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Püttner Pi'ittner
C a r l gedeutet. Sein Vater Johann
Kar l P., aus dem deutschen Fürsten»
ihume Neuß-Schleiz-Greiz gebürtig, stand
als Officier in kais. österreichischen Dien>
sten und ließ sich nach beendeten französi-
schen Kriegen in Plan nieder. Die Iu-
gend verlebte der Sohn in Prag, Leit»
merih, dann in Pilsen, das Gymnasium
besuchte er zu Eger und seit seinem
16. Jahre widmete er sich der Kunst.
Zuerst wurde er als Lehrling in einer
bei Karlsbad gelegenen Porzellanfabrik
aufgenommen, in welcher er sechs Jahre
hätte verbleibe» sollen, aber schon im
zweiten Jahre trieb ein höherer Drang
den Jüngling von hinnen, und ohne
Mittel, ohne Empfehlung, auf seinen
eigenen Stern vertrauend, begab er sich
nach Wien. Hier warm nun die ersten
Jahre eine traurige Zeit des Ringens
und Kampfes nm den nöthigen Lebens'
unterhalt; ci übermalte Bilder in Oel,
uortratirte Köchinen und Schneidergesel-
len um zwei, ja um einen Gulden, fer-
tigte Oelminiaturen und Aquarelle«, co»
yirte Landschaften und andere Bilder,
kurz dieß und jeneü, wie es die Noth und
der Augenblick mit sich brachten. Endlich
schien dem jungen und talentvollen Kunst-
ler das Gluck zu lächeln, er kam alü
Z eichmmgslehrer in das Hans der Grafen»
familie Zichy, welche auf ihrem Schlosse
Lang im Stuhlweifsenburger Comilate
in Ungarn sich aufhielt. Daselbst lebte
P. durch drei Jahre. 4842—1843, sor»
genlos, ganz in seiner Kunst aufgehend,
Mannigfaches schaffend und vornehmlich
an den reichen Schätzen der Natur sick
selbst bildend. I n dieser Zeit malte P.,
wie es die Umstände mit sich brachten,
vorzugsweise Landschaften. Aber obwoh!
aller Sorge entbunden, fand er doch in
diesem Leben als Künstler kein Genügen
und kehrte im Jahre 1848 nach Wien zurück, mit dem festen Entschlüsse, sich
ernstlich zum Künstler zu bilden. Mit
einer wahrend seines Aufenthaltes in
.Ungarn ersparten Summe beschloß er
nach Ilalien zu reisen und führte im
Sommer 1846 sein Vorhaben ans. Als
er auf diesem Zuge in's gelobte Land der
Kunst zum ersten Male das Meer sah,
war sein Entschluß gereift, Marinemaler
zu werden. In Rom selbst war mit dem,
Regierungsantritte Papst Piuö 7X. das
Morgenroth einer neuen Zeit angebro»
chen und P., damals 23 Jahre alt, lebte
— obgleich es auch da nichl an Sorgen
und Entbehrungen fehlte — ganz in sei-
ner Kunst. Seine materiellen Mittel aber
gestatteten es ihm nicht, über das Jahr
1847 hinein in Nom zu bleiben. Er
kehrte demnach nach Wien zurück, wo er
sich — als der einzige dort weilende
Marinemaler — bald einen Namen
machte. Die Bestellungen — namentlich
von Seite der Kunsthändler — häuften
fick, und obwohl diese „Macene der
Kunst" dem jungen Maler, wie sie es
jedem anderen thun, der von ihnen ab-
hangt, das Fell über die Ohren zogen,
verdiente er doch ganz anständige Sum»
me». Auch kaufte um diese Zeit schon der
österreichische Kunstuecein ein paar Bilder
des Künstlers. Viele von seinen Gemnl»
den gingen sogar in's Ausland, besonders
nach Nußland. Längst von dem Dränge,
die Welt zu sehen, erfüllt, machte er im
Herbste des Jahres 1830 Nrnst, verkaufte
all sein bewegliches Gut nnd wendete sich
dem Norden zu. I n Hamburg machte er
zuerst Halt, Empfehlungen eines Freun»
dea öffneten ihm dort die ersten Hauser.
Von Hamburg machte er einen Aussiug
nach Helgoland. wo er bis tief in den
Winter verweilte und Studien und grö»
ßere Bilder vollendete. Nacd seiner Rück'
kehr nach Hamburg häuften sicd die Nc»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Band 24
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Prokop-Raschdorf
- Band
- 24
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon