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gewonnenen Endresultate in einer beson>
deren Monographie — die bibliographi
schen Titel der Schriften P.'S folgen
weiter unten — niederlegte. Wie die
Aufmerksamkeit anderer Naturforscher
so lenkte sich auch die P.'s damals den
sogenannten Imponderabilien zu, und
schon 4808 veröffentlichte er auch in
Oilbert'S „Annalen" die Abhandlung:
„Ueber die Identität von Licht und
Wärme". P.'s Tendenz war, die Im»
ponderabilien auf eine einzige Grundur-
sache zurückzuführen, zu welchem Zwecke
er viele Versuche anstellte, deren einer
ihn bald, zum Entdecker des Oersted»
schen Fundamentalfactums gemacht hätte.
P. hing nämlich schon im Jahre 1808
eine Zink», Kupfersäule an nicht gedrehten
Seidenfäden auf, um zu erfahren, ob sie
sich nach den Polen richte. Hätte er nun
die Säule geschlossen, so würde er gesehen
haben, daß sie
sich nicht, wie er erwartete,
von Norden nach Süden, sondern von
Osten nach Westen gewendet hatte. Ebenso
kannte P. schon 1811 die MagnetisiruM
deS Eisens durch den elektrischen Strom,
konnte aber doch nicht vorOersted und
Ampöre den directen Zusammenhang
zwischen Elektricität und Magnetismus
klar aussprechen. Bald nach der Eni>
deöung Oersted's erschien im67.Bande
von Gilbert 's „Annalen" eine Arbeit
P.'s: „Ueöcr die wahre Beschaffenheit
des magnetischen Zustandes des Schlie»
ßungsdrahtes der Volta'schen Säule",
wo er denselben als Transversalmagnet.
betrachtet und die neuen daran heobach.
teten Erscheinungen auf eine entsprechende
Weise darstellt, welche Arbeit nicht ver>
fehlte, die allgemeine Aufmerksamkeit auf
sich zu ziehen. Im 6. Bande von Geh.
len'S »Journal für Chemie, Meteorolo»
gie u. s. w." erschien eine Streitschrift
gegen die Abhandlung Avogadro's: „Ueber die Natur des elektrischen La>
dungszustandes, in welcher P. die Frank,
l i n'sche Theorie eines einzigen elektrischen
Fluidums in höchst scharfsinniger Weise
gegen die Symmer'sche Ansicht zu be.
weisen sucht. Im Jahre 1808 veröffem.
lichte er in demselben Journal eine Ab.
Handlung: „Beiträge zur elektrischen Me-
teorologie" , in welcher P. die Theorie
Volta'S über den Hagel widerlegt und
die schwachen Seiten derselben aufdeckt.
Um praktisch, weniger in der gelehrten
Welt als in weiteren Kreisen, zu nützen,
schritt er im Jahre 1813 an die Heraus»
gäbe eines „Kompendiums der Chemie
in ihrer technischen Beziehung", worin er
die Ergebnisse dieser Wissenschaft bis auf
die letzte Zeit mit großer Klarheit und
Einfachheit zusammengestellt hat. Noch
tiefer aber in die Praxis des Lebens griff
P. ein, als er, der Erste, das Wagniß
unternahm, im Vereine mit dem Profes»
sor der Mechanik am Polytechnicum,
Arzberger, den Versuch der Beleuch»
tung mit SteinkohIengaS in größerem
Maßstabe auszuführen. Da nun der
Versuch fast vollständig gelang, entschloß
sich P., die vielen, vom Auslande an ihn
gerichteten Fragen über diesen Versuch
mit seiner Schrift: „Anleitung für zweck»
mäßige Einrichtung der Apparate für die
Beleuchtung mit Steinkohlengas", welche
die erste stlbststündige über diesen Indu»
striezweig in Deutschland ist, zu beant«
worten. 1819 gründete P. die in Fach»
kreisen noch immer geschätzten „Jahrbücher
des polytechnischen Institutes" , welche
20 Jahre hindurch ununterbrochen e»
enen und in denen er selbst eine große
Anzahl seiner Arbeiten erscheinen ließ. Es
befinden sich in diesen 20 Bänden nicht
lveniger als 33 größere oder kleinere
Abhandlungen aus P.'s Feder, welche
theils den Zweck hatten, wichtige Tnt»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon