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Nedtenbacher Nedtenbacher
würde in seiner Inaugural-Dissertation
über die Gattung Okrex die von Mohs
über den Begriff der naturhistorischen
Species aufgestellten Grundsähe mit Ge>
schick auf das Pflanzenreich in Anwen»
düng brachte. Nachdem R. die Doctor-
würde erlangt, wählte ihn I acqu in ,
der damals die Lehrkanzeln der Botanik
und Chemie bekleidete, zum Assistenten
für erstere, während ihn Freiherr von
St i f t für letztere bestimmte. I n dieser
Eigenschaft unterzog sich R.. um nur
eine selbstständige Stellung zu erlangen,
mehreren Concursprüfungen und erhielt
endlich im Jänner 1839 die Professur
der chirurgischen VorbereitungSwissen»
schaften in .Laibach, welche er aber nie»
mals angetreten hat, da ihm über Ver»
Wendung des Grafen Ko lowrat die
Bewilligung einer anderthalbjährigen
Reise in's Ausland zum Behufe seiner
weiteren Ausbildung mitBelajsung seines
Professorgehaltes (800 fi. C. M.) und
einem Reisestipendium von 800 fi. ertheilt
wurde. Auf seiner Reise besuchte R.
Berlin, wo er längere Zeit bei Nose
arbeitete, dann Gießen, wo er Liebig's
begeisterter Schüler wurde, zuletzt Frank»
reich und England. Mit Allcrh. Ent»
schließung vom 18. Jänner 1840 wurde
R. zum Professor der Chemie an der
Universität zu Prag ernannt. Der Gene-
ral'Secretär der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften, Dr. Schrott er Rit»
ter von Cristel l i , theilt in seiner
Denkrede auf Nedtenbacher die Ge-
schichte dieser Ernennung mit, welche eine
pikante Illustration der vormärzlichen
Zustände in Oesterreich bildet. Nachdem
R. seine Lehrkanzel in Prag angetreten,
war er zunächst bemüht, das Laborato.
lium zeitgemäß einzurichten, dann suchte
er 1843 die Bewilligung nach, außer-
ordentliche Vorlesungen über organische und analytische Chemie zu halten, die
ihm auch ertheilt wutde. AuS dieser
Thätigkeit rissen ihn die Wirren des
Jahres 1848. R. verließ Prag und zog
sich in seinen Geburtsort Kirchdorf zu-
rück, in welchem er bis November 1848
zubrachte. Als er darauf nach Prag
zurückkehrte, fand er sein Laboratorium
von dem öechischen Mob verbarricadirt
und mußte derselbe mit Waffengewalt
ans den Räumen getrieben werden.
Glücklicherweise blieb er von der Wie»
deranfnahme seiner Vorlesungen unter
solchen Umständen verschont, denn mit
Allerh. Entschließung vom 4. März 1849
wurde R. über Antrag des Ministers
Stad ion als Pleischl'S Nachfolger
an die Wiener Hochschule berufen. Dort
bot sich ihm Gelegenheit, wenngleich
nicht unter den für die Entwickelung
seiner Wissenschaft günstigsten Umständen,
nach Thunlichkeit in seinem Lehramte zu
wirken und eines seiner schönsten Ver»
dienste ist: nach 21jährigem Kämpfen
und Drängen, den Bau eineS chemischen
Institutes angebahnt zu haben, in
welchem zu lehren ihm leider vom Ge-
schicke nicht gegönnt gewesen. Mit dem
berühmten Architekten Professor v. Fe»
stel hatte R. im Jahre 1868 eine Reise
nach Deutschland unternommen, um die
vorzüglichsten Laboratorien in Bonn,
Berlin, Heidelberg u. a. und ihreEinrich»
tungen kennen zu leinen, und nach dem
mit seinem Reisegefährten gemeinschaftlich
entworfenen Plane wurde im Jahre 1869
der Bau des chemischen Institutes in
Wien begonnen. R. hatte bis an sein
Lebensende in den alten unzulänglichen
Localitäten des Theresianums gelehrt
und manchen tüchtigen Schüler herange»
bildet, um nur einige Namen zu nennen,
seien Biz io , Fi l ipuzzi , Gott l ieb,
Hlasiwetz, Ludwig , Schneider
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon