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Nieger u. Niegger Nieger u. Niegger
Sprache, nicht durch Neuheit der Ideen,
sondern lediglich dadurch bemerkenswerth
daß eS das erste derartige Werk in dieser
Sprache ist. sDie bibliographischen Tite
semer Schriften folgen auf S. 116^. Im
böhmischen Gewerbevereine, in welchem er
für Errichtung einer böhmischen Gewerbe
schule eine anerkennenswerthe Thätigkei
entfaltet hatte, zeigte er sich als gewand«
ter Redner, was zu seiner Wahl in den
österreichischen Reichstag für 1848 wohl
am meisten beigetragen haben mag. Als
die politische Bewegung des Jahres 1848
zum Ausbruche kam, war N. von einer
nach Italien unternommenen Reise eben
in seine Heimat zurückgekehrt, als eine
zweite Deputation der Böhmen über die
Verwirklichung der im St. Wenzels
comitö gefaßten Beschlüsse sich mit dem
Minister des Innern, Freiherrn von
Pi l lersdorf . in's Einvernehmen setzte.
R. nahm an den Verhandlungen Theil
und wurde dann in das National.Comit6
gewählt. Auch war er Mitglied der an
den Kaiser nach Innsbruck abgeschickten
Deputation, welche über die Zustände in
Prag Bericht erstattete und zugleich den
Ausdruck der Loyalität Böhmens vor
den Thron brachte. Als die Wahlen in
den österreichischen Reichstag 1848 statt»
fanden. wurde auch R. in denselben
gewählt. Im Reichstage nahm er zuerst
seinen Platz auf der äußersten Linken, um
ihn später mit einem auf der äußersten
Rechten zu vertauschen. Damals waren
die Bezeichnungen „deutsch" und „re-
volutionär" identisch, wie es wohl noch
heute eine Partei geben mag, denen sie
gleichbedeutend erscheinen. Da man nun
in Regierungskreisen gegen jene beiden
Elemente Front machte, benutzte R i eg er
und seine Genoffen diesen Umstand, um
der an der Thüre lauernden Reaction
zum, ersten Male die Hand zu reichen. Dazu kam ihm die slavische Majorität
im Reichsrathe zu Hilfe und R. trat in
demselben mit einer Rücksichtslosigkeit
auf, welche nur in einer noch so unerfah»
renen Versammlung, wie unser erstes
Parlament es war, ungerügt bleiben
konnte. Die Abweisung der ungarischen
Deputation war hauptsächlich sein Werk
und die Worte in seiner Rede vom
18. September: „Sollen wir vielleicht
die großen Bärte der Magyaren bewun»
dern" , eine jener Plattheiten, welche
schon damals mit Unwillen abgelehnt
wurden. Jedoch blieben die Erfolge,
welche R. von seinem Bündniß mit der
Reaction erwartet hatte. aus. Die stur«
mischen Ereignisse, welche sich nun in
Wien folgten, nöthigten auch R. zur
Fluckt auS Wien., Ein Versuch, in Brunn
ein slavisches Gegenparlament zu grün-
den, war gescheitert. Der Reichstag war
nach Kremfier berufen, wohin auch R.
mit seiner Partei kam. Auch jetzt, zum
anderen Male, bot er der vom October-
blute rauchenden Reaction seine Rechte.
Sein Auftreten damals war zunächst
gegen die Linke gerichtet und steigerte
sich wie früher in Wien zu Hohn gegen
die vor den Schranken des Reichstages
auf Einlaß in denselben harrenden Ma»
gyaren, dießmal zur Verhöhnung der in
Wien Hingerichteten! Alles dieß geschah
n der Erwartung, die Regierung werde
sich in die Arme des SlaventhumS wer«
fen. Das aber war, so lange ein Sta»
.dion die Geschäfte des Innern führte,
undenkbar. ^Schreiber dieses hatte alle
Ereignisse an Seite des Ministers S t a.
dion als dessen Secretar miterlebt.^ N.
'ah sich in seinen Erwartungen getäuscht
und benutzte den nächsten Anlaß, um
neuerdings seinen Platz zu wechseln. Mit
dem Stadion'fchen Gemeindegesetze
erfloß auch eine ministerielle Entscheidung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon