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Niedel. u. Niedl. Niedel u. Niedl
seine erste Vorstellung bei Fürsten Kau«
nitz berichtet auch Gr äffer, jedoch
gehört dergleichen nicht hierher. Riedel
hatte seinen Posten angetreten, aber
Baron Sperges an ihm nicht jene
Erwerbung gemacht, die er beabsichtigt
hatte. Denn die von Riedel besorgte
Ausgabe von Winckelmann's „Ge»
schichte der Kunst" ist durch Nachlässigkeit
und Fehler aller Art so entstellt, daß sie
den Erwartungen der Kenner durchaus
nicht entspricht. Auch über die Ursachen
dieses Mißerfolges berichtet Gr äffer.
Riedel entsprach in seiner neuen Wir«
kungssphäre nichts weniger als den ge»
hofften Erwartungen. Von früher her
einem ziemlich wüsten Lebenswandel zu«
neigend, setzte er denselben in Wien, wo
sich ihm die Gelegenheit dazu von
allen Seiten darbot, fort, jedoch würde
er wahrscheinlich unbehelligt seinen Pfad
weiter gewandelt sein, wenn ihm nicht
das Unheil in Gestalt eines Denuncian»
ten nachgeschlichen wäre. Meusel er«
zählt, daß der Erfurter Augustinermönch
I o r d a n S i m o n nach Wien gekommen
und dem Beichtvater der Kaiserin M a>
ria Theresia über Riedel's Lebens-
wandet und Charakter haarsträubende
Eröffnungen gemacht, ihn als einen
lüderlichen Menschen, als einen Freigeist,
der an keinen Gott glaube, geschildert
habe. Der Prälat säumte nicht, diese
Eröffnungen zur Kenntniß seines kaiser«
lichen Beichtkindes zu bringen, und Rie»
del's Unglück war besiegelt. Gr wurde
ohne Umstände seines Lehramtes entseht,
ihm zwar ein nicht unansehnliches Gna»
dengehalt ausgesetzt, welches jedoch nicht
ausreichte, um seine durch einen aus-
schweifenden Lebenswandel gesteigerten
Bedürfnisse zu decken. Er sank immer
tiefer und alle Versuche, ihm empor»
zuhelfen, scheiterten.. So nahm sich z. B. Fürst Kaunitz seiner mitleidig an und
wollte es mit ihm als Vorleser versuchen;
aber es war von keiner Dauer, er arbei»
tete zu jener Zeit auch an einem Kataloge
der Bibliothek des Fürsten, welcher aber
nicht im Drucke erschien. Nur der be«
rühmte Compositeur Ritter von Gluck
vergaß die Dienste nicht, welche der geist-
volle Autor ihm in besseren Tagen er»
wiesen. Er gab ihm freien Tisch und
im Sommer freie Wohnung in seinem
Gartenhause. Indessen machte Riedel's
zerrüttete Gesundheit in ihrem Verfalle
immer größere Fortschritte. Die Hypo«
chondrie, zu der er seit längerer Zeit hin»
neigte, wurde immer heftiger und artete
endlich in völligen Wahnsinn aus; er
mußte zuletzt in daS Spital zu St. Mar«.
cus gebracht werden, wo er im Alter
von erst 43 Jahren seinem Leiden erlag.
Riedel's literarische Thätigkeit ist eine
ziemlich fruchtbare; jedoch der größere
Theil der von ihm vor seiner Berufung
nach Wien herausgegebenen Schriften
hat für Oesterreich geringe Bedeutung,
daher von deren Aufzählung in diesem
Werke um so leichter Umgang genommen
werden kann, als das Bessere und Werth»
vollere in der nach seinem Tode veran«
stalteten Sammlung seiner Werke ent-
halten ist. Wer jedoch die einzelnen
Ausgaben derselben nach ihren biblio«
graphischen Titel kennen lernen will, den
verweisen wir auf„Meusel's „Lexikon
der von 1730—1800 verstorbenen teut«
schenSchriftsteller", wo sie im XI. Bande,
S. 304—309, genau aufgezählt werden.
Die Titel seiner für dieses Werk erheb»
lichen Werke sind demnach: „sämmtliche
schritten". 8 Theile (Wien 1786 und
1787. 8".). Diese fünf Bände erschienen
zuerst unter selbstständigen Titeln, und
zwar: „Sehn Sntqren nebst drei Anhängen".
1. Band (Wien 1783, 80.); — „Mqreu",
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon