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Vosnnni Nosnnni
dor i machte mit den Jesuiten gemein
schaftliche «Hache. I n die Commission zur
Prüfung des Rosmini'schen Projectes
wurden zwei Jesuiten beigezogen und
diese sprachen über dasselbe ein so ab«
fälliges Urtheil, daß es nicht wenig fehlte,
dah die ganze heilige (!) Inquisition
sich in diesen Handel gemischt und den
gefährlichen Neuerer Rosmin i vor
ihre Schranken gefordert hatte. Glück-
licher Weise kannte der Papst den Be-
drohten persönlich und war mit deffen
Verdiensten und philosophisch-theologi-
schen Ansichten genau bekannt, und als
er die Ränke der Gegner durchblickte,
beauftragte er den Cardinal Castra«
cani mit der Revision und genauen
Prüfung dör Angelegenheit. Dieser aus-
gezeichnete Prälat, mit den Ränken der
Iesuitenpartei vertraut und ihren Ein-
flüsterungen unzugänglich, wählte sich als
Neirath mehrere ebenso gründliche als
unerschrockene Theologen und machte
mit diesen einen Vortrug an den heiligen
Vater, welchem zufolge mit feierlichem
Decrete vom 20. December 4838 dem
von Rosmini gestifteten Orden die
apostolische Sanction ertheilt wurde. Die-
ser unerwartete Ausgang erregte allge-
meines Aufsehen und dieser Sieg über
die im Geheimen arbeitende Partei der
Finsterniß und Lüge erregte große Freude
unter Ros mini's zahlreichen Anhän-
gern. Aber der edle Denker sollte diesen
Sieg theuer bezahlen. Zu Zucca befand
sich die Werkstätte dieser unsauberen Ge-
sellen, in welcher sie neue Waffen gegen
Rosmini schmiedeten. Aus einer ver»
rufenen Winkeldruckerei der genannten
Stadt gingen von Zeit zu Zeit schmutzige
Libelle gegen RoSmini hervor, für
deren Verbreitung in den römischen Con»
gcegalionen und bei den einzelnen Cardi«
nälen die Verfasser Rath wußten. Ganz planmäßig wurde die moralische Ver-
nichtung R.'S von diesen Henkern der
Wahrheit und diesen Mördern der reinen
Lehre Christi betrieben. Oeffentlich rühm-
ten und priesen sie R. als einen großen
Gelehrten, als einen Mann der Kirche,
wie diese einen solchen schon lange nicht
gehabt, nur bedauerten sie, daß er von
gewiffen philosophischen Ideen Deutsch-
lands befangen und dadurch von einzel-
nen Vorurtheilcn in Sachen der Kirche
eingenommen fei; im Geheimen aber
untergruben sie. seinen unantastbaren,
sittlichen Ruf, keinen Anstand nehmend,
die absurdesten Lügen über ihn zu ver«
breiten. So erschien ohne Angabe des
Druckortes im Jahre. 1841 ein Buch
gegen Ros mini , betitelt: „1'Nu36dio
Ztiano") dessen Verfasser — es stellte
sich in der Folge ein Jesuit heraus —
Rosmin i 's „I^attato äeiia eoLoisusa.
rais" durch lauter Entstellungen und
aus ihrem Zusammenhange gerissenen
Sätze in echter Iefuitenmanier bis zur
Unkenntlichkeit verzerrte und Buch und
Autor in den Staub zog. Der berüchtigte
Passag l ia ließ in Lucca ein Buch
mit lauter Invectiven gegen RoSmini
drucken. Ros mini gab auf den „Nuse-
dio oristiano" eine Antwort, welche von
jesuitischer Seite in der vorbeschriebe-
nen Weise erwiedert wurde. Papst Gre»
gor selbst wurde über diesen Vorgang
ungehalten, legte beiden Parteien Schwei«
gen auf und machte diesem Scandal
für einige Zeit ein Ende. RoSmini
lebte indessen, mit Abfassung seiner phi«
losophischen Schriften beschäftigt, zu
Stresa am I^o MHAFiors. Durch seine
Arbeiten wurde sein Name in gelehrten
Kreisen, namentlich unter den Denkern
Italiens, Frankreichs, weniger in Deutsch«
land, immer bekannter, in Italien ver«
breiteten Manzoni, Cantü. Tom-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon