Seite - 347 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rhedey-Rosenauer, Band 26
Bild der Seite - 347 -
Text der Seite - 347 -
Noschmann 347 Nsschmann
Dabei war er bei der Mittellosigkeit der
Eltern frühzeitig auf sich selbst angewie-
sen und ließ sich bei feiner großen Vor«
liebe zu Büchern zu Katalogifirungs-
Arbeiten u. dgl. verwenden". So verfaßte
er im Jahre 1720 im Kloster StamS
ein Verzeichniß der vorzüglicheren, in der
Klosterbibliothek vorhandenen Hand-
schriften; erhielt nach kaum beendeten
Studien von der Regierung zu Inns-
brück den Austrag, über die im Schlosse
Ambras und in der damit vereinigten
Innsbrucker Hofbibliothek, die zusammen
an 8000 Bande bildete, einen Katalog
zu verfassen. Diese Arbeit mochte ihm
zunäcdft zur Erlangung der Notarsstelle
an der Innsbrucker Universität vcrholfen
haben, welche ihm im Jahre 1722 ver«
liehen wurde. Auch erlangte er im nam«
lichen Jahre die Würde eines Licentiaten
der Rechte. Im Jahre 1827 wurde er
nach abgelegter Notariatsprüfung zum
öffentlichen kaiserlichen Notar diplomirt.
23 Jahre später, im Jahre, 1743.
wurde R. zum Universttäts.Bibliothekar
ernannt: auch erhielt er schon 1740
von den Ständen den Titel eines
tirolischen Historiographen, auf den er
im Hinblicke auf seine erstaunliche Thä.
tigkeit auf dem Gebiete der Geschichte,
Alterthumskunde und Topographie sei-
neS Vaterlandes wohl den gerechtesten
Anspruch hatte. R.'s Leben geht ganz in
Arbeiten seines Berufes und in histori«
schen Forschungen auf, denen er mit rast»
losem Eifer oblag und wovon das von
Di Pau l i zusammengestellte Verzeichniß
seiner Schriften Zeugniß gibt. Der bei
weitem größte Theil derselben ist Hand»
schrift geblieben und wird — mit wenigen
Ausnahmen — in der Vidliotksoa. I ^ -
roltznsiL aufbewahrt. Sie bilden für
den Forscher noch heute eine reiche Fund«
grübe schätzenSwelther Mittheilungen über Tirols Geschichte und Geographie
von ältester Zeit bis auf die neuere. Be«
züglich seiner Forschungen über Wilten,
das Veläiäena der Römer, gerieth R.
mit dem berühmten Linguisten Johann
Sigmund Valentin P o p o w i t s c h
M . XXII I , S. 108) in eine literarische
Fehde, in welcher Roschmann dem
mittellosen Popowitsch, der den Druck
seiner Gegenschrift ob Mangel an Geld»
Mitteln nicht zu beendigen im Stande
war. seine Beihilfe anbot, um den Druck
der Sckrift zu vollenden; ein Zug auK
dem Leben eines Gelehrten, der der Ver»
gefsenheit entzogen zu werden verdient.
Eine besonders werthvolle Arbeit lieferte
R. mit seinen auch Handschrift gebliebe»
nen Nachrichten über tirolische Künstler:
„Grolls piotoria. et Ltatuaria.", welche-
dem kunstliebenden Franz Lactanz
Grafen von F i rmian zugeeignet ist.
Dieser ehrte den Verfasser mit dem geist»
reichen Distichon: „Ii>08Qliw.aliii
(Roschmann, du schilderst so gut der
Künstler Leben und Werke, j Hast du
denn Jedem vertraut immer zur Seite
gelebt?) Da der Graf selbst trefflich
malte, porträtirte er ihn und ließ daS
Bildniß in Kupfer stecken.^ Siehe S.330
über daS Port rat nach den biograph.
Quellens Ein anderes wesentliches Ver-
dienst erwarb sich R. durck seine viel.
jährigen Bemühungen, die durch Tirol
zerstreuten römischen Inschriften und
Alterthümer in getreuen Abschriften und
Abzeichnungen möglichst vollständig zu
sammeln, wovon auch noch das Manu»
script: „Uonuinknta. Romans, xer 1^ -
rolim, oum notis 6t (ÜoiQM6iit2.riig ool-
Isotg.« vorhanden ist. Ueberhaupt war
R.'S Bestreben auch dahin gerichtet,
Tirols alte und mittlere Geographie zu
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon