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Purgstall
12. Februar 1772. gest. zu Florenz
22. März 1812). Der einzige Sohn
des Grafen Johann Wenzel ss. d.
Vorigen^ aus dessen Ehe mit Ju l ie
gcbornen Gräfin Rinds maul. Erst
12 Jahre alt, verlor er seinen Vatcr,
den an seiner Seite auf der Reise ein
plötzlicher, Tod ereilt hatte. Die Sorg-
fält der Mutter leitete seine Erziehung,
welche tüchtige Lehrern anvertraut war.
Im Alter von 17 Jahren machte er eine
Reise an verschiedene deutsche Hofe und
zur Kaiserkränung Leopold's I I . in
Frankfurt, wo er zwei Männer kennen
lernte, mit denen er durch sein Leben in
inniger Verbindung blieb, nämlich den
berühmten dentscben Geschichtschreiber
Johannes von Mül ler ^Bd, XIX,
S. 360) und den nachmaligen ReichSre-
ferendarius Peter Freiherrn von Frank
sBd. IV, S. 327). Auch fühlten sich der
Churfürst von Cöln, der Hock» und
Deutschmeister Erzherzog Maximi l ian
von dem Wesen des jungen und liebens»
würdigen Grafen so sehr angezogen, daß
er ihn während der Krönungsdauer zu
seinem Kammerherrn erwählte. Nach
seiner Rückkehr in die Heimat setzte P.
seine Studien fort, bereitete sich für den
Staatsdienst vor, übernahm die Vermal«
tung seiner drei Herrschaften Hainfeld.
Riegeisburg und Nadkersburg, und be-
gab sich für mehrere Jahre in die zu jener
Zeit als deutsche Musensitzc gepriesenen
Städte Jena, Göttingen, Weimar. Ferner
besuchte er Dresden, Berlin, Marburg.
Wieland wurde sein väterlicher Freund
und sein täglicher Umgang. Kant zog
ihn nach Königsberg, mit Goethe,
Herder, Lauater u. A. trat er in
brieflichen Verkehr, und fast ein zweites
Heim fand er bei den Grafen Stolbcrg,
mit denen er lange nocb nach seiner
Rückkehr im innigsten brieflichen Verkehre blieb. Nach einem längeren Aufenthalte
in Dänemark begab er sich nach London
und besuchte von da aus die wichtigsten
Städte und Gegenden der drei König»
reiche. In Schottland holte er sich die
Gefährtin seines Lebens , die 'mit allen
Vorzügen des Geistes und deS Herzens
ansgestaticteIoh an na Anna aus dem
alten Geschlechte der Cranstoun, welche
ihren Stammbaum von Ludwig dem
Heiligen (gest. 1270) ableiten und
das, Blut der Capetinger, englischer und
schottischer Könige in sich tragen. Nacb
einem längeren Aufenthalte in Groß»
britannien kehrte P. nach dem Friedens-
schlufse von Campo formio über Paris
in seine Heimat Steiermark zurück. Nun
ti,at er in den kaiserlichen Staatsdienst
und diente ohne Gehalt zuerst als nieder»
österreichischer Regirungssecretär, dann
Hofsekretär bei der Finanzhofstelle durci>
mehrere Jahre. Sein Haus in Wien wac
der Sammelplatz „alles dessen, was",
wie sein Biograph scbreibt „auf höhere
Nildung, auf gediegenes schriftstellerisches
Streben und vaterländisches Gefühl An«
spiuch machte". Unter den vielen Ausge-
zeichneten scien hier unr die Ausge»
zeichnetstm, wie Mori.z Graf Dietrich,
stein, Degenfeld, General Steig en>
tesch. Johannes von Müller, Peter
Freiherr uon Frank, Friedrich uon
Genz, Freiherr uo'nH o rm ayr, Heinrick
von Coll in, Joseph von Hammer g«.
nannt. Im Jahre 1807 kam P. als
Gubernialrath nach Steiermark, wo er
sich im Jahre 1809 mit aller Begeisterung
bei der Errichtung der Landwehr bethei«
ligte. Kaum hatte er in dieser Angelegen«
heit die so tief in die Geschicke des Kaiser-
staates eingriff, energische Thätigkeit ent>
faltet, als er Anfangs April zur General-
Intendantur der Armee deö Erzherzogs
Johann berufen wurde. In Padua
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Band 24
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Prokop-Raschdorf
- Band
- 24
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon