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Pyrker Pyrker
alle Klostergebaude bis auf dle Josephs»
eapelle in Asche legte. Dieser Unfall brach
den Muth des Abtes Joseph, der im
December 4811 in Graz starb. Nun
wurdeP., damals noch Pfarrer in Türnitz,
als Prior und Administrator in das Stift
berufen und dann bei der am 8. Juli
1812 stattgehabten Versammlung des
Konvents zum Abt gewählt. Sechs
Icchre bekleidete P. die Abtswürde und
obwohl in dieser Periode das Stift von
manchem schweren Ereignisse: im 1.1813
von großen Ueberschwemmungen, im I .
1814 von Verheerung der neuerbauten
Stallungen des Stiftes durch Feuers-
brunst — heimgesucht wurde, blühte es
doch unter Abt Pyrker's energischer
Leitung von Neuem auf und zählen die
Tage seiner Prälawr zu den glanzvollsten
desselben. I n alle Zweige der Vermal»
tung kam neues Leben; die Bibliothek
wurde neu geordnet und dotirt, ein
Naturalien» und technologisches - Cabinet
errichtet, eine Gemäldesammlung ange-
legt, Anlagen geschaffen i unter diesen letzte»
ren der schöne Wafferfall des Lassingbaches
bei der Ortschaft Wienerbrückl, der bisda»
hin unbekannt geblieben, nun dem Publi»
cum zugänglich gemacht wurde, u. dgl. m.
Die Finanzen des Stiftes und die ganze
Verwaltung desselben befanden sich in
musterhafter Ordnung, als am 14.August
1818 P.'s Ernennung zum Bischöfe von
Zips erfolgt war. Durch diese Ernen.
nung kehrte P. in seine Heimat Ungarn
zurück. Nur drei Jahre bekleidete er diese
kirchliche Würde, auch auf dieser Stätte
seiner Wirksamkeit Spuren seines edlen
Herzens und Humanismus zurücklassend.
Unter diesen ist vor Allem der von ihm
gemachten Stiftung eines Dorf°Schul>
lehrer»Seminares zu gedenken. I m Jahre
1821 berief ihn Kaiser Franz I. auf'
den Patriarchensitz nach Venedig, den er durch sechs Jahre einnahm und sich dort
um das Armenwefen und die Wohl»
thätigkeitsanstalten der Lagunenstadt so
große Verdienste erworb, daß die zur
Ueberwachung des Armenwesens bestellten
fünfzehn Männer „Huinäsoiin vii-i" sein
Andenken durch eine Medaille ^sieheQuel»
len S. 124, VI. Medaillen) verherrlich-
ten, welche ihm zu Ehren geprägt wurde.
Im Jahre 1827 ernannte ihn Kaiser
Franz zum Grzbischof von Eclau, welche
Würde — mit Belassung des Patriar»
chen.Titels — P. bis zu seinem Tode
bekleidete. Als Grlauer Erzbischof begann
P. im Jahre 1831 den Bau einer neuen
prächtigen Kathedrale, deren Einwei»
hungsfeier auch durch eine Denkmünze
verewigt wurde, ferner gründete er auch
in Erlau ein Dorf»Schullehrer>Seminar
und eine Zeichenschule. Zur Herstellung
seiner angegriffenen Gesundheit besuchte
der Kirchenfürst zu wiederholten Malm
die Thermen von Karlsbad und Gastein,
an beiden Orten Spuren seines segenö»
reichen Verweilens hinterlassend f^iehe
S. 123, IV. Stiftungen^ wie denn auch
das Wiener Blindeninstitut mit dem Ge>
schenke seines in der Renngasse gelegenen
Hauses eine ansehnliche Spende erhalten
hat. Neben diesen Werken seiner Huma>
nität hat sich aber der edle Kirchenfürst
noch ein weiteres Andenken begründet
durch seine Dichlungen, die ihm unter
allen Umständen eine bleibende ehrenvolle
Stelle nicht blos auf dem österreichischen
sondern überhaupt auf dem deutschen
Parnaß sichern. Schon im Jahre 1810
trat P. mit mehreren dramatischen Dich»
tungen, welche Stoffe seines engeren
Vaterlandes, Ungarn, behandeln, vor das
Publicum. Sie erweckten jedoch geringe
Theilnahme. Anders war es mit der
großen epischen Dichtung „Tunisias"
ftie bibliographischen Titel seiner Werke
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Prokop-Raschdorf, Band 24
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Prokop-Raschdorf
- Band
- 24
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon