Seite - 282 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
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welchem Bild an Bild vom Boden bis!
zur Decke hing. Der Kaiser selbst sprach >
zu wiederholten Malen bei dem Künstler z
vor. die Erzherzoge stellten sich in seiner ^
Künstlerwerkstatte ein, und was in Kunst,
Wissenschaft und Literatur Namen hatte,
erschien in seinem Atelier. „Sind das
AlleS Gebilde Eines Mannes?" fragte
staunend Ludwig Tieck. als er im Jahre
4823 den Künstler besuchte. So lebte
Ruß, wie einer seiner Biographen
schreibt, umgeben von einer Familie, die
durch Bildung. Gemüth und würdiges
Kunstsireben ausgezeichnet, von Freunden,
die ihn ehrten und liebten, in seinen
Bildern, Büchern und in seinem Amts»
berufe ein glückliches Leben. „ In seinen
Büchern", das kennzeichnet Nuß und
macht ihn zu einem merkwürdigen Gegen»
satze vieler Künstler der Gegenwart, die
nicht einmal orthographisch schreiben kön-
nen und ein Buch für ein überflüssiges
Möbel halten. Wie hoch Ruß Bücher und
Lectüre hielt, erbellet aus einer Aeußerung,
die er gethan: „EineBuchhandlung ist für
mich ein Tempel Gottes, wie eine Kirche; j
denn ist d.is Genie und der tiefsinnige
Geist großer Männer, der in den Büchern
liegr, nicht auch eine herrlickeOffenbarung
des Höchsten?" Seinem Wesen nach war
R> eine fromme, gottesfurchtige Natur,
ohne Zweifelsucht und Bigotterie. An
Versuchen einer gewissen, mystisicirenden
Partei, ihn gleich manchen anderen Kunst»
lern für ihre Tendenzen zu gewinnen,
hat es in früheren Jahren nicht gefehlt;
allein an seiner abgeschlossenen, verstän»
digen Religionsanschauung und an seiner
historischen Bildung mußten sie scheitern.
So lebte R. in seinem Berufe — Geld.
großes Vermögen hatte er sich freilich
nicht ermalt, man zahlte damals nicht
jene Heidenpreise für mittelmäßige Werke,
wie heute — als sich zu Anbeginn d?S Jahres 4843 die Zeichen der Krankheit
zeigten, die seinen Tod in einigen Mona»
ten herbeiführte. Er war etwas über
64 Jahre alt geworden. Hier folgt nun
eine Uebersicht seiner Arbeiten, die bei
der Menge derselben und dem Umstände,
daß sich Alles im Privatbesitze befindet
und nur ein gan; kleiner Theil öffentlich
ausgestellt war, auf Vollständigkeit keinen
Anspruch macht, aber kein einigermaßen
bedeutendes Werk missen lassen dürfte.
Die Uebersicht beginnt mit jenen Werken,
welcke ausgestellt gewesen, und zwar in
den Iahreä'Ausstellungen der k. k. Aka»
demie der bildenden Künste bei 2t. Anna
in Wien, im Jahre 1816: „Mch'5 Dpler
nach der Siindtluth"; — „Ma i l . rettet ant
dem NrichLtllge ^n N5nrcn5 die deutsche Ehre
gegen Claudius de Barre"; — „Ner brühende
Im°r" ; — „Weibliches Porträt" ; — „An-
dlllph von Hübslmrg nermeiöt der Wache die
Verweigerung de3 Antritts der Armen", nach
Johann von Müller's „Geschichte der
Schweiz"; — „Gbersr Freiherr van Gettel",
Porträt; — „Dillgenrs non Sinvpe wälzt
ullch de? Schlacht bei Karuneia, der N?rt?n5er
5?2iieud, 5ein Fass über den Mge!" - —
1822: „Stephan der Heilige unterrichtet seine
Dntrrthanrll ^ h^ christlichen Keligian"; —
„Gdllnkrr uvr dem H.Seuerin in HriligenstM" ;
— „Maria meintnd an der deiche Christi" ;
— „Z.'2ncllllt U2M Fee", nach der Sage
Ulrich's von Sa;ikoven') — „l5hri5w5 und
die F2maritllne?in am Brunnen" ; — „Getan-
MnehmnnZ dcr nugunZchrn Königin Maria und
ihrer Mutter Glisabeth dnrch den Nan Hllruath" ;
— yNa5 melancholische und ällngniniüche Gem-
perament"; — „Neutöchlllnd? Befreiung w
Jahre 1313". Allegorie; — 30 Oelgemäldc
mit Darstellungen aus der Geschichte
Oesterreichs: ^ ^„N>e ,^^,^ Nndulph's uan
Mb3bnr8, bei welcher Friedrich II. Pathen-
Stelle vertritt": — 2) 5,Nndlllph nan Habs-
liurg Liunt unk den nächtlichen Aeberlall der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon