Seite - 52 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rasner-Rhederer, Band 25
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Nauscher Rauscher
mit dem Carbinalspurpur geschmück
worden. Als nun durch das am 27. Npri
1848 erfolgte Ableben des Fürstbischofs
von Seckau, Roman Sebastian Zän
gei le, dieser 'Bischofsth erledigt wor
den war, erinnerte sich der Cardinal
Grzbischof von Salzburg seines ehe>
maligen Lehrers und in ihm den wür<
digsten Nachfolger des Bischofs Ro>
man erkennend, ernannte ei ihn
zum Fürstbischöfe von Seckau und Ad»
ministrator des Bisthums Leoben. Am
18. April 1849 wurde N. von dem
Cardinal-Nrzbischof unter Assistenz der
Fürstbischöfe von Lavant und Pafsau
feierlich consecrirt und am 22. April
d. I . hielt er seinen Einzug in Grah
Um die Wichtigkeit der übernommenen
Kirchenwürde zu ermessen, ist ein kur
zer Ueberblick der damaligen kirchlichen
Verhältnisse in der Seckauer Diöcese
nöthig. Die Wirren des 1848ger Jahres
hatten auch in die socialen, politischen
und kirchlichen Verhältnisse der Steier-
mark ticf eingegriffen. Namentlich in
Grah waren die Folgen der Bewegung
mächtig hervorgetreten. Nachdem mit
der Vertreibung der Priester auS der
Gesellschaft Jesu der Anfang gemacht
worden, wurde nun jene der barmherz!»
gen und der Schulschwestern, der Frauen
vom heiligsten Herzen Jesu, der Karme-
liier »nd Karmeliterinon, ferner die Um»
Wandlung der auü Privatstiflungen ge»
gründeten Knabenseminarie», deS Augu>
stineumö für Seckau und des Karulineums
für Leoben in ein Lehrerseminar verlangt;
die Redemutoristen wurden durch das
bekannte Decret des Ministers Pi l lerS-
do r f aufgelöst. Ronge war im Som»
mer genannten Jahres in Person nach
Gratz gekommen, um Anhänger für seine
Lehre zu gewinnen und die erscheinende
Zeitschrift „DaS Urchristenthum" griff tief in die Glaubensüberzeugungen deS
Volles ein. Unter solchen Verhältnissen
bestieg Joseph Othmar seinen Bi>
schofstuhl. Bald darnach auch fand in
Wien die Eröffnung der von der kaiser»
lichen Negierung nach Wien einberufenen
bischöflichen Versammlung statt, in deren
Berathungen der junge Kirchenfürst einen
so hervorragenden Antheil nahm, daß er,
nachdem die Versammlung auS einander
ging, in daS mit der Fortführung der
Verhandlungen mit der kaiserlichen Re»
gierung beauftragte bischöfliche Comit6
gewählt wurde. Die Arbeiten des letzte»
ren machten auch R.'s Gea.enw.art oft
in Wien nöthig, wo er dann, fern von
seinem Bischofssitze, immer durch längere
Zeit verweilte. Diese Arbeiten betreffen
das nachmals mit dem römischen Hofe
abgeschlossene Concordat, für deren glück»
lichen Ausgang dem damaligen Seckauer
Bischöfe nichts geringeres als die neu zu
schaffende Primaöwürde im Kaiserthume
Oesterreich in Aussicht gestellt worden
sein soll. In jüngster Zeit (August und
September 1872) bildete dieser Umstand
den Stoff einer ausgedehnten Polemik,
wozu zunächst ein öechischeö Blatt die
Veranlassung gab und an welcher sich
die Parteiblätter „Vaterland", „Oesterr.
Volksfreund" und „Wiener Tagblatt" in
einer für daS scandalsüchtige Publicum
höchst ergötzlichen, unter allen Umständen
aber das Maß deS Anstandes überschreiten-
den Weise betheiligten. NichtSdestowen!»
ger behielt N. dieAngelegenheiten der ihm
anvertrauten Diöcese beständig im Auge
und während der verhällnißmäßig kur>
zen Zeit seiner dortigen Wirksamkeit hatte
er doch Bedeutendes vollbracht. I n den
Jahren 1880, 1881 und 1852 hatte er
seine Diöcese nach verschiedenen Richtun»
gen bereist, die Pfarreien und Decanate
visitirt, bei mehreren Gelegenheiten selbst
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon