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Nieger u. Niegger 422 Nieger u. Niegger
bildung zu ergänzen. Mit besonderem
Eifer betrieb er das Studium der Ge<
schichte und Sprachen, unter letzteren
insbesondere das Griechische und He-
bräische. Erst 45 Jahre alt. wurde er
schon Schriftsteller und veröffentlichte
eine Arbeit über die beiden römischen
Lustspieldichter Pl autus und Terenz
s^die Titel seiner Schriften folgen auf
S. 127^, welche don maßgebender Seite
die freundlichste Aufnahme fand. Die
Akademie von Roveredo nahm ihn da»
malS bereits unter ihre Mitglieder auf.
Im Alter von 46 Jahren stand er mit
Noschmann in Innsbruck und Gott-
sched in Leipzig im literarischen Brief»
Wechsel und lieferte verschiedene wissen»
schastlicke Arbeiten. An der Wiener Hoch-
schule beendete er die philosophischen
Studien, während ihn sein Vater zu
Hause zu seinen eigenen Arbeiten aus»
hilfsweise in Verwendung nahm. Im
Jahre 1761, damals 49 Jahre alt,
erlangte er die philosophische Doctor-
würde, bei welcher Gelegenheit er eine
Abhandlung über die Bedeutsamkeit der
Naturphilolophie in lateinischer Sprache
veröffentlichte. Dem Studium der Rechte
sich zuwendend, beendete er dieselben
unter Männern wie sein eigener Vater,
Mar t in i , GaSparis u. A., und ver»
öffentlichte während seiner Studien eine
Bibliothek des canoniscben Rechts, eine
Ausgabe des französischen Canonisten
Ei ron iuS. übersetzte D ide ro t 'S
„Hausvater" u.dgl. m. Diese Arbeiten
bahnten ihm auch den Weg zu rascher
Beförderung; denn im Jahre 1764
wurde er bereits Privatdocent der Rechte,
bald darauf wirklicher Lehrer des Kir-
chenrechts am Therestanum. Die Kaise»
rin, die ihm manche Gnadenbezeugung
gewahrte, wollte ihn auf ihre Kosten
nach Frankreich, England, Holland rei» sen lassen, da aber der Vater besorgte,
er könnte durch diese Reise den juristi»
schen Studien entzogen werden, wurde
der Antrag abgelehnt. Riegger blieb
in Wien, wo er sich an die Spitze jener
jungen Oesterreicher stellte, welche damals
in Wien eine deutsche Gesellschaft
gründeten, zu welcher Sonnen fels das
Ankündigungsprogramm schrieb. Rieg»
g e r war der Stifter dieser Gesellschaft und
im Hause seines Vaters wurde sie eröffnet.
Auch wurde er damals Freimaurer und
trat als solcher in den Kreis helldenken«
der ausgezeichneter Männer, aus denen
die Wiener Loge bekanntlich bestand.
Mit Graser in Innsbruck Md. V,
S. 309^>. Hommel in Leipzig. Klotz
in Halle, mit dem Stadtrichter Frey tag
in Naumburg an der Saale, der ein
fieißiger Sammler altdeutscher Literatur
war, stand er im brieflichen Verkehre.
Im Jahre 1765 erhielt er den Ruf als
juristischer Professor auf die Universität
zu Freyburg im Breisgau. Daselbst
herrschten noch in den Studien nahezu
mittelalterliche Verhältnisse. In der
Theologie wurde Scholastik und Kasuistik
gelehrt; in der Jurisprudenz waren die
Schriften Aib l inge r's, Peregr in i 's,
Werenko's an der Tagesordnung; mit
Ausnahme deS Publicisten Rummels«
feld waren seine übrigen Collegen geist.
lose Pedanten, die an ihrem Schlendrian
hingen und mit denen ein innigerer Ver»
kehr unmöglich war. R. suchte sich dafür
auswärts zu entschädigen, machte Reisen
im Breisgau, in das benachbarte Elsaß
und die Schweiz, und verlebte glückliche
Tage bei Männern wie B o d m er,
Breit inger. Geßner, Füßl i , Hir.
zel u. A. Auch im Stifte St. Blasien
verlebte er bei den gelehrten Männern
desselben oft mehrere Wochen und wurde
von dem berühmten Fürst-Abt Gerbert
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon