Seite - 352 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Band 23
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382 Prokesch-Ojten
mehrere Werke über seine Reisen von
4823 bis 1830 im Oriente heraus, deren
volle Titel weiter unten angeführt sind.
Zum Schlüsse deS italienischen Krieges,
1831, ging er als Generalstabschef nach
Bologna und begab sich von da auS im
folgenden Jahre zur Gesandtschaft nack
Rom. Mit diesem Jahre tritt P. in eine
n«ue Sphäre. Er schlug nämlich die
diplomatische Laufbahn ein, auf welcher
er bis zur Stunde in Wirksamkeit ist.
Die österreichische Negierung sandte ihn
im Jahre 1833 zu Mehmed A l i —
wo er auf der stürmischen Ueberfahrt nur
mit Mühe dem Tode entging — um
zwiscken dem Sultan und dem Vicekönige
im Namen Oesterreichs zu vermitteln.
Räch dem am 7. Februar 1833 erfolgten
Einzüge deS neuerwahlten KönigS Otto
uon Griechenland bestimmte die öster»
reichische Regierung 1834 den inzwischen
zum Oberstlieutenant vorgerückten P.
zum bevollmächtigten Minister am grie>
ckischen Hofe^ in welcher Stellung er als
gewiegter Diplomat und genauer Kenner
der griechischen Zustände in steter Oppo.
fition gegen England, Frankreich und
Rußland einen bedeutenden Tinftuß auf
die Geschicke Griechenlands bis zum
Jahre 1843 nahm. Auf diesem Posten
rückte P. 1835 zum Obersten, 1848 zum
General>Major vor, erhielt im Laufe
desselben Jahres das Commandeurkreuz
des k. k. österreichischen Leopold'Ordens
und wurde mit Diplom vom 1. Februar
184V in den erbländischen Freiherrnstcmd
erhoben, im Jahre 1848 aber zum
Feldmarschall-Lieutenant befördert. Im
März 1849 nach Wien zurückgekehrt,
sandte ihn Se. Majestät Kaiser Franz
Joseph I. auf Vorschlag des Ministers
Felix Fürsten Schwaizenberg als
außerordentlichen Gesandten und bevoll'
mächtigten Minister nach Berlin. P. hatte daselbst eine höchst schwierige Ltel.
lung. Es war zu der Zeit, als dem
König Friedrich Wi lhe lm IV. die
deutsche Kaiserkrone angetragen wurde.
Dem Ginftuffe P.'S gelang es nun, das
zu verhindern, wozu 20 Jahre später
(im Jahre 1871) Oesterreich selbst seine
Zustimmung gab. Im I . 1880 erfolgte
seine Ernennung zum geheimen Rathe und
im 1.1883 wurde er Nundes.Prästdial'
gesandter in Frankfurt a. M., wo es P.
als seine Hauptaufgabe betrachtete, die
geheime Mißstimmung, die zwischen der
österreichischen und preußischen Regierung
obwaltete, zu zerstreuen, den fast unver>
meidlichen Krieg abzuwenden und den
Frieden zu erhalten. i883 besuchte er
Paris. wo ihn der damalige Gesandte
Oesterreichs. Baron Hüdner sBd. IX,
S. 391), dem Kaiser Napoleon I I I .
vorstellte, welcher sich zu nicht geringem
staunen der übrigen Diplomaten über
eine Stunde auf die herzlichste Weise mit
P. unterhielt. Seit 20. December 1385
fungirt P. als Iuternuntius und bevoll'
mächtigter österreichischen Minister bei der
hohen Pforte in Constantinopel und be<
kleidet diesen Postm bis zur Stunde.
Während dieser Zeit wurde er am
18. April 1861 zum lebenslänglichen
Herrenhausmitgliede und am 26. Octo>
ber i863 zum k. k. Feldzeugmeister er»
nannt. P. ist nicht nur ein gewiegter
scharfblickender Staatsmann, gewandter
Diplomat und ausgezeichneter Militär,
sondern er vereinigt außerdem noch den
Gelehrten und begabten Poeten in seiner
Person. WaS seine Dichtungen anbe»
langt — von denen er als Fähnrich im
Jahre 1813 mit einem Gedichte auf
Korner's Tod im Gratzer „Aufmerk-
samen" debutirte — so find nur einige
wenige dem Feuertode, zu welchem er
selbst die meisten — darunter mehrere
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon