Seite - 136 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rasner-Rhederer, Band 25
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Neguly 136 Neguly
Zircz im Veszprimer Comitate im Jahre
4819. gest. zu Ofen 23. August 1888).
Der Vater, Anwalt des Cistercien>
serordens, gab dem Sohne eine sorg»
fältige Erziehung und eiferte ihn beson-
ders zum Studium der Geschichte an.
Die Schulen besuchte er in Raab, spater
in Pesth, wo er das Studium der Rechte
mit ausgezeichnetem Erfolge beendigte.
Im Jahre 1839 unternahm er. theils
von dem Verlangen fremde Länder ken»
nen zu lernen, theils'zum Zwecke histo-
rischer Forschungen, eine Reise nach
Deutschland. I n Hamburg angelangt,
nahm er seinen Weg nach Skandinavien;
in Kiel fuhr er mit dem Dampfboote
nach Kopenhagen, uon dort nach Stock.
Holm, wo er sich bereits mit den
Forschungen über die finnisch-ungarische
Sprach- und Stnmmverwandtschaft zu
beschäftigen begann. Aus diesem Anlasse
begab er sich zunächst nach Abo, wo er
die schwedische Sprache erlernte und mit
Hilfe derselben die Sagen der sinnischen
Volksstämme, sowie auch deren Geschichte
und Literatur studirte. 1340 ließ er sich
in Gesellschaft deS Arztes Schilt in
Lommasaho, einem finnischen Flecken,
nieder und erlernte daselbst die sinnische
Sprache derart, daß er, nachdem er von
der Helsingforser Gelehrten-Gesellschaft
zum Mitgliede ernannt worden war, das
Dankschreiben an die Gesellschaft in sin»
nischer Sprache schrieb. Im Mai dessel»
ben Jahres (1849) ging ei noch weiter
nach Norden, und zwar nach Knrelien,
dann nach Lappland, wo er das groß»
artige Schauspiel sah, daß die Sonne
von Mitte Juni bis 18. Juli nicht unter-
ging. Laestadius, der berühmte Ver-
fafser dcr Flora Lapplands, führte den
iungen Ung r in das Studium der
Sprache der Lappen und ihrer Mythen
ein. Von da ging R. nach Kemi, wo er mit dem Gelehrten Castren Bekannt»
schaft machte. Indessen verbreitete sich
Reguly's Ruf.immer mehr lind mehr
in den wissenschaftlichen Kreisen, und der
junge Forscher wurde überall mit großer
Achtung empfangen. Anfangs 1841
kehrte er nach Helsingfors zurück, und
schon damals erregte die Gewandtheit,
mit der er sinnisch und lappisch sprach,
allgemeines Erstaunen. Um nun die
esthnische Sprache zu erlernen, begab er
sich nach St. Petersburg und bereitete
sich vor, die Volküstämme Ost-Finnlands
zu besuchen. Nun begann sich auch im
Vaterlande die Theilnahme für den
jungen rastlosen Forscher zu regen? und
die ungarische Akademie schickte ihm
Reisegeld und gab ihm mehrere wissen-
schaftliche Aufträge. Die Gelehrten Pe-
tersburgS aber, Männer wie Baer,
Frähn, Sjogren, Köpften, Krug,
Sckmidt. Stigl i tz u. A. interessirten
sich für den ungarischen Touristen, und
HofrathBaluayanßkyM.I,S.139),
ein Landsmann Neguly's, nahm ihn
gastlich im eigenen Hause auf. I n Pe.
terüburg verlegte sich N. mit allem Eifer
auf Erlernung der russischen Sprache und
der ostfinnischen Dialekte, des Sirzeni«
scheu, Mordvinnischen, Tscheremihischen
und Tschuwasischen, auch begann er um
diese Zeit das Studium des Türkischen.
Im Mai 1842 schickte er den erstenBerichi
über seine Reisen und Forschungen an die
ungarische Akademie; diese hatte auch die
Absicht, die Kosten seiner Reisen zu be»
streiten, "konnte aber ob Mangel der
erforderlichen Geldmittel ihr Vorhaben
nicht ausführen. Die anstrengenden Stu-
dien warfen aber R. aufs Krankenlager.
Nach seiner Genesung wurde er von
Balugyanßky dem Fürsten Anton
Demidoff und dem kaiserlichen Hofe
vorgestellt, und nun erhielt de-r Ungar
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon