Seite - 10 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
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'Rosenöerg Nosenberg
des Königs Ladislaus zu erzwingen. Er
führte nun Ladislaus nach Böhmen und
dieser verschrieb ihm dafür die Stadt Bud,
weis und ernannte ihn zum Landeshaupt«
mann von Schlesien und der sechs Städte.
In einem Turnier zu Breslau kämpfte Hein-
rich mit dem deutschen Achilles, dem Mark«
grasen Albrecht von Brandenburg,
ohne von diesem besiegt worden Zu sein. Im
Jahre 1436 zog er als Begleiter des Königs
Ladislaus mit einem Reiterhaufen nach
Ungarn, wo er mehrere Gefcckte mit den
Türken bestand. Auf seiner Heimreife starb
er zu Wien. Seine Ehe mit Agnes Gräfin
von 5ä)l!umßurg blieb kinderlos, nach seinen»
Tode heirathete die Witwe Agn e S den Burg«
grasen von Magdeburg. Michael Grafen
Hardegg. — 18. Johann von R. (gest.
8. November 1472), ein Sohn Ulrich's aus
dessen Ehe mit Kathar ina von Warten»
berg. Er hielt zu König GeorgPodsbrao
trotz aller Befehdungen seiner Gegner, und
erst nach Androhung mit dem Kirchenbanne
siel er von Georg ab und schloß sich der
Partei des Gegenkönigs Math ias an. Nun
befehdeten ihn die Anhänger des Königs
Georg. Dadurch erlitt Johann großen
Schaden an seinen Besitzungen und mußte
sämmtliche Güter seinem Bruder Iost, Bi>
schof von Breslau, mit dem er sich ob seiner
Anhänglichkeit an König Georg verfeindet,
und an Johann von Lobkowitz uerpfän
den. Aus seiner Ehe mit Anna Fürstin von
Glogau <gest. 17. December 1583) hinter«
ließ er vier Söhne. Heinrich, Wok. Pe te r
und Ulrich, von denen Wok den Stamm
fortpflanzte. — 19. Peter Wok von R o<
senberg (geb. 1. Octobrr 1539, gest. 6. No»
veuiber 1611). ein Sohn Iost'S von Rosen-
berg und Anna's von Roggendorf uno
ein Bruder des prachtliebenden Wi lhelm
von R., nach dessen Tode Peter Wok
dessen mächtigen Besitz übernahm. Peter
Wok (Nok heißt so viel als Wolf) war um
1560 Kämmerer des Kaisers Maximi l ian,
machte in den Jahren 1562 und 1563 Reisen
in Deutschland und nach England. Im Jahre
1594 führte er ein böhmisches Kriegsheer
nach Ungarn und half Komorn vor den
Türken retten. In seiner Heimat vergrößere
und verschönerte er seinen Dynastenbesitz, er-
baute das Schloß in Bochin, Zeughaus, Drei«
faltigkeitskirche und Armenspital in Krumau
u. s. w. Er führte einen großartigen Hofstaat,
so wurde in seinem Schlosse zu Wittingau taglich an 14 Tafeln gespeist. Peter Wuk
war der einzige in seiner Familie — alle
übrigen waren katholisch — Hussit und seine
ganze Umgebung bestand aus seinen Glau-
bensgenossen. Als er sein Ende nahen fühlte,
wollte er dem Hussitismus entsagen und zum
katholischen Glauben zurückkehren, aber seine
Umgebung wußte diesen Schritt zu verhin»
dern. In seinem letzten Willen bedachte er
reich die protestantische Schule zu Sobeslao,
der er auch seine Wittingauer Bibliothek
hinterließ, und ordnete an, daß seine Erben
ein Convict für Studenten böhmischer Con»
fession und ein Spital für kranke Studenten
erbauen sollten. In diesem Conoicte sollten
12 Knaben und auch mehr bis zum 25. Le-
benöjahre mit Kost und Wohnung unter«
halten und in den Wissenschaften unterrichtet
werden. Ueberhaupt traf er in dieser Richtung
höchst humane Bestimmungen, die mit seinem
im Leben oft genug bewahrten impetuosen
Charakter im starken Widersprüche stehen. Der
Bestand dieser Stiftung wurde schon zebn
Jahre nach dem Ableben deS Stifters durch
die begonnene und durchgeführte Gegenrevo-
lution unmöglich. Im Leben war Peter
Wo l in den ersten Jahren seiner Herrschaft
und so lange seine Gattin lebte, im hohen
Grade leutselig. Seine Gemalin, die er 1580
heimführte, war Vatljarina von Qldanic; rr
verlor sie nach 2 l jähriger glücklicher Ehe im
Jahre 160!, ohne von ihr Kinder gehabt zu
haben. Nach ihrem Tode wurde er tiefsinnig,
und seine Melancholie artete zu Zeiten in
solche Tobsucht aus, daß er in Anfällen der«
selben seine treueften Diener hinnchten ließ;
wenn er dann wieder zu sich kam, bereute
er sein Thun, und um sich vor den Unthaten
seiner Zornausbrüche selbst zu bewahren, ließ
er den bisher in Wittingau wohnenden Scharf«
richter nach Sobsslav übersiedeln. Wenn er
dann in einem Wuthanfalle ein Todesurtheil
anordnete, so wurde dasselbe nicht mehr
vollzogen, denn in der Zeit, als der Henker
von Sobsslao nach Witttngau kam, war oer
Parorismus vorüber und das Todesurtheil
wurde annullirt. Da er keine Leibeserben
hatte, hinterließ er seine Reichthümer an
Johann Georg von Schwamberg und
bestimmte selbst die Erbfolge in der Prima-
genitur von dessen Familie. Auf PeterWok
wie auf seinen Bruder Wi lhe lm wurden
zu verschiedenen Gelegenheiten Medaillen und
Denkmünzen geprägt, welche sämmtlich in
Heinrich Otokar Mi l tner 's „Beschreibung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon