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Michendach 473 Mich end ach
regen stattgefunden, aus einem dreijähn
gen Kleeacker ausstechen und an das
Hof'Mineraliencabinet senden zu lassen.
Nei der mit dieser Trde unternommenen
Untersuchung stellte es sich nun unwider
leglich heraus, daß dieselbe eine große
Menge Bohnenerz, durch die ganze Masse
gleichförmig vertheilt, enthielt, und daß
dicseS Bohnenerz ganz dem nach dem
Meteorsteinfalle von Ivan gesammelten
gleich sei. So war denn der terrestrische
Ursprung des Ivaner Steinregens erwie-
sen und diese Frage erledigt. Schon seit
der von Reichenbach im Jahre 1833
gemachten Beobachtung d?S Meteorstein»
falles in Blansko hatte er angefangen,
eine Sammlung von Meteoriten anzule»
gen, welche allmälig ungemein reichhaltig
sich gestattete. Im Jahre 1888 schenkte er
diese wissenschaftlich höchst interessante
und werthvollc Sammlung — wurde sie
doch im Ganzen auf 60.000 ft. geschätzt
und hatte ein einzelner mittelgroßer Me>
teorstein beim Ankaufe 9000 fl. gekoste!
— der Universität Tübingen, die ihm in
Anerkennung dieser Schenkung das Di>
plom eines „Doclors der Naturwissen,
schciften" verlich, nachdem er den philo»
sophischen Doctorgrad ebendaselbst längst
schon erworben hatte. So günstige,
praktische Resultate R. in seinen frü>
heren Jahren mit seinen industriellen Un>
ternehmungen erzielt hatte, so wenig
Glück hatte er auf technischem Gebiete
in seinen späteren Jahren. Schon im
Jahre 1848 hatte er bei einem Colonial»
waarengeschäfte in Wien, an dem er sich
betheiligte, Schaden gehabt. Als dann
im Jahre 1886 das Eisenbahnwesen in
Oesterreich einen Aufschwung zu nehmen
begann, versprach er sich von der Fabci»
cation von Bahnschienen ungemein gün»
stige Erfolge. Die im Jahre 1838
von der österreichischen Regierung ver» fügte beträchtliche Herabsetzung der Ein-
gangszölle hatte aber mit einem Male
ein solches Sinken der Eisenpreise im
Inland zur Folge, daß die Erzeugung
von Bahnschienen gewinnloS blieb. Da>
durch, da Reichenbach zur Ausfüh»
rung seines oberwähnten ProjecteS große
Capitalien aufgenommen hatte, gerieth er
mit einem Male in so mißliche Verhält»
nisse, daß er alle seine Güter und dadurch
den größeren Theil seines auf industriel-
lem Wege erworbenen, nicht unbedeuten»
den Vermögens wieder verlor. Durch
diese traurigen Erfahrungen wurde R.
wohl verbittert, setzte aber doch seine
damals demOd gewidmeten Forschungen
fort, unternahm im Sommer 186? eine
Reise von Wien nach Leipzig, von wel.
cher er aber nicht mehr zurückkehrte. Im
Sommer 1868 begann er bereits zu
kränkeln und im Jänner 1869 raffte
ihn der Tod nur wenige Tage nach
zurückgelegtem 81. Lebensjahre dahin. —
Dieser Lebensskizze möge nun in chrono»
logischer Folge eine Darstellung der
Leistungen und Arbeiten sich anschließen,
mit welchen R. die Wissenschaft wirklich
bereicherte. Im Jahre 1830 entdeckte er
in den Destillationsproducten des Theeres
auS Nothbuchenholz einen bisher unge>
kannten Körper, den er Paraf f in
nannte, dessen
chemische
Zusammensetzung
dann von anderen Chemikern dargestellt
wurde. — Aus mehreren, im Jahre 1831
angestellten Versuchen wies er nach, daß
das damals bereits bekannte Naphta»
l in sich stets bilde, wenn Dämpfe von
rgend welchen Kohlenwasserstoffen oder
auch noch Sauerstoff enthaltenden Kör»
pern der Nothglühhitze ausgesetzt weiden.
— Bald darauf entdeckte er im Theeröl
einen neuen Körper, den er Tup ion
nannte, den er Anfangs für geruch» und
geschmacklog erklärte > während er in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon