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Prünay
schaftliche Reisen. Er besuchte Deutsch»
land, Frankreich, Schweden, Dänemark
und die Niederlande, und wandte sein
Hauptaugenmerk auf die in den einzelnen
Staaten bestehenden wissenschaftlichen In>
stitute. I n seine Heimat zurückgekehrt,
widmete er sich ganz den Wissenschaften,
wobei ihn die von seinem Großvater
Gabr ie l ererbte Bibliothek wesentlich
unterstützte. Zu derselben Zeit beschäftigte
er sich auch mit literarischen Arbeiten,
vorzüglich über ungarische Verhältnisse,
die größtentheils in ausländischen Blät>
tern erschienen sind. Im Jahre 4848
abermals von dem Comitate Thurocz
zum Deputirten gewählt, nahm P, je»
doch nur bis December g. I . an den
Berathungen der Nationalversammlung
Theil. I n der Folgezeit lebte er
zurückgezogen seinen Studien oder auf
Reisen. I n dem denkwürdigen Landtage
von 1861 schloß sich P. im ungarischen
Oberhause in der Sitzung vom 17. Juni
der von Deak im Nnterhause entwoife»
nm Adresse an. I n seiner daselbst zu
diesem Zwecke gehaltenen Rede verlangt
P. nach Aufzählung alles Dessen, was er
selbst trotz seinerLoyalität erlitten, daß man
die Fundamentalgesetze, die pragmatische
Sanction, den Artikel 1l) vom Jahre
17!) 1 und die auf der Basis der Rechtö-
gleichheit und Reciprocität beruhenden
Gesetze deS Jahres 1848 aufrecht erhalte,
wahre und hiedurch die RoMtutio in
intsArum erwirke. Nachdem er die Maß»
regeln der cisleithanischen Regierung in
schonungsloser Weise besprochen, führte
er noch folgende Thatsachen, welche
jedem constitutionellen Principe entge»
genstehen, an. „Tin Gactor des Absoln»
tismuö", ruft er, „ist feiner die Bestim»
mung der Landessteuer, welche im Wider»
spruche mit unseren klaren Gesetzen, ja
mit Ignorirung des Reichstages ausge- worfen und eben im Momente durch mili>
tärischeMacht eingetrieben wird, wasdenn
doch wahrlich die wahrhafteste Satyre auf
das constitutionelle Leben ist. Ein ferne»
rer Factor des Absolutismus ist weiter
die Feinhaltung und die Verbannung
jener-unglücklichen Compatrioten, welche
sich für die sanctionirten vaterländischen
Gesetze opferten. Gin anderer Factor ist
auch die Einführung der Monopole; ein
solcher Factor ist schließlich die ganze
Verwaltung des Landes, insofern diese
nicht im Sinne der 48ger Gesetze durch
ein ungarisches verantwortliches Ministe»
rium gehandhabt wird." Zum Schlüsse
seiner Rede bemerkt P., daß es wohl
möglich sei, daß die Adresse keinen Erfolg
haben und daü alte Negierungssystem
bleiben wird, daß aber die Basis, auf
welcher sie beruhe, die Bajonette, eine
sehr zweischneidige Waffe sei, dis sich
auch gegen die Negieiung selbst wenden
könne, wobei Redner auf Italien hin»
weist und die Meinung ausspricht, daß
nur die Liebe und das Vertrauen eine
sichere Grundlage der Regierung bilden,
und, wenn Ungarn auch keine Gegen-
wart habe, ihm doch eine schöne und
glorreiche Zukunft gewiß sei. P. ist unter
den Magnaten Ungarns einer der groß»
ten Pfleger der schönen Künste und Wis>
senschaften. Schon als Knabe zeigte er
nicht nur große Vorliebe für Musik, son>
dem componirte auch selbst, und seine
ungarischen Musikstücke — in Wien bei
Diabel l ! , nicht, wie es bei Danielik»
Ferenczy heißt, Drabe l l i , gedruckt
— ernteten großen Beifall. Nach seiner
im Jahre 1849 erfolgten Ueberstedlung
nach Pesth erwählte ihn der dortige Ge»
sangsverein zum Präsidenten und derselbe
verdankt es auch den Bemühungen P/s,
daß er ein Konservatorium erhielt, an
welchem jetzt sechs Lehrsitze für Musik
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Band 24
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Prokop-Raschdorf
- Band
- 24
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon