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Niedel u. Niedl. 92 Niedel u. Niedl
Ri edel's LandSleute nahmen die ihnen
gewordene Kunde mit einem Tnthufias
mus ohne Gleichen auf und die Vorbe
reitungen zu einem freiwilligen Jäger
corps waren getroffen. Indessen machte
auch Preußen bereits Anstalten, den
Kampf gegen Frankreich wieder aufzu-
nehmen. Riedel war vom Könige von
BreSlau aus bevollmächtigt, seine Lands-
leute zu sammeln, und binnen Kurzem
war eine Compagnie von 268 Mann
formirt. Der König ernannte den wacke-
ren Tiroler zum Premier-Lieutenant und
Commandanten dieses preußisch-tiroli«
schen Detachements, bei welchem Enne-
moser und noch Andere angestellt wur»
den. R i edel's Scharfschützencorps, be»
kannt unter dem Namen der „wilden
Tiroler Jagd", bildete zunächst einen
Kerntheil deS berühmt gewordenen
Lützo w'schen Freicorps. Diese Schützen«
Compagnie leistete überall, wo sie hin«
kam, die trefflichsten Dienste, die Zeitun«
gen und Armeeberichte jener Tage find
voll des Ruhmes über das tapfere Be-
nehmen derselben. Riedel's Haupt-
praxis, die er seinen Leuten zum Gesetze
machte, war: den Schuß nur dann ab»
zugeben, wenn die Kugel auf dem Blatt
sitzen mußte. Dieses Blatt war das
Kreuz, welches das Säbel» und Patron»
taschen-Bandelier auf der Brust des
Soldaten bildet, also der Fleck, wo das
Herz liegt. Dabei hatten seine Leute
immer den Auftrag, zunächst die Offi-
ciere, dann die Hornisten und Tamboure
auf's Korn zu nehmen. Eine Abtheilung,
der ihr Officier und mit demselben durch
den Fall des Hornisten daS Kommando
und das Signal fehlt, ist halb und halb
verloren. So leistete Riede l mit seiner
Compagnie die trefflichsten Dienste und
wurde im Verlaufe des Feldzuges 4813
von dem Könige von Preußen mit dem eisernen Kreuze und von dem Kaiser von
Rußland mit dem Annen>Orden aus-
gezeichnet. Nach dem Pariser Frieden
zerstreute sich die tapfere Schaar, von
der noch Mehrere mit Orden geschmückt
wurden. Premier-Lieutenant Jacob Ri e-
del nahm nach beendetem Kampfe seinen
Teppichhandel nicht wieder auf, sondern
heirathete eine wohlhabende Berlinerin,
mit der er nach Tirol zurückkehrte, wo
er in der Nähe von Schwaz ein Landgut
gekauft haben soll, das er bewirthschaf»
tete. Als sich Ried el vor seiner Rück-
kehr in die Heimat von dem Marschall
Vorwärts verabschiedete und von dem«
selben für feine preuhisch-tirolischen Käme»
radm ein Andenken sich erbat, schenkte
ihm Blücher eine Uniform mit den
Ordensfternen, die er im Felde getragen.
Diese Uniform befindet sich nach einer
Version in einem GlaSschrein in der
Pfarrkirche von Riedel 's Geburtsort
für immerwährende Zeiten aufbewahrt;
nach einer anderen sei sie in Riedel's
Hause lange aufbewahrt gewesen, bis sie,
von Motten zerfressen, auseinandersiel.
Das oben angegebene Todesdatum halte
ich auch nicht für sicher, da es daS seines
Bruders Sebastian sein könnte, der
an der Tiroler Landesvertheidigung in
den Jahren 1803 und 4809 auch bethet-
ligt gewesen, und dem von Einigen das
im Vorstehenden Erzählte doch mit Un-
recht zugeschrieben wird.
Allgemeines Familien«Iournal zur
Unterhaltung und Belehrung (Leipzig, Payne,
40) XXVI. Bd (l866), S. 71.- „Jacob Rie.
del, der tapfere Tirolerführer in Lützow's
Freischaar. Ein Geschichtsbild aus dem deut»
schen Befreiungskriege". Von V. v. L. —
Staffier (Johann Jacob). Das deutsche
Tirol und Vorarlberg, topographisch mit
geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 4847,
Felicia« Rauch, 8°.) Bd. I , S. 709. —
Schallhammer (Ant. Ritter v.), Kriege»
rische Ereignisse im Herzogthume Salzburg
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon