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Nasumofsky 8 Nasumafsky
thar ina gerichteten Ultimatum nichts
Geringeres als Nasumofsky'S ,exem-
plarische Bestrafung" verlangte. Gegen
Ende des Jahres 1793 wurde R. zum
russischen Gesandten am Wiener Hofe
ernannt. I n Wien, von einer glänzenden
Aristokratie umgeben, bei der Regierung
in besonderer Gnade und einer bedeuten-
den, einflußreichen Stellung sich bewußt,
wurde R. bald so heimisch, daß er dem
Wunsche nicht widerstand, sich dort an»
zusiedeln und daselbst dann noch zu ver-
bleiben, nachdem er seines Amtes entho»
ben worden. Ts ist hier nicht der Platz,
seine einflußreiche diplomatische Thätig»
keit, vornehmlich während der zweiten
Theilung Polens, im Jahre 1793, dann
während des darüber ausgeb'rochenen
Kampfes, später bei dem mit Frankreich
begonnenen Kriege, als Rußland dem
Kaiserstaate seinen Feldherrn Suwa-
row mit einer Armee zu Hilfe schickte,
1798, näher auseinander zu setzen. Die
Sympathien, die er bei seinen diplomati»
schen Schritten für Oesterreich bewahrte
und bethätigte, zogen ihm das Mißfallen
des Kaisers Pau l zu, der in einem an
ihn gerichteten Schreiben es für nöthig
fand, ihm zu bemerken, sich, so oft er
mit Baron Thu gut zu verkehren habe,
wohl zu erinnern: „daß er ein Russe
sei und seinBotschafter inWien,
zum Vorthei le seiner Angele-
genheiten". Doch auch diese kaiserliche
Mahnung war nicht im Siande, Rasu.
mo fsky's sympathisches Verhalten ge>
gen Oesterreich zu alteriren, so daß ihn
Kaiser Paul nicht langer an einem
Posten belassen mochte, für den er be<
ständig so viel „Delicatesse" an den Tag
gelegt. Am1.October1799 mußte R. alle
Geschäfte der Gesandtschaft an seinen Col-
legenKalitschev abgeben. NachPaul's
gewaltsamen Tode versetztesein Nachfolger Kaiser Alexander I. Rasumofsky
wieder auf seinen Posten zurück, welchen
er nur nock big zum Jahre 1809 beklei»
bete, da Kaiser Alexander, nachdem
er sich mit Napoleon befreundet. Ruß-
land in Wien nicht länger durch einen
Mann vertreten lassen mochte, der bei
allen Gelegenheiten seinen Haß gegen den
französischen Eroberer an den Tag gelegt
hatte und so erhielt R. seine bleibende
Enthebung. Rasumofsky blieb aber
als Privatmann in Wien, und nachdem
er aufgehört hatte, der amtliche Vertreter
des Kaisers Alexander zu sein, fuhr er
fort, den Theil deS russischen Adels zu
repräsentiren, welcher mitAler ander'S I.
Ansichten nicht einverstanden war. Wie
schon früher während seiner diplomati»
schen Wirksamkeit, so auch jetzt als Pri-
vatmann spielte er in Wien eine glän»
zende Rolle. Musikalische Soiläen, Balle,
glänzende Feste u. s. w. fanden in seineni
Palais, welches er mit großer Pracht auf
der Landstraße hatte erbauen lassen,
Statt. Am 31. December 1814 brannte
dasselbe bei Gelegenheit eineS Festes ab,
welches Kaiser Alexander im Palais
deS Grafen gab. Der Schaden, den R.
dadurch erlitt, war ungeheuer. Meister
werke der Kunst, Gemälde. Statuen,
deren einige von Canova, wurden
durch die Fenster in den Hof gewor.
fen, und auch die reiche, viele Tausend
Bände der kostbarsten Werke zahlende
Bibliothek wanderte denselben Weg durck
daS Fenster. Kaiser Alexanderbot dem
Fürsten sofort seine Hilfe an, und der
Graf nahm, jedoch nur als eine Anleihe.
400.000 Silberrubel an, welche Summe
nicht genügte, um den Palast in feinem
alten Stande wieder herzustellen. InS-
besondere aber um die Förderung des
Musiklebens in Wien besitzt Graf R.
große Verdienste. Er selbst spielte die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon