Seite - 278 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
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in die Schule der historischen Zeich-
nung aufgenommen wurde, wo er unter
Maurer's sBd. XVII, S. I M Anlei-
tung ganz tüchtige Fortschritte machte
und schon nach einem Jahre mit einer
selbststandigen Compofition, einer „Ge>
burt Christi". sich bemerkbar machte.
Nicht wenig anregend für R. war es,
daß sich mit ihm zugleich mehrere stre»
bende Jünglinge, wie Agricola ^Bd. I,
S .H. Gsellhofer sB d. V, S. 403^,
Loder >Vd. XV, S. 363^, Petter
^Bd. XXII, S. t33^, an der Akademie
befanden, wodurch der Wetteifer und
Schaffensdrang in nicht geringem Maße
gesteigert wurde. Störend griffen widrige
Familienereigniffe und Krankheit in den
Entwickelungsgang des Jünglings. Sein
Vater war ganz verarmt, so daß er nicht
nur nichts mehr für die Erziehung seines
Sohnes thun konnte, sondern eine Reise
in die Schweiz unternehmen mußte, von
der er sich Besserung seiner traurigen Ver«
haltniffe versprach. Während der Abwesen»
heit des Vaters wurde aber der Sohn
von einer schweren Krankheit befallen
und in's Spital gebracht. Aber mit der
Genesung des Körpers trat auch ein
Wendepunct in seinen Verhältnissen ein.
indem Maurer dem talentvollen Schü»
ler, als er sich wieder zum Unterrichte
einfand, die Eröffnung machte, daß er
ihm eine kleine Pension erwirkt habe, die
ihn in dm Stand setzte, ohne NahrungS»
sorgen seine Studien fortzusetzen. Mit ver«
doppeltem Eifer lag R. denselben ob und
benutzte jede freie Stunde, um die Kupfer»
stichsammlung der Hofbibliothek zu studi«
ren, welche unter des wohlwollenden
Adam Bartsch M . I, S. 174) Auf-
ficht
sich befand. Die kriegerischen Ereig»
niffe des Jahres 1797 riefen die Wiener
Jugend und also auch die Schüler der z
Kunstakademie unter die Waffen; ehe! jedoch die begeisterte Schaar in's Feld
zog. war der Friede von Campoformio
geschloffen worden und nun lag R. wie-
der dem Kunststudium ob. Den Sommer
über malte er'Porträte, fertigte Secco«
zeichnungen für Wiener Kunsthändler
und verschaffte sich die Mittel zum Unter-
halte und die Möglichkeit, den Winter
über sich in der Kunst auszubilden, in
welcher er sich bereits für die Historien»
malerei entschieden hatte. Nm aber diese
mit Erfolg auszuüben, beschloß er, jeden
Kunstzweig zu studiren, da der Historien-
maler keines einzigen entrathen könne.
So vervollkommnete er sich in der Land-
schaft, trieb Archttectur, studirte Per-
spective und mit aller Gründlichkeit Ana-
tomie. Bei Bekenkam, einem nieder»
ländischen Maler, den R< noch an der
Akademie kennen gelernt, machte er sich
mit bestem Erfolge die Kunst der Aqua-
tinta eigen, während ihn der geschickte
Mansfcld M . XVI, S. 393^ in der
Aetzkunst unterwies, in welcher R. selbst
über dreißig Blätter beendete, deren gro»
ßerer Theil nachmals in den Besitz des
Herrn Camesina Md. XXNI, S. 369^
gelangte. Aber dabei vernachlässigte R.
auch die für den Historienmaler unerläß»
liche Geschichte nicht; mit allem Eifer
und mit feiner Auswahl las er Autoren
der alten und neuen Geschichte, kaufte
auch, ungeachtet feiner beschränkten Mit«
tel, geschichtliche Bücher, so daß er allmälig >
eine Sammlung von 300 bis 600 Bän> ^
den zusammengebracht, mit deren Inhalt
er sich auch nach und nach vertraut ge-
macht hatte. Durch die Bekanntschaft
mit Ferdinand Freiherrn von Lütgen«
dorf >M. XVI, S. 142^, der selbst ein
geschickter Maler und Radirer war, erhielt
R. eine Arbeit für den Fürsten I p si-
lant i und eine Einladung nack Mün-
chen, wo er im Hause von Lütgen»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon