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Neichenbach 170 Reichend ach
traut wurde, welches ihm später von
großem Nutzen war. Im Jahre 1897
bezog er die Universität Tübingen, auf
welcher er nach dem Wunsche des Vaters
Rechtswissenschaft studiren sollte, aber,
seinem eigenen Dränge folgend. mit Vor»
liebe Naturwissenschaften trieb. Diese
Studien sielen geiade in die Vergewalti»
gungsperiode Deutschlands durch Napo>
leon. Die beständigen Kriege des Sol>
datenkaisers machten auch in den deut»
schen Staaten einen großen Ved.arf von
Soldaten erforderlich, und insbesondere
in Württemberg zwang der damalige
König Friedrich I. die jungen Leute
ohne Rückficht zum Soldatenstande. Um
sich demselben zu entziehen, entwarf
Reich enbach mit mehreren jungen Ge-
sinnungSgenofsen den Plan zu einer Aus>
Wanderungsgesellschaft, der, da daS Aus-
wandern aus oberwähnten Gründen
strenge verboten war, heimlich betrieben
wurde. Nr wurde jedoch verrathen und
der junge, deßhalb in Untersuchung ge>
zogene Reichenbach mußte diescS Ver>
gehen mit einer zweimonatlichen Haft
auf dem HohenaSperg abbüßen. Nach
überstandener Haft kehrte R. in den
Staatsdienst zurück und wurde zunäckst
provisorischer AmtSverweser zu Freude»,
thal im Schwarzwalde, welche Stelle er
jedoch nur ein halbes Jahr inne hatte,
da ihn die technische Laufbahn mehr
anzog und er sich derselben zu widmen
entschlossen war. Das Haupthinderniß,
der Mangel materieller Mittel, der sich
diesem seinem Vorhaben bisher enlgegen-
gestellt hatte, wurde durch seine Heirath
mit Friederike Luise, der Tochter
deS Stuttgarter Buchhändlers Erhard,
behoben, dze ihm einiges Vermögen zu»
brachte und ihn dadurch in den Stand
sehte, unabhängig seinerLieblingSneigung
zu folgen. Er machte nun technische Studien, und während den der Grün»
düng eines größeren Geschäftes wenig
günstigen Kriegsjahren größere Reisen,
auf denen er in den Jahren 4816 bis
1818 Oesterreich. Steiermark, Kärnten,
Mähren, Schlesien. dann Sachsen und
die Rheingegend, zuletzt Elsaß und Loth.
ringen besuchte und sich daselbst vor»
nehmlich mit Allem vertraut machte, was
daS Eisenhüttenfach betraf. Nach seiner
Rückkehr von diesen Reisen machte er
sich in Hausach im Großherzogthum
Baden seßhaft und stellte daselbst in Vec-
bindung mit v. Uechtritz und Klee
Eisenhammerwerke und die ersten zwei
großen Verkohlungsöfen nach eigener
Erfindung auf. DaS Wesentliche dieser
Erfindung bestand darin, daß die Ver-
kohlung deg rohen Holzes nicht wie big.
her in geschlossenen eisernen Kästen oder
Zylindern mit äußerer Feuerung, sondern
mittelst besonderer Heizröhren bewert»
stelligt wurde, welche das Innere des
gemauertenOfenraumeS durchzogen, durch
welche Abänderungen größere Holzmafsen
im Wege trockener Destillation schneller
verarbeitet, festere Kohle erhalten und
sämmtliche Nebenproducte leicht gewon»
nen wurden. Auf seinen Reisen in Oeste»
reich hatte N. im Jahre 18l6 bei Pro»
feffor Meißner Ad . XVII, S. 309)
den Altgrafen Hugo Salm»Reif fer.
scheid »Krautheim, einen Cavalier
von seltenen Geistesgaben, kennen ge»
lernt. Da Altgraf Salm selbst große
Waldungen besaß und er eine rationelle
Verwerthung derselben sehr wünschte,
war er schon früher auf Nei chenbach's
Verkohlungsmethode aufmerksam gewor-
den. mit ihm in brieflichen Verkehr ge.
treten, welcher damit endete, daß ihm
der Altgraf den Antrag stellte, ähnliche
FabrikSeiniichtungen auf seiner eigenen
Herrschaft Blanöko in Mähren in's
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon