Seite - 188 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
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zu machen, und nach ihm sind dergleichen
Versuche nicht erneuert worden.
Erneuerte vaterländische Blät ter für
den österreichischen Kaiserstaat (Wien. 4".)
Jahrg. 48l6, S. 107. — »TilNFTnann <^7o«.>,
Vistori« litsrztur? öb»Ics, d. i. Geschichte
der böhmischen Literatur (Prag 1849. 5. L.W-
220, 4o.) Zweite, von W. W. Tom et be.
sorgt? Auflage, S. 621.
Rözsll. Sandor (ungarischer Räu»
berhauptmann. geb. zu Szegedin
am 16. Juli 1813). Es kann nicht Auf.
gäbe dieses Lexikons sein, die Unthaten
dieses durch die dichtende und übertrei«
bende VolkSmuse zum Räuberheros hin«
aufgeschraubten Strolches zu erzählen,
der, Alles in Allem genommen, doch nur
ein Räuber und Mörder, nur origineller
und tollkühner, wie Andere dieses Gelich.
teiS, ist. Die unten verzeichneten Quellen,
unter denen auch seine beiden Processe
aus den Jahren 1839 und 1873 sich
befinden, können dem Wißbegierigen hin-
reichende Aufschlüsse nach jeder Richtung
geben, hier folgen nur einige allgemeine
. Andeutungen über den LebenSgang dieseS
vielgenannten, im Lande vielgefürchteten
und nun von einer Nation, welche eine
entschiedene Revolte zum politischen Mär-
tyreckampfe zu stempeln versteht, zum
Heros und politischen Märtyrer verklärten
Wegelagerers und Todtschlägers, und
zum Verständnisse dieser unter normalen
Verhältnissen geradezu unbegreiflichen
Zustande. Wer längere Zeit in Ungarn,
namentlich in Alföld, gereist, in Dörfern,
Städten, Schlössern oder aber auf den
Puszten gelebt, der hat von R6zsa
Sä.ndor und seinen Heldenthaten genug
gehört, und diese Angaben werden hier
nach verläßlichen Quellen zusammenge«
faßt. Zahllose Broschüren und im Volke
verbreitete Lieder, wie mündliche Neber»
lieferungen, von der Mutter dem Kinde
erzählt, besagen und besingen seine Tha> ten, die im Lichte sagemimkränzter Erzah.
lungen mehr als märchenhafte Helden«
thaten denn als handwerksmäßige Schur,
kenarbeit erscheinen. Die öffentliche Sicher,
heit war in Ungarn schon vor der Revo»
lution längst ein nie geglaubter Mythos.
Auf offener Straße wurden Passanten zu
Wagen und zu Fuß angefallen, Post.
chaisen wurden regelmäßig ausgeraubt,
und in großen Städten, wie Szegedin,
Vasärhely, KecSkemet u. s. w., erschienen
am hellen Tage Räuber in einem Hause
oder Geschäfte, in Gasthäusern oder
Branntweinknejpen, aßen und tranken
dort mit vollster Gemüthlichkeit und ent-
fernten sich, sobald es ihnen angenehm
schien, mitnehmend, was zu erHaschen
oder zu ergreifen war. Richter und Ma»
gistratsbeamte standen mit großen Räu»
verbanden, von denen sie glanzend bezahlt
wurden, im Bunde. Der armen, zumeist
berittenen Trabanten nicht zu gedenken,
die heute selbst Räuber, morgen, wenn
sie Abwechslung liebten, zur Sicherheits»
wache einstanden, oder auch di.e Reihen»
folge umgekehrt befolgten. I n den Städten
hielt die Angst vor Blutrache Jeder«
mann zurück, officiell den Angeber zu
spielen. Auf dem Lande waren Wirthe
und Kleinhändler die befugten, ja der
Verbindung wegen in Ansehen stehenden
Hehler auf den Tanyen und ganz kleinen
Gehöften. Dagegen wurde ein bestimmter
Tribut bezahlt, mit Hilfe dessen Besitzer
großer Heerden sich von Raub und Brand-
legung für gewisse Zeit loszukaufen streb»
ten. Die Räuberbanden waren vorzüglich
organisirt. Nie griff die eine der befreun«
deten anderen in'S Handwerk. Groß und
weit genug ist daS gesegnete Ungarn auch
für Hunderte von Banden, die im fried»
lichen, durch nicktS gestörten Raub ihr
Leben glänzend verbrachten und nur von
Zeit zu Zeit auf größere, ruhmreichere
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon