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Nothschild) Nathaniel 439 Rothschild) Nathaniel
M, Rothschild in London. Nach einem eng«
liscken lithogr. Bildnisse aus den Zwanziger»
Jahren", auf S. 373 des Werkes von Franz
Otto: „Das Buch berühmter Kaufleute oder
der Kaufmann zu allen Zeiten" (Leipzig und
Berlin, zweiter u. verm. Abdruck 1870, Otto
Spamer., gr. 8".) (ein origineller, ungemein
charakteristischer Kopf, der eine Stelle in
Lavater'5 Physiognomik gefunden hätte,
wenn er damals schon vorhanden gewesen
wäre). — Medaille auf Nathan Maier Frech,
v. Rothschild. Anläßlich seines am 28. Juli
1836 erfolgten Todes wurde auf Baron Nci-
than nachstehende Medaille geprägt. Die
Aoersseite zeigt den in Profil gestellten rechts-
gekehrten — sehr ähnlichen —Kopf mit Hals.
abschnitt, an welchem sich die Buchstaben ^.
und N befinden. Die Umschrift ist: Xätkau.
Na^ei- RotbLcikUä. Unter dem Kopfe liest
man: ?ul». V?. H^km. H^amL. Auf der
Neversseite liest man: Numiuiä I Älaxiuius
j Zex6!'itui- i —H— I Od. <lu1. XXVII I .
Avc'cc'XXXVI. Durchmesser 27^ Linie.
Eine Abbildung der Denkmünze befindet sich
im „Archiv für Frankfurts Geschichte und
Kunst" (Frankfurt a. M,, Schmerber, gr. 8")
VII . Heft (l8Z5). auf Tafel VI, Nr. 6.)
16. Nathaniel Freiherr vonNo thschild
(geb. zu London 2. Juli l812. gest. zu Paris
2i. Februar 1870). Ein Sohn des Londoner
Bankiers Nathan Maier und jüngerer
Bruder Lionel 's. Er lebte, seit 20 Jahren
gelähmt und in der letzten Zrit auch blind,
in Paris, ungeachtet dieser körperlichen Ge«
brechen an Alleen regen Antheil nehmend,
was in der Welt vorging. Nicht nur die
politischen Ereignisse, di? er aus dem ^Io-
uitsui- olLcisi" und der .,IuäoI6uä2Qeo
bslFs", welche er sich vorlesen ließ. kennen
lernte, auch die Kunst und die Belustigungen
der Pariser Welt nahmen seine Aufmerksam^
keit in Anspruch, Er ließ sich die Pariser
Kunstberichte vorlesen und kaufte Bilder, die
er nicht sehen konnte, um die Künstler zu
ermuihigm und zu neuen Arbeiten, zu denen
er ihnen auch oft das Sujet angab, anzu«
eifern. „Man braucht nicht eben Augen, um
zu sehen. DaS Wort malt wie der Pinftl,
und man sieht mit drn Augen des Gehirns
besser als mit jenen des Gesichts", pflegte er
zu sagen. Trotz seiner Gebrechen hörte man
ihn nie über ftinen Zustand klagen. Er trug
ihn mit drr Resignation eines Weisen und
dem Tacte eines Mannes von Weit. der
nie von seinem Unwohlsein spricht, um das sich dle übrige Welt. die genug mit ihren
eigenen Leiden zu thun hat, wenig oder
gar nicht kümmert Man rütnnte seine
Sanftmuth und seine Wohlthätigkeit, deren
Vorn nie versiegte. Ein geistreicher Franzose
nennt ihn treffend „einen Hiob auf einem
Geldsacke". Baron Nathaniel war mit
Charlotte, d?r ältesten Tochter seines
Oheims James Maier Freiberrn von Noth«
schild vermalt und aus dieser Ehe ist ein
Sohn James Nathan vorhanden, der sich
der rechtswissen schaftlichm Laufbahn gewid-
met und Aovocat am Pariser Barreau ist.
Freiherr Iam eö Nath an hat sich mit Luise
Therese, einer Tochter Maier Karl 's,
des Cousins seines Vaters, verheirathet. —
Man rühmt der Baronin nach, daß sie in
Handhabung des Pinsels und der Palette
nicht gewöhnliche Fähigkeiten bekunde V5e<
nigstens sprach ein in der Pariser Ausstellung
des Jahres ls?3 befindliches Bild, das sie
gemalt, von Talent und Kunstfertigkeit. Man
brachte eine im Frühlinge l373 von der
Baronin waoznito durch die Bretagne unter-
nommene Reise mit ihrer Liebe zur Kunst
in Verbindung, denn die charakteristischen
bretonischen Küstenländer bieten reichen Stoff
zu landschaftlichen Studien. — Zwei Nichten
Nathaniel 's. die Baronessen Eonstance
und Anna, Töchter seines in Lonoon lebin«
den Bruders Anthonn und somit auch
Nichten des Freiherrn Zioncl. nehmen einen
Platz in der dünngesäeten Zahl „gelehrter
Frauen" (zu unterscheiden von sogenannten
„Blaustrümpfen") ein. Sie traten als theolo-
gische Schriftstellerinen auf und beschäftigten
sich mit nichts Geringerem alS der Bibel"
Auslegung. Tie Journale berichteten im Jahre
187U von den beiden Damen, daß sie eine Ge<
schichte und Literatur der Israeuten in zwei
Bänden herausgegeben hätten, an welche
man einen wissenschaftlichen Maßstab zu legen
berechtigt sei. Mit einer besonderen Vorliebe
beschäftigen sie sich darin mit der Auslegung
der „Nrim und Thummin". worunter das
Brustschild des Hohenpriesters verstanden und
wovon im PentateuH eine höchst instructiue
Beschreibung enthalten ist. Das Buch kam
nach Berlin, wo ein Gelehrter gesucht wurde,
der die deutsche Uebersetzung des Werkes be-
sorgen sollte. sReichenberger Zeitung
l8?0. Nr. 23. im Feuilleton: „Der reichste
Mann von Frankreich". — Fremden-
Blat t . VonGusi. Heine (Wim. 4a.) 1870.
Nr 33, in der „Kleinen Chronik".)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon