Seite - 216 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
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Nudigier 216 Nudigier
ben an den CleruS befindet sich folgende
Stelle: .Ich erschrack. glaubt mir Brü-
der. von ganzer Seele, als es verlautete,
daß ich der Nachfolger des Gregor ius
ThomaS sein sollte. Täglich flehte ich
zum Herrn mit Inbrunst, den Kelch von
mir hinwegzunehmen, wenn es ihm also
gefiele". I n seinem ersten, im Jahre
1854 erlassenen Hirtenbriefe spricht er
dann seine Befriedigung über die Zustände
in seiner Diöcese aus. über welche er
sich in sieben Visitationsreifen persönliche
Ueberzeugung verschafft hatte. Im ge.
sammten Kirchensprengel hatte er eine
Aufnahme gefunden, welche er sich nur
auS dem lebendigen Glauben an den
Herrn erklären konnte; sein Herz war
von dem frohen Gedanken erfüllt, daß
daS Volk. dessen Obhut ihm anvertraut ist,
wahrhaftig dem Herrn Jesus Christus
angehören wolle. Wie der Bischof R.
diesem Volke sein gottergebeneSVertrauen
auf ihn erwiedert, wird ein Ueberblick
seiner oberkirchlichen Wirksamkeit, welcher
weiter unten folgt, am besten darthun.
Als dann bald darauf daS Dogma der
unbefleckten Impfangniß Maria die gläu-
bige Menschheit mit einem neuen Segen
der römisch-katholischen Kirche bereicherte,
regte Bischof Rudigier zum ewigen
Andenken an dieseS beseligende Ereigniß
den Bau einer neuen Domkirche in Linz
an, für welche die freiwilligen Beiträge
innerhalb wenigen Jahren — bis 1861
— die beträchtliche Höhe von 300.000 fi.
erreichten, wovon sofort 490.000 fi. zum
Ankaufe von eilf, für den Bauplatz er«
forderlichen Häusern, welche abgetragen
werden mußten, verwendet wurden. Wer«
fen wir nun einen übersichtlichen Blick
auf die oberhirtliche Wirksamkeit deS Bi-
schofS zunächst in Beziehung auf den
Säcular- und Regulär-Clerus Obeiöster-
reichS vom Juni 1833 biS auf die Gegenwart. Die Diöcese Linz besteht
aus 306 Pfarreien, 38 Iocalpfarren,
33 Pfarrvicariaten, 15 Exposituren,
44 Beneficien, zusammen aus 412 Pfrün.
den und Seelsorgestationen. Die Patronate
zu diesen geistlichen Aemtern vertheilen
sich auf bischöfliche Stifterpatronate, Reli-
gionsfondspatronate, landesfürstliche und
private Patronate. Von den im Besitze
der Pfarrbenesicien befindlichen Geist,
lichen sind nicht weniger denn 112 Aus«
länder, und zwar aus den Diöcesen Mün«
ster. Paffau, Bamoerg. Köln, Regens»
bürg, München, Augsburg, Paderborn,
Fulda und auS den slavischen Diöcesen
Prag, Budweis. Leitmeritz, Königgrätz.
Diese 112 Auslander find von Bischof
Rudi gier in seiner oberösterreichischen
Diöcese angestellt worden. Die meisten
der in Oberösterreich bestehenden und be«
rühmten Stifter, wie St. Florian, Krems-
münster, Lambach, Reichersberg, Schlier»
back, Schlögl und Wilhering, welche
zusammen 88 Pfarreien besetzen, haben
sich möglichst dem in der benannten Rich-
tung hervortretenden Einflüsse deS Linzer
Bischofs zu entziehen gewußt; nur, als
neue Prälatenwahlen in den Stiftern
St. Florian und Lambach — die Aebte
beider Stifter find mittlerweile gestorben
— stattfanden, gelang es dem Einstuffe
des Bischofs, die Wahl zweier auswärti»
gen Priester, für St. Florian auS der
Diöcese Buxen, für Lambach auS der
Diöcese Paffau, durchzusetzen. I n beide
Stifter wurden auch Priester auS slavi«
schen Diöcesen und auS jener von Brixen
aufgenommen und daS Stift St. Florian
hat seinen früheren Ruhm Wissenschaft«
licher Forschung und Thätigkeit gegen
die Thatsache eingetauscht, die Pflanz«
statte deS UltramontanismuS zur Roma«
nisirung der Klofiergeifilicben durch Be-
gründung einer eigenen Lehranstalt zu
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon