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sich jedoch auch nur ein einzigeSmal durch
irgend eine Interpellation oder Rede be»
merkbar gemacht zu haben. Die liiern»
rische Thätigkeit P.'s war eine sehr frucht»
bare. In Gemeinschaft mit seinem Bruder
Karl gab er eine Phanerogamen»Flora
Böhmens in lateinischer Sprache heraus,
bei welchem Werke ihn auch die bedeu»
tenosten Botaniker seiner Heimat, wie
Graf Friedlich Beicht old , Graf
C. Sternberg. Sykora u. A. leb-
haft unterstützten. 1822 veröffentlichte er
ebenfalls mit seinem Bruder die „^s-
illll'llls F''«^»««»", welches Werk aber bei
dem eisten Bande
stehen blieb, da es die
erwartete Verbreitung nicht fand. Nach
diesen beiden Arbeiten wandte
sich P. mit
besonderer Vorliebe der Aufgabe zu, die
öecho-slavische Literatur zu heben. So war
P. einer der Gründer der encyklopädi-
schen Zeitschrift „Trok", welche von
1821—1840 erschien, und welche eine
größere Anzahl Aufsätze aus P.'s Feder
enthält. In den Jahren 1822—1835
gab er unter Mitwirkung des Grafen
Friedrich Beicht old den »Hos^l-
na^" heraus. Die 196 Tafeln dieses
Werkes sind sämmtlich von ihm selbst ge°
zeichnet, und von seinen Schwestern
Therese und Clara coloriit. Da P.
aber in kurzer Zeit sah, daß das Werk
für den Umfang den es haben sollte zu
großartig angelegt sei, ließ er es fallen,
und gab einige Jahre später zwei klei»
nere Schriften heraus: „ ^«soisünzf -wÄ-
" und „I'oüllHo?,^' ^osiUna.
«'«) welche gleichsam einen AuSzug auS
dem 'größeren Werke bilden. Dem letzt,
genannten ist ein botanisch »terminolo»
gisches Wörterbuch in öechisch<lateinisch»
deutscher Sprache beigefügt. P. hatte
bei der Abfassung dieser Werke, besonders
bei der Nomenclatur mit fast unüber-
windlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Denn da es P. an irgend einer Quelle in
dieser Richtung, welche er hätte benützm
können mangelte und er
sich an den miß.
rathenen Versuch Oken'S, eine Nomen»
clatur auf deutsche Wurzeln bafirt, einzu-
führen, erinnern mochte, so sah er sich
gezwungen, theils aus der verwandten
polnischen und ruihenischen Sprache, die
etwa geeigneten Ausdrücke zu entlehnen,
theils ganz neue mitunter wohl fremd»
klingende Worte zu bilden, um sie als
Gattungsnamen zu gebrauchen. Ferner
übersetzte P. das geologische Weck des
französischen Naturforschers G. Cuvier
und fügte dieser Uebersetzung in einem
Anhange noch mehrere Abhandlungen,
nebst einer Biographie G. Cuvier's
hinzu. 1834 erschien sein„Hawsoiwo", d. i.
„Naturgeschichte derSäugethiere und sein
„AsT'ostoFl's üNHKnsT'a^oFl'a,", zwei mit
großem Fleiße gearbeitete Werke, welche
zeigen, daß P. es verstand, die Schriften '
Anderer zu seiner Zeit lebender Natur»
forscher mit Umsicht und Geschick zu be»
nützen und in welchen besonders die
böhmische Terminologie ein großes Ver»
dienst des Verfassers bildet. Gs ist zu be»
dauern, daß die meisten Weike P.'s für
die gelehrte Welt als verloren anzusehen
sind, da er fast alle in der wenig gang»
baren öechischen Sprache geschrieben. Mit
P.'s Professur war zu gleicher Zeit auch
die Direciorsstelle des Naturaliencabinets
der Präger Universität verbunden. Dieses
bestand anfänglich nur in einer Mine>
raliensammlung und in einigen sogenann»
ten Raritäten und Kuriositäten, aus dem
Bereiche der Zoologie. Nach vielen er»
folglosen Versuchen gelang es P. endlich,
im Jahre 1829, von der Regierung eine
jährliche Dotation von 160 fi. und 100 st.
als Reisegeld, zu naturhistorischen Tr>
Werbungen zu erhalten. Erst 1839 erhielt
er 1800 fl. und durch 10 Jahre hindurch
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon