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nach Italien, von der er aber wegen
Verweigerung längeren Urlaubs früher
zurückkehren mußte. alS seine Absicht
war, worüber er mit,,seiner Intendanz
in Conflict gerieth, der später eine völlige
Lösung seiner Verbindlichkeiten an dieser
Bühne nach sich zog. Nach Gastspielen
zu Wiesbaden, dann zu Frankfurt a. M.
und in München, kehrte er 183? nach
Italienzurück, namentlich umRossini's
schönere Werke an Ort und Stelle ken»
nen zu lernen. Auch wurde er daselbst
mit dem berühmten Maestro persönlich
bekannt, mit dem er zwei Monate in Bo»
logna verlebte, darauf begab er sich nach
Mailand und sang in der Frühjahrsta»
gione an der Scala alS prinw da88c> oan-
tant«. Nach seiner Rückkehr auS Italien
sang er zuerst in Hamburg mit ungeheue«
rem Erfolge den Sarastro in der „Zau>
berfiöte", den Jacob in „Joseph in
Egypten", den F igaro , denTellund
den Ber t ram in „Robert der Teufel".
Von Hamburg aus unternahm er eine
große Sängerfahrt und feierte in Schwe»
rin, Strelitz, Danzig, Königsberg, Riga,
DreSdcn und Frankfurt a. M. neue
Triumphe, besuchte seine Heimat, in
welcher er auf dem Pesther Theater sogar
in magyarischer Sprache debutirte. Nun
nahm er einen ihm uon Hamburg gestell»
ten, höchst günstigen Antrag an und
blieb dort vom Herbst 1840 durch volle
vier Jahre. In dieser Glanzperiode
seineS RuhmeS hatte er nur einen ihm
ebenbürtigen Nebenbuhler, den Sänger
Staud ig l . Von Hamburg folgte R.
einem Rufe nach Darmftadt und gehörte
der großherzoglichen Bühne die folgenden
zehn Jahre an. Im Jahre 1853 uon
Kränklichkeit ergriffen, war er gehindert,
ferner seine Kunst auszuüben und nun,
wie Drä i l e r -Man f ied schreibt, von
einem geheimen Kummer erschüttert, wel» cher der Oeffentlichkeit nicht angehört,
spielte sich in dem gigantischen Manne
von ehedem eine stille Tragödie ab. die
mit der erschütternden Katastrophe seines
frühzeitigen, unter unsäglichen Leiden
herangedrungenen TodeS schließt. R.
hinterließ daS Andenken eines bedeuten»
den Künstlers und eineS Ehrenmannes,
Dräx ler .Man fred schreibt über ihn:
„er gemahnte mich immer wie einer der
alten flandrischen Maler, die über den
Künstler niemals den Ritter vergaßen.
Es lag etwaS Ritterliches, EdleS, From»
mes in seinem ganzen Wesen, vielleicht
auch etwaö Unbeugsamkeit und Selbst»
bewußtsein, aber mit einem reichen
Schatze von Seelengute gepaart. Er
war ein Kavalier, ein Rubens unter
den Sängern". Reichel hatte sich um
die Mitte der Zwanziger-Iahre mit einer
Berlinerin, einer Schülerin Winter'S,
vermalt, welche gleich dem Gatten ihre
Kunst auf der Bühne ausübte und biS
zu Anfang der Vierziger^Iahre bei der-
selben blieb.
Deutscher Vühnen-Alma nach^ HerauLg,
von A, Heinrich (Verlin, Leop. Lasson, s°,)
XXI. Iahl'g, (1837), S. l80, — Die Muse
(Dormstädter UnterhattunnSblatt, gr, «",)
, !85ss, I I . Semester. Nr, »4 u. »»: „Joseph
Neichel. Ein Vrimiernngeblatt uon Dräxler«
Manfred" ftauon sind nuch Separat>Äl>drücke
erschienen), — Die Donau, Morgenblatt
(Wien), lLäll, Nr. 13». — Neue« Uniuec<
sll l 'Lerikon der Tonkunst. Angefangen von
Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt uon
Cduard 33er»« dorf (Dresden 18»?. R,
Schäfer, gr. 8»,) Vd. I I I , S. 303,
Neichel, Joseph (II.) (Teilvrsän.
ger. geb. zu Selowitz in Mähren
im Jahre 1819. gest. zu Prag 22. Mär;
1866). Besuchte die Wiener Hochschule,
wo er den juridischen Studien oblag und
zugleich, da er eine schöne Tenorstimme
besaß, Gentiluome'ö Schüler im G-»
sänge war. Er trat dann auch in den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon