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Nossi-Sontag 72 Noffi-Sontag
1831 sang sie zum ersten Male wieder
in London die Mar ie in der „Tochter
des Regiments". Vom Herbste 1831 bis
in den Sommer 1832 machte sie eine,
von den glänzendsten Erfolgen begleitete
Kunstreise durch Deutschland. Ihr Er»
folg, schreibt Bischof, grenzte in der
That an das Wunderbare. Ueberall wie-
herholte sich dieselbe Erscheinung, daß
das Publicum Anfangs kalt, prüfend,
fast möchte man sagen: mißtrauisch, nach
und nach durch ihren Gesang und ihr
Spiel so erwärmt, hingerissen und ent>
zückt wurde, daß Alle. die sie vor 20 Iah-
ren gehört hatten, in die angenehmste
Täuschung versetzt wurden und Diejeni»
gen. welche sie jetzt zum ersten Male
hörten, sich einen vollkommen richtigen
Begriff von dem machen konnten, was
sie im Jahre 1830 als vierundzwanzig,
jähriges Mädchen war. Die vorzüglich«
sten Rollen, in welchen sie in den letzten
Jahren ihre Meisterschaft bekundete, wa-
ren Mar ie in der „Tochter des Regi-
ments", Amine, Linda. Mar tha ,
Rosine. Zerl ine und Susan na
im „Figaro". Schon lange trug ste
sich — und vornehmlich im Hinblicke
auf eine ergiebige Goldernte — mit
dem Gedanken einer Kunstreise durch
Amerika und Ende August 1832 führte
sie auch denselben aus. Am 8. Septem-
ber landete sie in New-Iork. Abends
10 Uhr wurde das Sch'ff durch Raketen
fignalisirt und gegen Mitternacht kam sie
im Hotel der Union inmitten des Gewo»
geä einer ungeheuren Mensckenmaffe an.
Fünfzehnhundert Musiker brachten ihr
eine Nachtmusik, wobei Tausend Feuer»
männer die Fackeln hielten. Ihr erstes
Concert fand am 18. September Statt.
Was in Europa gestehen, wiederholte
sich in Amerika, der Erfolg ihrer Concerte
und im Jahre 1833 auch ihrer Darstel- lungen auf der Bühne war ein außer-
ordentlicher. Wachen Hufen gibt im
„Hausfreund", eine später in der „Breg.
lauer Zeitung" (1863, Nr. 339 u. 341)
wieder abgedruckte Darstellung ihres
Aufenthaltes in den Freistaaten. Im
Jahre 1834 bereiste sie noch das Innere
der Vereinigten Staaten, dann wandte
sie sich nach dem Süden, wo sie dem
Verhängnisse erliegen sollte. Am 12. März
fang sie noch die Mar ie , bald darauf
die No rm a inNew-OrleanS. Nun folgte
sie einer Einladung des Unternehmers
der italienischen Oper zu Mexiko, Ren6
Masson, der ihr für fünf Monate den
Gehalt von 30.000 ft. zugesichert hatte.
Am 13. April traf sie in Mexiko ein und
war von Anfang an Gegenstand der
Bewunderung und des Enthusiasmus.
Am 11. Juni warLucret ia Borg ia
angekündigt; aber an demselben Tage
wurde die Sängerin vom gelben Fieber
ergriffen, welche m der Stadt schon seit
mehreren Tagen ihre Opfer forderte.
Der Anfall der Krankheit war furchtbar
und ließ wenig Hoffnung für ihr Leben;
dennoch gelang es. ihn zu bekämpfen
und am 16. glaubte man die Künstlerin
außer Gefahr. Es war eine Täuschung.
Nach wenigen Stunden bekam sie einen
Rückfall. und am 17. Morgens hauchte
sie ihr Leben aus. Das feierliche Begrab-
niß mit zahlreichem Gefolge fand am
19. Juni Statt. Der Sarg wurde in
der Kirche San Fernande beigesetzt. Ihre
Rückkehr nach Europa war auf den
Spatsommer bestimmt, sie hoffte in den
ersten Tagen des Monats September
mit ihren Kindern sich wieder zu vereinen,
um sich nie mehr im Leben von ihnen zu
trennen. Es war anders gekommen. Vor
ihrer Abreise nach Mexiko hatte sie noch
100.000 Thaler in Europa angelegt.
Der Zweck der Mutterliebe ist wohl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon