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Namen er noch zur Stunde im Volks
munde lebt, im Sammeln. Darin stritt
sein Eifer mit den verschiedenen Richtun
gen. nach denen er sich erstreckte, um die
Palme. Er sammelte Alles, was nur
einigermaßen verdiente, aufbewahrt zu
werden. Seine naturhistorischen
Sammlungen umfaßten aus. dem Gebiete
der Zoologie, die Zoophyten, Gnto
zoen und Conchylien, ferner Amphibien.
Würmer. Fische, Insecten. die Vögel
Oesterreichs fast vollständig mit ihren
Eiern und die Säugethiere bis zlir Hir»
schesgröße; die M ineral i ensa min»
lung enthielt, außer einer allgemeinen,
alle vorkommenden Minerale umfassenden,
eine besonders lehrreiche: die in der Ge>
gend Dow Baden aufgefundenen Petre
facte; der botanische Theil bestand aus
einem Herbarium von über 14.000 Pflan
zensorten. dann einer ungemein reichen
Sammlung von Hölzern und Samen
von Forst', ökonomischen und ZierpflaN'
;en. I n eiiM techno logischen Samm
limg vereinigte er in mehreren tausend
Nummern die verschiedenartigsten rohen
Naturproducte. geordnet nach ihrer stufen-
weisen Veredlung und Verarbeitung ;u
Fabrikaten. Mit Hilfe von Frauen, die
sich für die Sache interessirten und ihm
namhafte Spenden m dieser Richtung
machten, organisirre er eine Samm-
lung weiblicher Handarbei ten.
Nicht minder reich war seine numis-
ma tische Sammlung, in welcher sich
antike, mittelalterliche und moderne Mün«
zen und Medaillen befanden, darunter
eine besonders reiche Suite französischer
Medaillen. R. hatte darüber einen eigen«
handigen Katalog verfaßt. Dann, be>
'aß er ein werthvolles Autographen-
Album mit Handschriften berühmter
Personen aus allen Ständen, systema«
tisch geordnete Suiten an Kupfer« stichen und Bildnissen besonders
denkwürdiger Personen. Seine B ib l io -
th ek umfaßte 3000 Bande belletristischer
und wissenschaftlicher Werke verschiedener
Disciplinen. Der berühmte Phrenolog
Dr. Ga l l sandte ihm im Jahre 1825
eine Prachtausgabe seiner Werke und
überließ ihm zugleich seine in Wien zurück-
gelassenen, phrenologisch merkwürdigen
Schädel und Gypsbüsten, zu denen R.
selbst später deu Schädel des Dichters
und Schauspielers Ferdinand Raimund
hinzufügte,worüber
sich
eine ziemlich heftige
Kontroverse erhob. In einem Artikel des
Wiener Journals „Die Presse" 1872,
Nr. 3, im Feuilleton des Local-Anzeigers.
wird eine Darstellung dieses widerwar-
tigen Handels in einer Weise gegeben,
welche das dem alten Rol let t vorgewor«
fene Verfahren in dieser eigenthümlichen
Geschichte rechtfertigen soll. Selbst Rol«
lett's Garten war eine Art Samm»
lung. denn es befanden sich darin meh-
rere hundert von ihm selbst gepflanzte
Bäume der edelsten Obstsorten, die er
selbst pflegte und veredelte, in Folge
dessen ihn auch die Wiener Landwirth-
schaftsgesellschaft zu ihrem Mitgliede er-
nannt hatte. Dabei waren seine Samm«
lungen für den Besuch von Personen, die
sich darum interessirten. jederzeit geöffnet.
I n den letzten Jahren kränkelte er an
einem hartnäckigen Lungenleiden, dem
er auch im Alter von 64 Jahren erlag.
Aus einer zweimaligen Ehe hinterließ er
eine zahlreiche Familie, aus welcher sich
ein Sohn Kar l als Arzt ^s. d. Quellen
S. 308, Nr. 3) bemerkbar gemacht. Die
verschiedenen naturhistorischen Samm»
lungen des Verewigten wurden der Stadt
Baden für Schulzwecke zum Geschenke
gemacht und die Gemeindevertretung
hat beschlossen, dieses Museum mit
dem Realgymnasium in Verbindung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon