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Nechbauer 88 Nechbauer
scheS Wollen charakterifirt, möge es hier
nach seinen einzelnen Puncten folgen:
Feststehen auf dem Boden der Verfas»
sung, jede Veränderung derselben kann
nur im verfassungsmäßigen Wege erfol»
gen; jede Verletzung der Verfassung ist
ein Rechtsbruch', — zur Kräftigung des
Constitutionnüsmus ist eine Reform
der Reichsuertretung nöthig, und zwar
Bildung eines V o l k s h a u s e s auf
Grund directer Wahlen u»d Umgestal»
tung des Herrenhauses in ein Länder»
hauS, —die staalsrechtlicheTinheitderim
Reichsralhe vertretenen Königreiche und
Länder ist unantastbar und jeder Versuch,
innerhalb des Territoriums des Reichs-
rathcs wie immer geartete neue staats-
rechtliche Gebilde zu schaffen, entschieden
zurückzuweisen; — die Autonomie der Kö>
nigreichc und Länder ist nicht nur unge»
schmälert zu erhalten, sondern im Sinne
einer vernünftigen Decentialisation zu
erweitern ', — aus Anlaß der in einigen
Ländern erhobeneu Klagen über die Vin>
theilung der Wahlbezirke wäre eine Re-
viston der Landtags'Wahlordnungen
vorzunehmen; — Erlassung eines frei-
sinnigen Nationali tätS»Gesetzes,
und zwar Gewährleistung vor Verge»
waltigung und Entnationalisirung für
jede Nation und Wahrung der den
Deutschen nach Geschichte. Zahl, Bildung
und Vermögen gebührenden hervorragen»
den Stellung'. — volle lind wahre, im
praktischen Leben durchgeführte Nebung
der den Staatsbürgern in den Staats»
grundgesetzen gewahrleisteten freiheitlichen
Rechte, daher zunächst Erlassung eines
neuen Strafgesetzes und StrafprocesseS
mit Geschwornen u. s.'w>; — Erlassung
eines ReligionSgesetzeS nach dem
Grundsätze: „Freie Kirche im freien
Staate" und mit Wahrung der vollen
Souveränität des Staates auch gegen» über der Kirche; — Herstellung des
Gleichgewichtes im Staatshau s>
halte, insbesondere Herabminderung
deS Heeresaufwandes, deßhalb Anbah»
nung des Mil izsystems, so lange
aber ein solches, bei unseren im Ganzen
noch unfertigen Zuständen nicht möglich
ist, eine zweckmäßige Umgestaltung deS
Landwehr»Institutes; — endlich, was
die Haltung der Monarchie nach Außen
betrifft, Fernhalten jedes hemmenden
oder störenden Einwirkens auf die Ge>
staltung Deutschlands, Bekämpfung der
russischen Agitationen in den slavischen
Ländern und möglichst freundschaftliches
Verhältniß mit Preußen und Italien. ES
ist, wie man aus Vorstehendem sieht, ein
klares, der hohen Ziele, die eü zu errei»
chen gilt, sich völlig bewußtes Vorgehen,
daS in d,en einzelnen Puncten dieses Pro»
gramms kurz und bündig ausgesprochen
ist. Rechbauer's politisches Verhalten
hat ihm auch fern und nah die Sympa»
thien der besten deutschen Männer Oester»
reichs und des AuölandeS zugewendet
und fehlte es nicht an manchen, den
deutschen Volksmann in würdiger Weise
ehrenden Vorgängen. Schon im Jahre
1861 wurde außerhalb Oesterreich, in
Kassel, eine mit zahlreichen Unterschriften
bedeckte Adresse an ihn gerichtet, worin
ihm über sei» Verhalten im ReichSrathe
anläßlich der deutschen Frage volle
Anerkennung und tiefgefühlter Dank
ausgesprochen wurden. Mit Uebergehung
ähnlicher Vertrauenö'Kundgebungcn aus
dem Umkreise der Monarchie sei hier nur
noch der Anerkennungsadresse gedacht,
welche die Deutschen New»Vorkü im
Herbste 1869 an N. gerichtet haben und
worauf er in seiner Antwort, welche die
„Neue freie Presse" 1870. Nr. 1942, in der
„Kleinen Chronik" mittheilt, erwiderte,-
„daß er den nunmehr aufgenommenen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon