»
bischen Akademie der Wissenschaften zu
Hartem im Jahre 1808 mit einer golde»
nen Preismedaille ausgezeichnet wurde,
lenkten die Aufmerksamkeit der maßge»
benden Kreise auf P., so daß er 1809
zum Director der in Trieft neu zu errich-
tenden Real' und Navigations-Akademie
ernannt und mit der Organifirung dieses
Institutes betraut wurde. Bald jedoch
kehrte P. nach Wien zurück, trug an der
damaligen Real'Akademie Chemie, Physik
und Naturgeschichte vor, und beschäftigte
sich gleichzeitig mit dem Entwürfe eines
Planes zur Errichtung des Wiener poly»
technischen Institutes, welchen er 1810
dem damaligen Hofkammei»Präsidenten
Grafen O'Donnel l überreichte. 1814
aufgefordert, einen dem eisten Plane ent»
sprechendenDetailplan auszuarbeiten, legte
er denselben schon nach einem Monate
vor, und wurde mit Allerh. Entschließung
vom 24. December 1814 zum Director
desneu zu errichtenden Institutes ernannt.
Im August 1818 berief Kaiser Franz
P. nach Paris, wo ihm eine bedeutende
Summe zum Ankaufe von Büchern,
Apparaten, Modellen u. s. w. für das Institut zur Verfügung gestellt wurde.
Seiner aufopfernden Thätigkeit gelang
es, das Institut schon am 3. November
1818 mit einer Rede, in welcher er daS
Programm und künftige Wirken Kessel»
ben klar und einfach darlegte, zu eröffnen.
Während der 38 Jahre, welche P. die
Stelle eines Directors des Polytechni»
cums bekleidete, war sein Augenmerk nur
auf das Gedeihen und Blühen desselben
gelichtet, und daß das Polytechnicum in
so kurzer Zeit ein Mufterinstitut für ganz
Deutschland wurde, ist nur der aufopfern»
den Thätigkeit P.'S zuzuschreiben. Konnte
er trotzdem vieles nicht so ausführen, wie
er es für gut fand, so ist ihm keine Schuld
beizumefsen,sondemnurbloßjenen,welche,
ohnehin unfähig, auf die Ideen P.'s eln»
zugehen, auch noch so böswillig waren,
die Ausführung defsen. was über ihren
geistigen Horizont ging, zu verhindern.
Außer seiner Thätigkeit als Organisator
und Director wirkte P. auch literarisch
in seinem Fache. Schon zur Zeit seines
Aufenthaltes im Hause des Grafen
Taaffe in Brunn erschienen einige Ar»
beiten P.'s, die gerechtes Aufsehen er»
regten. So veröffentlichte er 1804 eine
17 Bogen starke Schrift: „Ueber die
Fehler der Erziehung", in welcher, be-
sonders aber in dem Capitel: „Ueber die
Unwürdigkeit und Nachtheile der Erzie»
hungsstrenge, insbesondere der körper-
lichen Züchtigung", die humane Gesin»
nung und DenkungSart P.'S sich wohl-
thuend geltend macht. Die übrigen
Schriften P.'S sind meistens naturwissm»
schaftlichen Inhalts. Schon 18U3 gibt
P. im 19. Bande von Gilbert 'S
„Annalen" kurze Nachrichten über ein
damals noch gänzlich vernachlässigtes
Gebiet, nämlich über die Theorie des
Fluges der Vögel, mit welcher er sich
38 Jahre hindurch beschäftigte und die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon