Seite - 117 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
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Nothschild Aothschild
ihn sozusagen im edleren Sinne zu einer
volksthümlichen Figur der Kaiserstadt
machte, dann aber insbesondere durch
den edlen Gebrauch, den er von feinen
Reichthümern zum Besten der ärmeren
VolkSclafsen machte. So lange er in
Wien lebte, that er, und vornehmlich im
Stillen, ungemein viel Gutes. Die Stadt
Wien verlieh ihm auch in Würdigung
dessen das Ehrenbürgerrecht. Diese Aus»
zeichnung erwiederte R. durch Spendung
eines Capitals, von dessen Zinsen Wiener
Bürgerssöhne an dem Wiener polytech»
Nischen Institute ihre Ausbildung erhalten
sollten. Als Jury für die Aufnahme in
diese Stiftung sollen unter dem Vorsitze
des jeweiligen Bürgermeisters mehrere
Bürger der Hauptstadt beigezogen wer-
den. Als Ehrenbürger Wiens trat nun
Freiherr R. in den vollen Genuß der
Rechte eines solchen. Er benutzte diese,
für seine Glaubensgenossen einzig dafte-
hende Vergünstigung zur Erwerbung
unbeweglicher Güter innerhalb der Ring»
mauern Wiens. Er kaufte den sogenann»
ten Gundelhof am Bauernmarkt und
das Haus, welches an seinen damals
ständigen Wohnsitz, nämlich den Gasthos
zum .^römischen Kaiser" auf der Freiung
anstieß. Das angekaufte Haus ließ er
niederreißen und an dessen Stelle einen
einfachen, geschmackvollen Bau herstellen,
in welchem jetzt sein Sohn Baron An»
selm wohnt. Da ihm Kaiser Franz
ausnahmsweise die Gestattung verlieh,
Dominicalgüter zu kaufen, ohne gleichzei»
tig die ständische Landmannschaft zu er>
werben, so gelangte er in den Besitz be-
deutender Liegenschaften, wie Oderberg,
Hultschin, Schillersdorf u. s. w. Es ver-
lautete, daß diese Herrschaften zu einem
großartigen Fioeicommiß des Hauses
Rothschild bestimmt waren oder noch
seien. Sein Versuch, die mährische Land- standschaft zu erwerben, scheiterte an dem
Beschlusse der Stände Mährens, welche den
Betrag von 40.000 fl.. den ihnen der Ba-
ron zugesendet, als Beitrag für das pro«
jectirte polytechnische Institut in Brunn,
abgelehnt hatten und sich dahin einigten.
Mittel zu schaffen, das Institut nur durch
ständische, ohneHerbeiziehung der anderen
Steuerpflichtigen herzustellen. Nebrigens
hat sich der Baron um Brunn in mancher
anderen Weise verdient gemacht. Vorerst
dadurch, daß er die Stadt durch eine Eisen«
bahn mit Wien verband, daß er eine AuS-
starturigs-Stiftung für ärmere, unbescbol«
tene Mädchen in Brunn machte, welche
unter das Curatoriurn des Brünner
Bankdirectors Ioh. G a
st
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gestellt wurde, und eine große Summe
zur Errichtung eines Kinderspitals bei»
steuerte. I n Würdigung dieser Umstände
hat auch die Stadt Brünn dem Baron
das Ehrenbürgerrecht verliehen. Baron
Salomon, der viel Gutes that, nickt
eben als reicher Mann. um mit seinen
Wohlthaten zu stunkern, sondern aus
der ihm eigenen Güte des Herzens, ver-
theilte seine Spenden ohne Unterschied
des Glaubens und der Nation, und ver«
stand es, mit seiner Freigebigkeit stets
Zartgefühl zu verbinden. Baron Salo»
mon starb auf einer nach Paris unter«
nommenen Reise daselbst im Alter von
79 Jahren. Aus seiner Ehe mit Karo»
line Stern hatte er zwei Kinder, von
denen die Tochter Bett i an seinen
jüngsten Bruder, ihren Onkel, den Pari«
ser BankierIames Rothschild. ver<
malt wurde, während sein Sohn Anselm
seine Nichte, die älteste Tochter seines
Oheims. Nath an Mai er. des Londo-
ner Bankiers, als Gattin heimführte.
Ueber seine Bildnisse in Edelstein. Holz«
schnitt und Lithographie, über eine auf
ihn geprägte Denkmünze und das ihm
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon