Seite - 37 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
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Doctoren Pi tha ^s. d. Bd. XXIII ,
S. 363^ und Ar l t an. Spater begab
er sich nach Grafenberg, um dort durch
längere Zeit die Wirkung des Wassers
auf den menschlichen Organismus zu
studiren. Die Ergebnisse seiner Beobach«
tungen faßte er in einer Monographie
zusammen, welche er im Drucke unter
dem Titel: ^Die Snulenünng und die Orialge
i>r5 N5ll55rr5 nl5 Heilmittel, besonders in chra-
ni5lhen Ksünkheitslormen. Mit Kliniker Ve-
llvchtung d?r bei der Nehllnblnng mit Mllzzcr
noth hernchenüen Irrthümer nad hänüg 20»
Kommenden Mißbrauche .. .." (Prag 18558,
Andre. gr. 8".) herausgab. Darauf
nahm er in Braunau seinen bleibenden
Wohnsitz und übte dort die Praxis mit
so entschiedenem Glücke aus. daß er nach
Centnerbrunn (in Preußisch - Schlesien)
berufen wurde, um dort die Leitung
einer Wasserheil-Anstalt zu übernehmen.
Nachdem er vier Jahre die Leitung dieser
Anstalt geführt, unternahm er Reisen
nach Deutschland und Frankreich, besuchte
mehrere Universitäten und hörte in Paris
die Vorträge der Koryphäen der medici^
Nischen Wissenschaft, wie Sedi l lo t .
Velpeau u.A. Von dieser Wissenschaft»
lichen Reise kehrte er nach Braunau
zurück und übte wieder seine ärztliche
Praxis aus. Zugleich aber wendete sich
seine Theilnahme den politfichen Ereig-
nifsen zu und gab er ein Volksblatt radi«
caler Tendenz mit dem entsprechenden
Titel: „Vorwärts" heraus. Demselben
widerfuhr wahrend der preußischen Inva-
fwn die Auszeichnung, sistirt zu werden,
es erschien aber später wieder. Als die
Wahlen im I . 1867 stattfanden, wurde
R. in dem Landwahlbezirke Braunau«
Polih in den böhmischen Landtag und
von diesem am 43. April in das Abge«
oronetenhauS des ReichSratheS gewählt,
in welcher er zur verfassungstreuen, libe- ralen Partei gehört und bei mehreren
bemerkenswerthen Anlassen in den Vor-
dergrund tcat, so, als er den Antrag auf
Aufhebung des Lotto stellte und den
LandesvertheidigungSminister wegen Ge<
fährdung der Staatsbürger durch das
Tragen der Waffen von Seite des Mili>
tärS außer Dienst interpellirte. Der in
den Quellen citirte Aquarellist bemerkt
bezüglich Ro ser's: nicht wie gesprochen
wird, sondern was man spricht, ist die
Hauptsache. Fegt von den sogenannten
„glänzenden" R-'den unserer sogenannten
„glänzenden" Redner die Frasenspuren
hinweg und ihr werdet staunen, mit wie
wenig Körner die Kibihe deS Lefepubli.
cumS sich nähren lassen. AlS Dr. Roser
sich gegen die Soldatenspielerei, gegen
die massenhaften Ordensdecorimngen
aussprach, als er für den Verkauf der
Kirchengüter plaidirte und für die Be»
schränkling der Civilliste. als er für die
Aufhebung des Lotto sprach, als er sagte:
der Staat bildet hiedurch Müßiggänger
und Diebe, er verstößt so gegen seine
eigene sittliche Grundlage; der Staat
nährt so trügerische Hoffnungen in den
ärmeren Theilen des Volkes und führt
Hunderte von Opfern langsam, aber sicher
dem Cyankali zu!" und als er bemerkte:
Wenn der durch» die Lottoleidenschaft
zum Verbrecher Gewordene vor Gericht
steht, ist es da nicht, als ob die Regierung
als Mitangeklagter vor den Schranken
stünde, denn die Regierung ist es. welche
Lockvögel aufstellt, um das arme Opfer
zu erHaschen", da hat der Dr. Roser.
'0 mangelhaft es geschah, mehr gesagt,
als Diejenigen je zu denken wagen, die
darüber gelacht und die dann. wenn sie
für eine Regierungsvorlage aufgestanden
sind. stolz zum Diner gehen und — vor-
läufig — den Serviettenzipfel hinein-
stecken in die stolze „VolSvertreter"-Brllst.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon