Seite - 28 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Prokop-Raschdorf, Band 24
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altadeligen Familie Mähren«. Mit seinem
Zöglinge, der sich nach Wien an die Uni«
versitöt begab, um hier die Rechte zu
studiren, kam P. abermals nach Wien
wo ei zugleich mit demselben die rechts
und staatswissenschaftlichen Vorlesungen
hörte. Nachdem er die Erziehung seines
Zöglinges vollendet, zog sich
P. mit einer
«iner kleinen Pension nach Teschen zurück
und wurde nun hier Religionslehcer a>
der Normal-Hauptschule, zugleich auch
Leiter der dortigen Lehrer-BildungSan
stalt, und gab auch unentgeltlich Unter
richt in der französischen, englischen und
italienischen Sprache. Das Vertrauen
seiner Mitbürger wählte ihn bald in die
Gemeindevertretung, welchen Posten P.
durch 13 Jahre bekleidete, ohne die ge
lingste Entlohnung anzunehmen. Gar
viele Entwürfe für den Gemeinderath,
so jener der Teschner Sparcassestatuten
u. a., flössen auS P.'s Feder. Schon
während dieser Zeit gab P. den größeren
Theil seines kleinen Vermögens, das er
sich im Laufe der Jahre erspart, zu vier
Stipendien hin, wovon drei für daS
Gymnasium und eines für Volksschul-
lehrer, alle ohne Unterschied der
Konfession, bestimmt waren, tzür
seine großen Vndlenste um die Gemeinde
und um den Unterricht wurde er im
Jahre 1860 mit dem goldenen Verdienst,
kreuze mit der Krone ausgezeichnet und
bei den ersten Wahlen für den Landtag,
welche auf das Februarpatent von 1861
folgten, sandte ihn die Landgemeinde Te>
schen-Freistadt.Iablunkau als Abgeord-
neten in den Troppauer Landtag, obwohl
P. ein katholischer Priester und die vor-
wiegende Mehrzahl der Wähler Prote-
stauten waren. In seiner Stellung als
Abgeordneter war P. irr überraschender
Weise thätig, aber in den Ergebnissen
seiner Thätigkeit nicht eben glücklich. Im Jahre 1863 sandte er an den damaligen
Staatsminister Ritter von S ch m e r l i n g
und an den Cardinal.Erzbischof von
Wien, Ritter von Rauscher, eineDenk»
schrift, in welcher er die in derselben vor»
geschlagenen Reformen auf kirchlichem
Gebiete als höchst nothwendig und zeit-
gemäß einer genauen Prüfung zu unter,
ziehen bat. P. befürwortete in derselben
die Aufhebung des ConcordateS
unddeSCölibates,Unabhängig»
keit der Schule von der Kirche,
freie Wahl der Seelsorger durch
ihre Kirchengemeinden, die Ne>
gründ ii ng einer eigenen üsterrei»
chifchen Kirche unter einem eige»
ncn Oberhaupte mit dem Sitze
in Wien. Die Antwort, welche P. aus
dieses Sendschreiben erhielt, bestand in
einer strengen Rüge von Seile seines
Kirchenoberen. deS Fürstbischofs von
Breölau, verbunden mit dem Verbote, in
dieser Richtung je wieder etwaS mündlich
wch schriftlich zu veröffentlichen. Neben»
bei mußte er aber auch noch durch die
öffentliche Ablegung des tridentinischen
Glaubensbekenntnisses, wodurch er die
Denkschrift widerrief, seine treue kirchliche
Gesinnung bethätigen. P. unterzog sich
dieser Kircheubuße ohne Widerrede und
die Ceremonie erfolgte am 1. Mai 1363.
Die Lcmdtagssession des folgenden Iah«
reS 1864 brachte ihn abermals in einen
harten Conflict mit dem bischöflichen Dr»
dinariate. Die Ursache desselben war
eine Rede, die P. in der 10. Sitzung deö
Troppauer Landtages, am 18. März
»4, anläßlich der Debatte über die
Errichtung von Ackerbauschulen hielt. I n
oieser Rede warm nun einzelne Beiner»
?ungen enthalten, welche, da die Wahr»
heit nicht immer gern gehört wird,
Mißfallen am betreffenden Orte erregten.
P. sagte darin u. a., daß die Priester in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Band 24
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Prokop-Raschdorf
- Band
- 24
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon