Seite - 108 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Prokop-Raschdorf, Band 24
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nen: „ GpiSüden nn« GesternichZ runstitntillnellem
Uebln" (Prag, Crednei 8°.) und „Nn
für «ich lwi! im ZtlllltZiierbllnl,e Mit Oesterreich"
(ebd.). Beide Schriften, als politische
Glaubensbekenntnisse eines Ungars, sind
interessant und behandeln die wichtigster
politischen Tagesfragen mit Freimuth
und einer in Hinblick auf den ungarischen
Autor bemerkmswerthen Unbefangenheit.
Sie waren noch vor der Suspension der
Februarverfassung vollendet, und erst als
sie gedruckt waren, erfolgte der Rücktritt
des Ministeriums Schmerling. Mit
großer Entschiedenheit spricht sich P.
gegen das Nat ional i tä ts 'Pr inc ip
als Moment der Staatenbildung aus.
„Für Oesterreich", schreibt er unter An-
derm „könnte nichts gefährlicher sein,
als die Verwirklichung der Idee, welche
der Nationalitätsfrage unterschoben
wurde, nämlich die der politischen Selbst
ständigkeit für jede Nation. Wenn der
Staat mehrere Nationalitäten in sich be
greift, so läßt sich ein günstiges Verhält,
niß nur insofern darin finden, als die
Mannigfaltigkeit der verschiedenen Volk's»
Individualitäten eine gegenseitige An°
regung, Ergänzung und Förderung des
Gesammtlebens ist. Es kann aber ebenso
gefährlich werden, wenn die Individuali.
tät zu einem centiifugalen Particulcms»
mus sich ausbildend, nach Auflösung und
Trennung ringt". — Ueber Ungarn sagt
der Verfasser: „Eine Losreißung Ungarns
uon Oesterreich müßte man unter den
gegenwärtigen Verhältnissen für eine
politische Selbstentmannung erklären,
denn Ungarn erfüllt jetzt weniger als je
die Bedingungen einer großen selbststän»
digm, staatlichen Existenz. Von Oester»
reich völlig getrennt, von seinen alten
anhängenden Ländern, und selbst von
Siebenbürgen wenig geliebt, würde es
bei seiner binnenländischen Lage bald dem DruckeRußlcmds unterliegen. Mit Oester.
reich in einer bloßen Personalunion
stehend, würde es dieses so schwächen,
daß es seiner Aufgabe als europäische
Großmacht nicht mehr gewachsen bliebe.
Uebrigens handelt es sich bei den Ungarn
nicht um diese Anwendung des National»
Princips. Die ungarische Nationalität
ist nur ein historischer Begriff für die Be>
wohner des alten Königsceichö Ungarn,
und umfaßt neben den Magyaren vec»
schiedene slavische Stämme, Deutsche.
Rumänen, Serben und Bruchtheile von
anderen Völkerschaften. Dieselbe Scbwie»
rigkeiten, die sich jetzt der Consolidirung
Oesterreichs entgegensetzen, würden sich
in einem noch vergrößerten Maße in
Ungarn wieder finden, wenn man da eine
magyarische Herrschaft begründen wollte',
es ist mit Gewißheit zu vermuthen, daß
sich wie im Jahre l848 in den anderen
ungarischen Volksstämmen sehr bald eine
starke Opposition erheben würde." —
In der zweiten Brochure: „A»Mii tnr
sich mit! im FtantllllN'Ixttiür mit Orütermch",
führt der Verfasser seine Anschauungen
über Ungarn und dessen Verhältniß zum
Reiche umständlicher aus. — Von dem»
elben Verfasser sollten später im näm»
lichen Verlage noch zwei andere Schriften,
worin die Geschichte der Deutschen in
Ungarn und Siebenbürgen behandelt
war, erscheinen. Die veränderten politi»
chen Verhältnisse scheinen jedoch die
Veröffentlichung derselben vereitelt zu
haben.
Neues Fremdtnblat t (Wien, 4«,) l8<!3,
Nr. 384: „Corresftondcnz MIL Prass äüo.
1, October 186!,".
Putllliowicz, Joseph Aloiü (gelehrter
Theolog, geb. in Galizien, Geburts>
jähr unbekannt, gest. zu Krakau im
Jahre 1788). Nach vollendeten theolo-
schen Studien erlangte er die philoso-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Band 24
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Prokop-Raschdorf
- Band
- 24
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon