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R.
Uasner, Loienz (Ka l l ig raph, geb.
bei Schlapanitz im Brünner Kreise in
Mähren 22. April 1804, gest. zu Wien
20. Apiil 1854). Seine Eltern besaßen
in Rimnersdorf eine kleine Wirthschaft,
welche sie im Sommer bebauten, während
sie im Winter mit Zwirn und Leinwand
nach Wien und Brunn handelten. Wäh>
rend einer solchen Geschäftsreise wurde
R. von seiner Mutter geboren. Den Va-
ter verlor er, als R. kaum sieben Jahre
alt war, die mittellose Mutter mußte nun
die Wirthschaft verlassen und übersiedelte
mit ihrem Knaben nach Wien, wo
sie mit Zwirn lind Leinwand, welche sie
aus Schlesien bezog, haufirte und so ihr
und ihreS Kindes Leben fristete. Der
Knabe besuchte zu>jener Zeit die Schule
in dei Leopoldstadt, in seinen freien
Stunden aber, und besonders bei Nacht-
zeit, ließ er sich als Kellnerjunge verwen»
den, um sich von den erhaltenen Trink»
geldern die erforderlichen Schulbücher zu
kaufen. Grst später, als die Lehrer auf
den fleißigen und geschickten Knaben auf»
merksam wurden, erhiell er kleine Unter-
stühungen, die seine ärmliche Lage eini>
germaßen erleichterten. Zu jener Zeit lag
der Schreibunterricdt noch ziemlich im
Argen und eine schöne Schrift, eben weil
sie selten war, galt als eine Empfehlung.
R., der ein besonderes Kunsttalent in
dieser Richtung besaß, verlegte sich mit
Nifer auf die Ausbildung desselben und
vervollkommnete eS immer mehr, nach»
dem er nach beendeten Normalschulen in
v, Wurzbach, biogr.Lrnkon, XXV. die Pädagogik eingetreten war, in wel'
cher er, wie auch in der Sountagsschule,
zur Aushilfe im Schreibuntecrichte ver»
wendet wurde. Den Unterricht in der
höheren Kalligraphie genoß er bei Pro»
fessor Hirsch an der f. k. Universität,
der ihn dann auch durch zehn Jahre als
unentgeltlichen Assistenten (!) bmühte. Sei»
nen eigenen und seiner Mutter Lebens»
unterhalt bestritt er in dieser Zeit durch
Privatunterricht und durch ein pädago»
gisches Stipendium. Allmälig brach er
sick Bahn, kam als Schreiblehrer in
Häuser des hohen Adels, in verschiedene
Erziehungsinstitute und wurde 1832 end>
lich Professor c>n der k. k. Universität,
im Stadtconvicte, in der orientalischen
Akademie und Assistent an der Obe»
Realschule im polytechnischen Institute,
und als später, um daS Jahr 1330,
diese Ober-Realschule aufgelassen und
dafür die sechsclassigen ObeoRealschulen
auf der Landstraße und am Schottenfelde
errichtet wurden, Professor der Kalligra«
phie an ersterer. Groß ist die Zahl der
kalligraphischen Arbeiten und Diplome,
dle aus seiner Feder hervorgingen, und
sind von seinen kalligraphischen Blättern
besonders bemerkenswerth die von ihm
im Jahre 1839 ausgestellten: „Her Enn-
chn", nach dem Gedichte von Schil ler,
„3>ei Fizcher", nach dem Gedichte von
Goethe, „Nie Vlll5te5in!>ne°, ,3il Ml-
n«tehnng" u. m. a. Nach den von ihm
gestochenen Vorschriften wurde in der
ganzen Monarchie der Schreibunterricht
, Sept, 4
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon