Seite - 71 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
Bild der Seite - 71 -
Text der Seite - 71 -
Nofsi-Sontag Nojfi-Sontag
und ihrem Lande Lebewohl sagte". Was
die Veröffentlichung ihrer Heirath zu»
nächst veranlaßte, war die ausgezeichnete
Weise, mit welcher die Künstlerin in Eng»
land aufgenommen worden, wo ihr ins-
besondere die englische Aristokratie und
in dieser vornehmlich der Herzog von
Devonsbire in der liebenswürdigsten
Weise ftergl. in den Quellen S. 79 das
englische Stammbuchs entgegenkam. Nun
hielt der König von Sardinien mit seiner
Zustimmung zur Hnraih mit dem Grasen
Rossi nicht mehr länger zurück. Nach-
dem sie in Berlin Abschied von der Bühne
genommen, begab sich sich nach Rußland,
und ihren Aufenthalt daselbst beschreibt
in ausführlicher Weise ein Ungenannter
im Stuttgarter „Morgenblatte" l837,
S. 323. Von St. Petesburg segelte sie
zu Meere nach Lübeck und von dort
begab sie sich nach Hamburg, wo sie zum
letzten Male öffentlich in einem Concerte
sang. Ihr Gemal Graf Rossi war in«
dessen zum Gesandten in Holland ernannt
worden, wo ihre Heirath mit ihm
auch öffentlich erklart wurde. Nun lebte
sie als Gesandtensfrau mit ihrem graf-
lichen Gatten an verschiedenen Orlen in
Frankfurt a. M., 4834 in Neapel und
schiffte sich von dort. wie das „Conver-
sations.Lexikon der neuesten Zeit" berich-
tet, nach Rio Janeiro ein, wohin ihr
Gatte als sardinischer Geschäftsträger
gewissermaßen verbannt wurde. Wir sa-
gen verbannt, denn der sardinische Adel-
stolz findet sich in seiner thörichten Be>
schrankcheit noch immer dadurch befleckt,
daß ein an sich nichts bedeutender Graf
sich mit einem Wesen verbunden, das
keine Ahnen aufzuweisen hatte, dafür
aber die Freude und der Stolz Europa's
gewesen ist. Ihre künstlerische Laufbahn
schien auf immer geschloffen. Aber es sollte
anders kommen. Die Stürme des Jahres 1848 hatten auf die Stellung und das
Vermögen des Grafen Rossi einen nach-
thcillgen Einfluß gehabt. Da faßte seine
Gattin den heroischen Entschluß, ihr Ta>
lent wieder geltend zu machen, denn die
Gräf in Rossi hatte wohl der Bewun-
derung der Welt und dem unendlich er»
bebenden Genusse, Tausende zu entzücken
und hinzureißen, entsagt, nicht aber dem
stillen Verkehre mit den Musen und
Grazien. „Freilich", sagte sie zu einem
Freunde im December des Jahres 1351,
„mußte ich manchmal die schöne Gewöhn»
heit taglich zu singen und zu spielen und
die Liebe zur Kunst den Pflichten der
Mutter opfern. Dann habe ich wohl
Monate lang daS Piano nicht geöffnet;
doch dauerte das höchstens ein Viertel»
jähr. Länger hielt ich die Entsagung
nicht aus und dann ging ich jedes Mal
mit einem Ernste wieder daran, als
müßte ich wieder von vorn anfangen;
ich war dann so sirenge gegen mich wie
nur je, und hatte eine Freude, die mich
recht glücklich machte, wenn ich mir ganz
allein im Zimmer wieder einigermaßen
genügte." So hatte sie denn auch als
Grafin fleißig ihre Kunst geübt, und von
dieser Seite gab es wohl keine Sorge,
die größere war die Selbstüberwindung,
als Gcsandtensgattin wieder die Bühne
zu betreim. Ueber diese nicht geringe
Sorge half die Macht der Mutterliebe
dahin. Sie wollte so viel Geld verdienen,
um die letzte Hand an die Erziehung
ihrer Kinder zu legen und ihnen so uiel
hinterlassen zu können, daß sie nicht von
Anderen abhängig waren. Die Künstle»
rin zählte damals 44 Jahre. In Paris
betrat sie im Jahre 1830 wieder die
Bühne, dann wurden Verhandlungen
mit Lumley in London angeknüpft,
welche dieser in seinen Theater-Memoiren
ausführlich darstellt, u^d am 3. Mai
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon