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Nieger u. Niegger 124 Meger u. Niegger
hoffte auf den eines besoldeten Akademi»
kers in Brüssel, Mannheim oder an
einem anderen Orte — befreit zu werden
wünschte. Im April 1778 ernannte ihn
die Kaiserin zum Professor des Staats»
rechtes in Prag und zugleich zum böhmi»
schen wirklichen Gubernialrathe. Wenn
R. durch diese Ernennung in materiellen
Bezügen auch gewann und bei den durch
einen neuen Personenwechsel veranlaßten,
wieder unleidendlich gewordenen Ver>
Hältnissen in Freyburg auch froh war,
auS dieser Stadt zu kommen, so waren
doch mit dieser Befölderung für ihn große
Nacktheile verbunden. Die ungemüth»
lichen Verhältnisse in Freyburg hatten
ihren Ursprung in dem neuen Studien-
präsidenten , einem Baron Ulm, der
gegen Mar t i n i und was zu seinem
Anhange gehörte, und, in demselben
stand eden Ri egg er obenan, mit einer
Animosität ohne Gleichen auftrat. Man
ging darin so weit, daß dieselbe Hofstelle,
welche Riegger nach Constanz geschickt
und alle seine Einrichtungen und Anord<
gen gebilligt und genehmigt hatte, nun
durch ein neues Decret dieselben aufhob
und verwarf! Nun wurden auch die
Möncke wieder kühner — die Jesuiten
bestanden freilich nicht mehr — aber die
Franziskaner, dieser Böttelorden, der seit
jeher sich nur gemästet und sonst nichts
gethan, als die Anordnungen der welt-
lichen Obrigkeit von der Kanzel und im
Beichtstühle paralysirt hat, diese ver-
folgten nun Riegger öffentlich und
heimlich, und als dem Gelehrten wäh«
rend der Anwesenheit deS Kaisers Io»
seph in Freyburg, im Jahre 1777, ihm.
dem Einzigen, die Ehre zu Theil ward,
vor den Monarchen besohlen und von
demselben mit jener liebenswürdigen
Huld empfangen zu werden, womit der
Kaiser ausgezeichnete Manner immer empfingt da verdoppelten sich Haß und
Verfolgung seiner Widersacher.^) Die
Nachtheile, die ihm durch seine neue
Ernennung erwuchsen, beziehen sich aber
vornehmlich auf den Verkauf seiner rei»
chen und kostbaren Bibliothek, die er um
kaum den dritten Theil dessen, was sie
ihn selbst gekostet, hintangeben mußte.
Und demnach verließ er gern den Ort,
wo die Verhältnisse stch in kurzer Zeit so
verändert hatten. I n Prag übernahm
R. das ihm übertragene Lehramt. Bald,
nachdem Joseph I I . die Regierung
antrat, wurde der damals bestehenden
Studiencommission die Censur abgenom«
men und ein besonderes Revisionsamt
errichtet.-DaS Referat desselben wurde
R. übertragen. Was ein an und für sich
vernunftwidriges Institut, wenn es schon
einmal bestand, in den Händen eines
Mannes wie Riegger, an seiner Gehäs-
sigkeit verlieren mußte, braucht nicht erst
gesagt zu werden. Mit der Büchercensur
wurde ihm auch die Theatercensur über»
tragen. Er gestattete die Aufführung
eines V o lt aire'schen Stückes, worin ein
Bischof in seinem vollen Ornate auf der
Bühne erschien. Das war für seine zahl-
reichen Gegner — und die Partei der
Verdummung ist immer die stärkere —
zu viel. Obwohl der berühmte Bischof
von Königgrätz. Hay j^Bd. VII I , S. l03^
der dieser Vorstellung beigewohnt, daran
*) Welches Aufsehen Riegger's Empfang von
Seite des Kaisers Joseph allgemein er»
regte, darüber klärt uns eine Stelle in
Klüpfel 's I>u.Q6F?i-ieu3 auf den Monarchen
auf, welche lautet: „l 's NieFgerH, gui ooram
Hass, ts ^caäemias nostras äsous singu-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon