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Nothschild 120 Nothschild
luna Franz Otto's im „Buche berühmter
Kaufleute" (Leipzig 1870. O.Spamer. gr.8<>.),
welcher S. 550 schreibt: „Die Familie schrieb
sich ursprünglich Bauer, wie aus den alten
Stanoesbüchern hervorgeht, erst Mai er Am«
schel nahm den Namen Rothschild an,
wahrscheinlich nach dem Namen deS Hauses
deü Vaters, das nicht mehr existirt. Genaue
Nachrichten können nur uon der Familie
selbst gegeben werden, alles Uebrige beruht
auf Annahmen und Combinationen. Vielleicht
lassen diese Nachweise nicht lange mehr auf
sich warten, da es ja im vorigen Jahre ver<
lautete, daß der älteste Sohn des l868 ver-
storbenen Freiherrn IameS Rothschild in
Paris mit der Verfassung einer Familien«
geschichie beschäftigt sei, die, als auf autbenti'
schen Familienurkunden beruhend, manches
Dunkel lüften und qewiß auch sonst die in-
teressantesten Aufschlüsse über dieses berühmte
Haus bringen dürfte. — Die historische Veoeu»
tenbeit der Familie Rothschild hebt mit
MaierAmschel (Anselm) an. Wie Maier
Am schel die Größe seines Hauses begrün-
dete, wird in Kürze in seiner Lebensskizze
l^s. d. S. <23 . Nr. 5) erzählt, auf welche
hier hingewiesen wird. Nur so viel sei be-
merkt, daß namentlich ein Umstand wesent«
lich zur Hebung des Hauses beitrug, nämlich
die Treue, mit welcher Ma i er Amschel's
Söhne ein ihrem Vater anvertrauies großes
Gut gehütec, und als der geeignete Augen-
blick gekommen war, wieder dem rechtmäßi-
gen Besitzer ausgefolgt haben. Als nämlich
im Jahre 1806 Churfürst Wl lhelm I. von
Hessen genöthigt war. sein Land zu verlassen,
vertraute er die Sorge über sein un^ewöhn»
lich großes Privawermögen seinem Oberhof«
agenten. dem Bankier Am schel Rothschild,
in Frankfurt an. Dieser führte die Verwal«
tung des ihm anvertrauten Gutes mit rühm»
licher Sorgfalt und oft unter Umständen,
die ebenso bedenklich als gefährlich waren.
Als endlich der Churfürst Wi lhe lm im
Jahre1813 in sein Land zurückkehrte, stellten
sich bei ihm die fünf Söhne Maier Am-
schel's uor. — denn dieser war das Jahr
zuvor (19. September 18l2) gestorben —
und da sie mit dem Vermögen des Vaters
auch dessen Obliegenheiten übernommen hat-
ten, boten sie dem Churfürsten an, die ganze,
dem Vater zur Aufbewahrung überlassene
Summe sammt den Zinsen für die verflos«
senen sieben Jahre zurückzubezahlen. Diese
Thatsache richtete die Blicke auf das Hand« lungshaus Rothschild, dessen Ehrerhaftig.
keit bald einen Segen ohne Gleichen zur
Folge hatte. Die zwei Momente, als der
Churfürst seine Schätze dem Iuder Mai er
Am schel in Gegenwart seiner Frau und
eines Töchterchens zur Aufbewahnna anoer.
traut, und dann, wie die fünf Söhne vor
dem zurückgekehrten Churfürster erscheinen,
um ihm das anvertraute Gut /u übergeben,
hat der in Darstellung jüdischer Scenen
unübertroffene Maler Moriz Oppenheim
in zwei Bildern verherrlicht, welche im Jahre
1861 vollendet wurden urd sich im Besitze
des gegenwärtigen Chefs des Wiener Hauses.
Anselm Freiherrn uon Rothschild, be-
finden. Die Verherrlichung durch den Pinsel
Oppenheim's ist der herrlichen That der
Rothschilde ebenbürtig ausgefallen. — Was
nun die Standeserhebungen der Rothschilde,
betrifft, so ist die hie uno da erwähnte Er-
hebung in den Adelstand durch den Chur-
fürsten von Cassel unrichtig. Der Adel wurde
den Rothschild's von Oesterreich aus, und
zwar über Antrag des damaligen Finanz-
Ministers Grafen S tad ion verliehen. Zuerst
erhielten ihn mit ah. Cabinetschreiben ääa.
25. September 1816 die Brüder Anselm
Mai er und Salomon in Rücksicht der
Verdienste, welche dieselben sich bei der Rea-
lisirung der englischen Sudsidien um die
österreichischen Finanzen erworben haben.
Mit ah. Cadinetschreiben uom21.Octobeuo. I .
wurden auch die beiden anderen Brüder,
Kar l Maier und James (Jacob) Maier
in diese Adelsverleihung einbezogen. Der
fünfte Bruder, Rath an Ma i er, erscheint
merkwürdiger Weise bei dieser Adelserhebung
nicht betheiligt. Hingegen erfolgte die Erbe»
bung in den österreichisch en Freiherrn-
stand mit für jedem der fünf Brüder, Am«
schel M., Salomon M., Natdan M..
Kar l M. uno Jacob (IameS) M. beson-
ders ausgefertigten Diplome ääo. 29. Sep»
temder 1822. bei welcher Gelegenheit auch
die entsprechende Wappenvermehrung ^ver-
gleiche S. 140 unten die Wappenbeschreibung^l
erfolgte. — Es hat immer großes Staunen
erregt, daß die Familie Rothschild auS
allen finanziellen und politischen Stürmen,
welche den Continent seit Anfang dieses
Jahrhundert durchbraust, immer unbeschä.
digt und, man möchte fast sagen, immer
noch mächtiger, als sie schon war. hervor«
gegangen sind. Das Zusammentreffen glück»
licher Umstände abgesehen, mochte jedoch die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon