Seite - 328 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Band 23
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Feind bei Fiorenzuola anzugreifen. Er
that eS und warf den Feind. Als ihn
jedoch der feindliche General Sev e io l l i
mit der Hauptmacht bei Cadeo erwartete
und die kleine Truppe sah, deren Ver.
wegenheit er doch bewundern mußte,
ging er zur Offensive über. P. befand
sich nun in einer höchst kritischen Lage;
Unterstützung war keine zu hoffen, da
das Hauptcorps zu spät von Parma auf.
gebrochen und eS von höchst nachtheiligen
Folgen sein konnte, wenn er daS Gefecht
verlor. Da griff denn P. zu dem alten
Mittel, das sich ihm schon so oft und stets
mit glänzendem Erfolge bewährt hatte.
Er stellte sich an die Spitze seiner Husza-
ren und stürzte mit Todesverachtung auf
den Feind, welcher diesen Angriff nicht
aushalten konnte und die Flucht ergriff,
nachdem daS Gefecht acht Stunden ge>
dauert hatte. Die neueingeleiteten Ope>
rationen versetzten P. bald darauf nach
Rubiera, wo er im Vormärsche nach
Castel Guelfo (Guelphenburg) eine höchst
schwierige Aufgabe löste. Der Feind
hatte am 7. März bei Reggio, 8000
Mann stark, hinter einem tiefen Wasser«
graben, welcher weder durchwatet, noch
umgangen weiden konnte, Posto gefaßt.
Alle Angriffe der österieichischen Truppen
waren vier Stunden hindurch vergeblich.
Da erbot sich P., dem Gefechte eine an»
dere Wendung M geben, indem er die
auf der Hauptstraße befindliche, aber mit
einem Verhaue geschützte und sehr stark
armirte Brücke mit dem Bajonnet neh>
rnen wolle. Er führte diesen Entschluß
niit einer Division Benjowsky>Infanterie
und einer Abtheilung Kavallerie, trotz
deS mörderischen Feuers, welches ihm
seine Ordonnanz und sowohl ihm, als
seinem Adjutanten die Pferde unter dem
Leibe tödtete, aus, stürmte die Brücke,
nahm den schwer verwundeten General Severo l l i und viele Officiere gefangen
und zwang den Feind, Reggio zu läu>
men und sich hinter den Taro zurückzu»
ziehm. Am 43. April desselben Jahres
ging P. mit der Avantgarde im Nnge-
sichte des Feindes über den Taro, stürmte
die nach Castel Guelfo führende ve»
schanzte Position und erzwang die Ver-
einigung mit der rechten Flügelcolonne,
wurde aber bei dieser Gelegenheit schwer
verwundet. Für diese ausgezeichneten
Dienste, besonders für seine tapfere Waf»
fenthat bei Rovigo, wurde P. mit Allerh.
Handschreiben ääo. Paris 1. Juni 1814
das Ritterkreuz des Maria Theresien»
Ordens verliehen. Am 28. März 1814
wurde P. mit seinem Regimente die Ehre
zu Theil, Papst P iusVI I . auö der fran»
zösischm Gefangenschaft zu übernehmen
und durch eine Division des Regimentes
über Parma nach Rom geleiten zu lassen.
Der Papst schmückte ihn dafür mit dem
Christus'Orden und schenkte dem Reg!»
mente eine kostbare Standarte, die sich
im Arsenale zu Wien befindet. Im Feld»
zuge 1815 wurde P. als mobiler Platz»
commandant im Hauptquartier des Fü»
stmS chwarzenberg und später als dir!»
girenderGeneral'AdjutantbeidemNrzhei'
zog Ka i l in Verwendung gezogen. Im
Jahre 1816 wurde P. mit Allerh. Hand.
schreiben vom 2. Juli in den öfterreichi.
schen Freiherrnstand mit dem Prädicate
Guelphenburg zur Erinnerung an
seine bei Castel Guelfo bewiesene Tapfen
keit erhoben. Jedoch nicht bloß im
Kriege, auch im Frieden leistete P. durch
seine hervorragenden Fähigkeiten seinem
Monarchen und seinem Vaterland« wich»
tige Dienste. Der October des Jahres
1824 brachte ihm den Generalsrang und
zugleich den Posten eines staatsräthlichen
Referenten bei der Justiz »Normalien»
Commission des Hofkriegörathes. 1832
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon