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Nott Nott
SchauspielergesellschaftfürdasinKaschau
zu errichtende Theater zusammenzustellen.
Rott gefiel dem Grafen so sehr. daß er
ihn, nachdem ihn Bauer le dem Grafen
warm empfohlen hatte, bei seiner Gesell«
schaft als ersten Liebhaber mit ansehn«
licher Gage anstellte. Rott begab sich
nun nach Kaschau, wo er bald der Lieb«
ling des Publicums wurde. Im Sommer
1818 spielte er mit der Gesellschaft des
Grafen in Eperies und Bartfeld. Beson-
derS an letzterem Orte zeichnete ihn die
Badegesellschaft auS und der anwesende
Adel lud ihn oft ein, in seinen Privatcir«
keln zu declamiren. Der über diese Gunst»
bezeugungen eifersüchtig gewordene Graf
Pechy untersagte nun Rott diese Pri«
vatdeclamationen.Diedarüber aufgeregte
Badegesellschaft ruckte sich am Grasen,
indem sie beim nächsten Auftreten Rott
mit namenlosem Applause, hingegen die
Schauspielerin D ... g. die Geliebte deS
Grafen, mit Pfeifen und einem beispiel-
losen Gejohle empfing und nicht zum
Spiele kommen ließ. Der darüber er-
grimmte Graf Pechy entließ — ganz
nach ungarischen Rechtsbegriffen — am
nächsten Tage die ganze Gesellschaft,
indem er nach solchen Vorgängen die
Contracte für aufgelost erklärte! Ein
Recht in Ungarn zu finden, ist noch heute
eine schwere Sache. Rot t war also auf
sich selbst gestellt. Wohl trug ihm eine
reiche, von seiner stattlichen Persönlichkeit
angezogene Fürstin an, sie nach Iassy
als Gesellschafter zu begleiten, aber Rott
zog seine Unabhängigkeit dem vergolde«
ten Frohndienfte vor und kündete —
um sich aus der Geldverlegenheit zu
reißen — ein Declamatorium an, das
auch so glänzend ausfiel, daß es ihm
nahezu tausend Gulden einbrachte. Mit
dieser Summe in der Tasche, gerieth er in
das Nebenzimmer, in welchem eine Gesell« schast mit einem Hazardspiel
sich unterhielt.
Rott hatte ja viel Geld in der Tasche,
die Gesellschaft merkte auch bald. daß ein
Huhn zu rupfen war, kurz, Rott ver.
lor in kurzer Zeit seine ganze Einnahme
und stand wieder rath« und geldloS da.
Unter den Zuhörern seiner Declamation
hatte sich auch der polnische Graf
Skarbek — der nachmalige Erbauer
des nach ihm benannten Theaters in
Lemberg — befunden, der auch Zeuge
seineS Spielunglücks gewesen. Der Graf
nahm sich Rot t 's in seiner Bedrängniß
an, empfahl ihn an den Director des
Lemberger Theaters, Kratter sBd.XIII,
S. 544^, bot ihm auch sonst Hilfe und
Rott reiste von Bartfeld über die Kar-
pathen nach Lemberg. Die Empfehlung
des Grafen verschaffte ihm freundliche
Aufnahme von Seite Kratter's und
seines Mitdirectors Bat ta , und Rott
trat bald als I aro mir in Gr i l lp ar«
zer's „Ahnfrau" und Hugo in Mül l -
ner's , Schuld" und wurde — dieseö
Mal wohl mit schmaler Gage— engagirt.
Aber an Krat ter und dem schon da»
mals berühmten polnischen Schauspieler
und DichterKaminSki lBd.X,S.417)
fand er zwei Männer, die ihm voll Theil-
nähme entgegenkamen und ihn in seinem
Berufe. nachdem sie sein bedeutendes
Talent erkannt, nach Kräften förderten.
Auch in Lemberg gewann er bald die
Liebe deS Publicums. Von da auS
machte er einen Ausstug nach Brody, wo
er drei Declamationsabende veranstaltete,
die ihm eine bedeutende Einnahme ein»
brachten. Aber auch diese ging am Spiel-
tische verloren und R. hatte kaum so viel
gerettet, um seine Rückreise nach Lemberg
bewerkstelligen zu können. In Lemberg
verweilte nun R. noch mehrere Monate,
aber ,ein durch einen Treubuch herbei-
geführtes, fast tragisches Ereigniß". wie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon