Seite - 308 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rhedey-Rosenauer, Band 26
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NoUett 308 Nollett
endlich besorgte Dr. Emil Rollert das ste,
hende Referat über allgemeine Krankheiten und
Krankheiten der Harnwerkzeuge in den Medi.
cinischen Jahrbüchern, Jahrg. t869.
XVII . Bd.. u. Jahrg. 1870. XIX. Bd.
Die Familie Noüetin Daden. Hieronymus Lorm
hat in einem, „Baden bei Wien. Alte und
neue Contouren und Figuren" überjchriedenen
Artikel in der alten „Presse" über einen Vor,
fahren in der Familie Rol le t t Interessantes
berichtet. Baden war im 17. Jahrhundert,
wie schon früher im 16., von den Türken
übel heimgesucht worden. Zum Entsatze Ba»
dens. als die Türken dasselbe im Jahre 1683
überfielen, war aber kein Polenheld herbei,
geeilt. Alles hatte sich geflüchtet, und als die
Badener nach dem Abzüge der Türken aus
ihren Schlupfwinkeln in öen Gebirgen, na,
mentlich aus dem sogenannten „Schelmenloch"
bei dem Dörfchen Soos hervorgekommen,
fanden sie auf der Brandstätte ihr Rathhaus
und seine werthvollen Archive nicht mehr.
Der wackere Syndicus Ba r tho lomäus
Schwarz war bei dem Versuche, die Nrkun«
den zu retten, von den Türken niedergehauen
worden. Das gleiche Loos traf den Badener
Bürger Anfelm Rollert, t. Anselm
Rol le t t war Rothgeroer und hatte sein,
Werkstätte in der Sckloßgasse Nr. 29 (Guten,
drunn). Er stammte aus Savoyen und war
in der Jugend häufig mit feinem Vater im
Orient gewandert, um Handelsgeschäfte zu
betreiben, und in Folge dessen der türkischen
Sprache mächtig. Dieß hatte ihn erniuthigt.
in der Stadt zu bleiben, während er die
Seinen in's Gebirge flüchten ließ. Als diese
aber nach Abzug des Feindes wiederkehrten,
fanden sie den Leichnam des Vaters und den
seines treuen Hundes vor der Werkstätte lie-
gen. Noch 120 Jahre später hatte dieselbe
Familie dieselbe Werkstätte inne. in welcher
auch der ermordete Ahn begraben lag. Ein
von dessen Sohn zum Andenken an das Er.
eigniß gestiftetes Glasfenster mit dem Bilde
eines Türken bewahrt heute noch die Samm»
lung von Anton Rol lett . dessen Lebensskizze
S. 303 mitgetheilt woroen. — Von diesem
Anselm stammen in directer Aufeinander»
folge die noch in Baden nächstWien und in
der Umgebung, zu Leesdorf. Gutenbrunn blü«
henden Rol le t t ab. Die Nachkommen Jo-
seph's, sein Sohn Anton, dann sein Enkel
Kar l und seine zwei Urenkel Alexander und
Emi l haben sich vornehmlich als Aerzte und Forscher hervorgethan. Die meisten derselben?
Alexander, Anton, Emi l , sind i.n be»
sonderen Lebensskizzen vorgeführt worden. —
Noch sind erwähnenswerth-. 2. Der durch sei»
nen eigenthümlichen Namen hervorstechende
Mönch Qusdvultdeus (Was Gott will). Er
ist ein Vetter des Arztes Anton, ist in den
Augustiner.Convent zu Baden eingetreten und
in demselben geblieben, bis über sein und
zwei anderer noch daselbst befindlich gewese-
nen greisen Ordensbrüder Ansuchen der Con-
vent in den Neunziger-Jahren des 18. Jahr»
Hunderts von der Staatsverwaltung aufge»
hoben wurde. Quodvul tdeus lebte seit,
dieser Zeit als Curat an der Pfarre Baden
bis zu seinem im Jahre 181t erfolgten Tode.
Sein Grabdenkmal, mit lebensgroßem ner»
goldeten Brustbild-Medaillon, ist neben ande-
ren Denksteinen der Verstorbenen der Familie
Nol le t t an der Außenseite der Badener
Pfarrkirche, in der Ecke neben dem Haupt»
thore, angebracht und der Sockel trägt die
Inschrift: Dem rastlos thätigen Priester !,
Dem unvergeßlichen Freunde l Weihen dank.
bar Bürger und Brüder l Dieses Denkmal.
— 3. Kar l Rol let t (geb. zu Baden am
14. Juni 1803, gest. ebenda am 9. Mai 1869),
der älteste Sohn des Badener Arztes Anton.
Kar l besuchte das Gymnasium im Stifte Melk
und beendete die philosophischen und medicini»
schen Studien an der Wiener Hochschule, wo er
im Jahre 1831 die Doctorwürde erlangte und
bei dieser Gelegenheit die Dissertation: „vo
Nsi-wiL V2,ä6U5ibv.2" (>Vien183l), aus
welchem Anlasse er gemeinschaftlich mit Doc»
tor u. Specz die Badenrr Heilquellen unter-
suchte, veröffentlichte. Darauf begann er an
der Seite seines vielbeschäftigten Vaters die
ärztliche Praxis in Baden, die er bis an sein
Lebensende als gesuchter und geachteter Arzt
ausübt. Dabei war sein Augenmerk dem
öffentlichen Leben seiner Vaterstadt, nament»
lich in Sanitäts« und Schulangelegenheiten
und landwirthschaftlichen Interessen zugewen«
det. So ist in ersterer Hinsicht die Gründung
eines Spitales für scrophulöse Kinder, worin
ihn auch die Frau v. Braun sehr förderte,
hauptsächlich sein Werk, und in letzterer ver»
dankt Baden seinen energischen Bemühungen
die Errichtung eines Realgymnasiums, zwei
Momente in seinem öffentlichen Leben, die
seinem Namen ein bleibendes Andenken
sichern. R. wurde für seine Verdienste mit
dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone
ausgezeichnet und nach dem Tode des Doctor
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon