Seite - 106 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
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Nothkirch 106 Nothkirch
sing. Nach beendeten Studien trat er in
der politischen Sphäre in den Staats»
dienst, wurde Kreishauptmann in Czaslau
und schlug im Jahre 1848 die ihm an-
getragene Stelle des Statthalters für
Böhmen aus. Hingegen nahm er den
geringeren Posten eines Kreisprästdenten
von Eger an. Von Eger kam Graf
Rothkirch als Landesprafident der
Bukowina nach Czernowitz. als aber im
Jahre 1860 die Administration dieses
Kronlandes mit jener von Galizien ver-
einigt wurde, trat GrafRothkirch in's
Privatleben zurück und erhielt bei dieser
Gelegenheit die Würde eines geheimen
Rathes, nachdem er die eines k. k.
Kämmerers bereits seit dem Jahre 1836
bekleidete. Als nachdem für Oesterreich so
verhängnisvollen Gotuchowski'schen
Regime das Februar«Patent erlassen und
der galizische Schlachciz in Gnaden
entlassen wurde, trat GrafRothkirch
wieder in den Vordergrund, und die Ver»
fajsungstreuen, ihren Mann erkennend,
wählten, ihn im März 1861 mit 314
unter 322Stimmen, also fast einstimmig,
aus dem nicht mit einem Fideicommiß
behafteten Großgrundbesitze in den böh»
mischen Landtag. Bald darauf (im April)
wurde er in das Abgeordnetenhaus des
österreichischen Reichsrathes entsendet, in
welchem er im rechten Centrum auf der
sogenannten Grafenbank neben Grafen
Wrat is law Platz nahm und, so lange
er im Reichsrathe saß — er legte später
sein Mandat zurück — eine fruchtbare
parlamentarische Thätigkeit entfaltete.
Am 9. November 1363 wurde Graf
Rothkirch zum Oberstlandmarschall
des Königreichs Böhmen ernannt, welche
Würde er bis zu seiner im September
1866 erfolgten Ernennung zum Statt»
Halter bekleidete. Dieses Mal wagte es
keine Zeitung, ihr Mißtrauensvotum über diese Ernennung durch einen schwarzen
(Trauer«) Rand zu erkennen zu geben,
wie es im Jahre 1848 der Fall war,
in welchem das öechische Journal
VsrsMi Ust bei der Nachricht, daß
Graf Karl Rothkirch zum Statt»
Halter von Böhmen bestimmt sei, mit
einem Trauerrande erschien. In allen
Aemtern, welche der Graf Zeit seines
Lebens versah, bewährte er sich als
charakterfester Cavalier, treu dem ange»
stammten Herrscherhause, all' seinen Ein»
siuß und seine Thätigkeit für ein starkes
und einheitliches Oesterreich einsetzend.
Er zog sich zuletzt. 8. März 1867. ganz
in die Ruhe zurück und erlag nach
längerem Leiden einer Herzlähmung im
Alter von 63 Jahren. Graf R. war
(seit 24. Mai 1833) mit Barbara
Gräfin Sweer ts 'Spork vermalt, aus
welcher Ehe keine Nachkommen vorhan-
den sind.
Presse (Wiener polit. Blatt) XIV. Jahrg.
(186t). Nr. 259. im Sitzungsberichte des
Abgeordnetenhauses. — N euc freie Presse
1866, Nr. 747: „Correspondenz aus Prag
gäo. 26. September"; 1870, Nr. 20!0: „Graf
Rothkirch und Panthen". — Bohemia (Pra»
ger polit. u. belletr. Blatt. 4«.) 1870, Nr. 79.
— Wald Heim's Illustrirte Zeitung (Wien.
kl. Fol.) I I . Jahrgang (1863), S. t2l)8. —
Fremden, Blat t . Von Gust. Heine (Wien.
4«.) 1866. Nr. 229 u. 266; 1370. Nr. 92, 94,
in den politischen Tagesneuigkeiten. — Por>»
trat. Holzschnitt nach einer Photographie in
der Waldheim'schen Illustrirten Zeitung
1863. S. 1208.
Zur Genealogie der Serren und Grafen von
Nothkirch. Die Rothkirch, noch heute in
zwei Hauptlinien, den Ro thkirch «Pan»
th en und No thkirch-Trach blühend, ge-
hören zu den ältesten Familien des schlesischen
Adels und schon in der Wahlstädter Schlacht
bei Liegnitz gegen die Mongolen erscheint ihr
Name — freilich mehr sagenhaft als historisch
— aber immer in einer Weise, welche nur
den Glanz des Namens steigert. Die Roth»
kirch zählen zu den mit dem geflügelten
Worte: „Die Vettern von Wahlstadt" be.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon