Seite - 334 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
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Ayger
Klavp in seinen „Wiener Bildern und
Vüsten" gezeichnet. Er nennr Ryger
ein Conirastück ;u dem 3tleg er dcä
böhmischen Landtags. «Ein Fünkchen
Irome". schieidt Klapp, „liegt schon in
dem Zusammentreffen von orthogiaphi-
schen Urnständen in den beiden Namen.
daß der Ryger mir dem „fremden i"
ein Kerndeutscher und der mit dem „deut<
jcken i" der deutschen Sache so fremd ist.
Aber eä sind einmal zwei Kauze, diese
beiden Rieger! Riegcr ist ein politi-
sä'er ui'd Rnger ein humoristischer
Kauz. Ich unterstehe mich hier, Politik
und Humor einander gegenüber zu
stelle". Gewiß ein wenig barock, aber
nicht um viel barocker, cls Dr. Anton
Ryger, der Notardes mährischen Stadt«
cbens Holleschau, selbst ist. Ryger ist
d:e komische Ader deä Abgeordneten
Hauses, der parlamentarische ,Iux", zu
dem Wien auch in hochwichtigen Ange-
legenheiten noch immer eine gewisse Liede
hat. Nicht, daß es dem ehrenrverthen
Manne nicht eben so ernst um sein Man-
dat wäre, wie den werthesten nachdenk»
lichsten Gestalten des Hauses, o. Ryger
weiß eben w gut, in welch schlechter Haut
wir stecken, wie Andere, aber wenn er
aufsteht und in die Dinge hineinspricht,
dann wird es immer lustig im Haust.
Woher dieß kömmt? Von Ryger's
süßen Gewohnheiten des Ausdrucks, der
keinerlei Grad von Höflichkeiten des
colwentilltieÜen, parlamentarischen Um«
ganges gewöhnen kann und will. Es ist
ein großes Stück Kanncgießerthums in
dem Notar der kleinen mährischen Pro-
vinzialstadr. Wenn sich die Umgebung
Ryger'S im Parlamente rasch, wenn er
spricht, in die Stammgäste eines ehr-
<amen ländlichen Bierhauses verwandeln
würde, wie anders klänge da Alles, was
Ryger sagt. Bei einem guten deutschen . Trunke ist derlei ehrliche Sprache, wie sie
! Ryger führt, immer passender am Platze,
l Man thut einen tüchtigen Zug aus „seinem
j Krügel", nachdem es über Concordat und
Finanzen tüchtig hergegangen, und eZ ist
wieder Mes gut. Dem Parlamente aber
fehlt zu der prächtigen, knorrigen Genre«
figur Ryger'S. die einen Knaus zum
Malen reizen müßte, der richtige Hinter»
gründ und die richtige Staffage, um ein
einheitliches gutes Bild abzugeben. So
oft der Mann aus Mähren von seiner
letzten linken Bank sich erhob, um zu
! reden, war es immer, als ob es krachen
, müßte im Hause. Schon die Gestalt macht
! den Eindruck selbstbewußter Kraft und
physische Mittelmäßigkeit haffenden knor»
rigen Wesens. Dem Arm und der Faust
ist auch in der Rede die gehörige impo«
nirende Stellung angewiesen, sie sind ge«
ftick:e Accompagneurs der entwickelten
Standpunkte des Redners. Es sind auch
ost die Spuren eines geübten Ringers,
den die Gedanken des Redners zu gehen
pflegen: was von Ryger angefaßt wird.
wird kräftig, mit allem Nachdrucke angs»
faßt. und seine Worte können nicht min-
der Quetschungen und Contusionen ver-
ursachen, als seine Arme es gewiß ver»
mögen. Ach solche Quetschungen haben
seine Reden zu wiederholten Malen den
Wanneiu von der Rechten, dem Finanz»
minister und Anderen verursacht. Dabei
hatte Ryger es immer leicbter im Nie«
derwerfen von Gegnern, als Andere,
denn er ringt in — Hemdärmeln. Seine
Sprache macht stch's humoristisch bequem
im Hause, wie sonst die keines andern
Abgeordneten; sie entfernt oft das letzte
Feigenblatt parlamentarischer Sitte, um
Alles in ihrer Weise grade heraussagen
zu können. Wirksam ist diese Weise immer,
sie hat die Jacher auf ihrer Seite. Ry-
ger hat übrigens Witz. freilich mehr den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon