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Noyko Voyko
Zeit, sich befanden. Royko's wissen
schaftliche Richtung blieb in maßgebenden
Kreisen nicht unbeachtet, und als nack
der von Papst Clemens XIV. am
16. August 1773 erlassenen Bulle der
Orden der Jesuiten aufgehoben und so
die von den Mitgliedern derselben inne»
gehabten Lebrposten an vielen Unive^rsi-
täten erledigt wurden, erfolgte Royko's
Berufung zum Professor der Logik. Meta«
phyfik und Ethik nach Gratz; aber schon
im folgenden Jahre wurde er mit Decret
vom 23. Octover zum Professor der
Kirchengeschichte an der Gratzer Univcr»
sität ernannt. Im Jahre 1777 wurde
ihm überdieß die Directorstelle imGratzer
StudenteN'Seminar übertragen, welche
er jedoch nur im Hinblicke auf die Disci«
plinar> und wissenschaftlichen Angelegen«
heiten des Seminars versah, die ökono«
mischen wurden durch einen besonderen
Hausverwalter besorgt. Von welchen
Erfolgen die Leitung einer solchen Bil.
dungsanstalt durch einen aufgeklärten
Priester und Mann der Wissenschaft be>
gleitet sein mußte, bedarf keiner weiteren
Erörterung, wenn man bedenkt, wie eben
in unserer Zeit dergleichen Institute durch
verfehlte und lassige Leitung die Pstnnz-
statten der Unwissenheit, deS Mucker-
thums und Iesuitismus geworden sind.
und deren Zöglinge, wenn sie ihre prak»
tische Wirksamkeit antreten, die Durch,
führung der Gesetze des Staates auf der
Bahn eineS mäßigen, vernunftgemäßen
Fortschrittes nach allen Seiten hin er«
schweren. Nur fünf Jahre war es R.
gegönnt, auf diesem Posten zu wirken.
Als im Herbste 1782 die Universität zu
Grah aufgehoben, in ein Lyceum ver»
wandelt und bei dieser Gelegenheit die
Lehrkanzel der Kirchengeschichte mit jener
des Kirchenrechts vereinigt wurde, er»
nannte Kaiser Joseph I I . mit Hof« decret ääo. 7. November 1782 R. zum
Professor dieses Lehrfaches an der Prager
Hochschule. Der Ruf. den sich R. durch
die früher bereits erschienene Geschichte
der Constanzer Kirchenversammlung stie
bibliographischen Titel seiner Werke fol«
gen auf S. 483^ erworben, war seiner
Ernennung vorangegangen und die Böh.
men waren nickt wenig auf die Vortrage
des Theologen gespannt, der mit ebenso
viel Freimuth als Wahrheit die Geschichte
jenes Concils geschrieben hatte, daS ihren
Landsmann Johannes Huß Zum Mar-
tyrium des Scheiterhaufens verurtheilt
hatte. Dazu kam noch. daß alle Religio»
sen. die bisher ihre Studien im Kloster
gemacht, durch eine Verordnung deS
KaiserS aus dem Jahre 4784 gehalten
waren, die Vortrage der Kirchengeschichte
an der Universität zu hören. Treffend
bemerkt ein Biograph Royk o's. es wäre
eines Chodowiecky oder Kohl nicht
unwürdig gewesen, eine Vorlesung dieses
Gelehrten, bei welcher Gäste aus allen
Ständen. Adelige, Bürger, Gelehrte und
Religiösen jeder Gattung, so Augustiner,
Benedictiner. Cistercienser, Dominikaner,
Franziskaner, Kapuziner. Karmeliter.
Kreuzherren mit dem rothen Sterne,
Minoriten. Paulaner, Prämonstratenser,
Servilen aus den verschiedenen Klöstern
Böhmens und Mährens anwesend waren,
durch den Grabstichel darzustellen und
diese Scene als ein Denkmal der weisen
Verfügung deS großen Monarchen, zu
dessen Maßnahmen die Gegenwart zurück,
zukehren gezwungen ist, auf die Nachwelt
zu bringen. Obwohl seine Vorträge von
seinen Schülern mittelst der Abbrevations.
methode nachgeschrieben wurden, mußte
R. doch zur Erleichterung des ferneren
Studiums als Leitfaden die „Z^nopsis
toriav reliFwuiä« herausgeben. Ob.
gleich von der Liebe und Begeisterung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon