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benen Gutes, welches er im Jahre
bald nach seiner Vermälung mit Therese
Walter ssehe d. Folg. S. 77), der
gräflichen Familie Szecsenyi abgekauft
hatte. Daselbst lebte P. seinen litcrari°
schen Arbeiten und agronomischen Be°
schäftigungen, bis ihn die Ereignisse des
Jahres 1848 wieder auf den politischen
Schauplatz riefen. Bald, nachdem die
Pesther Revolution vom 18. März 1848
gesiegt, in Folge dieses Sieges die alten
Beamten weichen mußten und das im
April ernannte neue Ministerium auch
neue Beamten berief, wurde P. in der
Zwischenzeit von dem Erzherzog-Palatin
Stephan zugleich mit Klauzal und
Szemere zum Regierungscommissär mit
AusnahmZgewalt ernannt. Die Aufgabe
dieser Regierungscommifsäre war, da nach
dem Siege der Revolution im ersten
Momente eine Stockung der behördlichen
Functionen eingetreten war, die Ruhe
und Ordnung im Lande zu erhalten und
das nicht unerhebliche Verdienst der Un>
terdrückung des Iudenkrawalls in Stnhl-
weiffenburg wird vornehmlich Pulszky
zugeschrieben. Im April wurde P. zum
Nnte»Staatssecretar im Finanzministe-
rium und zum Protokollführer in den
Ministerconferenzen ernannt; im Mai
ging er als Unte»Staatssecretär des un.
garischen Ministeriums der auswärtigen
Angelegenheiten nach Wien und besorgte
daselbst, wahrend sein Minister Paul
Fürst Eßterhäzy dem Kaiser nach
Innsbruck folgte, die Geschäfte im aus»
wärtigen Amte. In dieser Stellung be>
einflußte P. mit Erfolg die öffentliche
Meinung und die Wiener Presse, sorgte
auch für die Waffensendungen aus Bel»
gien nach Ungarn. Die fürchterlichen Be>
schuldigungen, welche Levitschnigg in
seinem Wecke: „Kofsuth und seine Ban-
nerschaft", Bd. I I , S. 31—34, gegm Pulszky erhebt, dürfen wir hier nicht
wiederholen. Darüber muß die auf den
genauesten unumstößlichen Quellen spate:
gearbeitete Geschichte erst ihr letztes Wort
sprechen. Am 8. October 1848 wurde
P. durch ein kaiserliches Handschreiben
seines Postens in Wien enthoben und
nach Äusbruch der Wiener Revolution
am 6. October verließ P. noch am Abend
dieses fürchterlichen Tages Wien und be-
gab sich nach Pesth. Alsbald aber schickte
ihn das Ministerium, seine kaiserliche
Tnthebung nicht beachtend, in seiner
vorigen Eigenschaft wieder nach Wim,
welches er aber Ende October wieder
verließ. um dem Pesther Parlamente
des Marschallö Wind isck-Grätz
geflügeltes Wort: „mit Rebellen un-
techandle ich nicht" , zu hinterbrin-
gen. Nacb seiner dießmaligm Rücki^hr
nach Pesih übernahm P., als nach der
Verlornen Schlacht bei Schwechat das
zweite ungarische Ministerium: Kasimir
Graf Batthyany Auswärtiges, Paul
Nyäri Inneres, Ludwig Kossnth Fi>
nnnzen, L. M « szaros Krieg. B. Sze»
mere Justiz, Ladislaus Madarä.sz
Polizei, gebildet wurde, das Ministerium
des Handels, in welcker Eigenschaft er
namentlich für Herbeischassung der Ma»
terialien zur Pulverbereitung thatig
war. Sobald sich die Kunde der russischen
Intervention verbreitete, verließ P., wie
es heißt, von Kossuth abgeschickt, um
bei den fremden Regierungen die Neu»
tralisirung dieser Intervention zu bewir-
ken, Ungar» und gelangte über Galizim,
wo er verhaftet ward und sich durch die
Flucht dem traurigen Geschicke entzog,
das ihn damals sicher erreicht hätte, in's
Ausland und endlich nach Paris, wo er
mit dem Grafen Teleki zusammentraf,
und als dieser nach Belgien abreiste, die
Geschäfte der dortigen Stellung des letzte»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Band 24
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Prokop-Raschdorf
- Band
- 24
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon