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erhielt und seitdem an Stelle ihres Tauf«
namens Alexandra den Namen ihrer
unglücklichen Mutter Rosalia annahm
und beibehielt. Nachdem sie in Wien
eine ausgezeichnete Erziehung erhalten,
verheirathete sie sich auch daselbst, nicht
ihrer Neigung, sondern dem Wunsche des
Vaters folgend, mit dem als Orienta>
listen und Reisenden berühmt gewordenen
Grafen Wenzel Rzewuski. welcher
zu jener Zeit in der kaiserlichen Armee
diente f^iehe die besondere Biographie
S. 333). Zur Zeit der deutschen Be-
freiungskriege lebte die Gräsin Rosalia
in Wien, gehörte durch ihre hohe, regel«
mäßige Schönheit, Geist und Liebens-
würdigkeit zu den glänzendsten Erschei»
nungen in der Wiener Aristokratie, war
auch eine der thätigsten Förderinen des
Vereins der adeligen Damen, der unter
anderem den wesentlichsten Antheil an
der Gründung des Marienspitals in
Baden bei Wien hat, wo die Gräsin als
Oberin der daselbst befindlichen Filiale
dieses Vereins ungemein viel Gutes that.
Plötzlich aber war sie wegen zerrütteten
Vermögensverhaltnissen genöthigt, den
Annehmlichkeiten der Residenz, wo man
sich eben zu den berauschenden Festlich»
keiten des Kongresses rüstete, zu entsagen
und sich ganz in ländliche Einsamkeit auf
ihr Besitzthum Opole im Königreiche
Polen zurückzuziehen, wo sie durch zwei
Iahrzehnde ausschließlich der Erziehung
ihrer Kinder, wissenschaftlichen Studien
und der Wiederherstellung ihrer — nicht
durch eigene Schuld — zerrütteten Ver-
mögensverhältnisse lebte. Nachdem sie
die vorgesteckten Ziele erreicht, kehrte sie
wieder nach Wien zurück, wo sie in
ihrem Hause einen äußerst angenehmen,
geselligen Vereinigungsvunct für Gebil«
dete aus verschiedenen Kreisen der Haupt«
stadt schuf. Man fand in ihrem Salon den Herzog von Salerno. den Mar»
schall Marmon: , den Orientalisten
Hammer . Pu,rgstal l j M . VH,
S. 267). der sich insbesondere mit ihrem
Gatten, dem Grafen Wenzel, befreun«
det hatte, den Dichter Zedlitz. den
Erminister Montbel , den Geographen
Balbi ^Bd. I , S. 430), Herrn von
Prokesch M . XXII I , S. 349), den
Reisenden Siebold, den Architekten
Nobile Md. XX, S. 376), den Ton-
setzer Gyrowetz ^Bd. V I , S. 62),
Karoline Pichler ^Bd. XXII, S. 242),
ferner die Grafen Moriz und Johann
O'Donnel l ^Bd. XXI, S. 2, in den
Qu.. u. S. 4^ Prinz De 3 igne sBd. ÜI^
S. 243). den Historiker Bucholz
sBd.II, S. 489). den Publicisten Gentz
^Bd. V, S. 436). Herrn von Pi la t
Md. XXII, S. 284), ZachariaS Wer-
ner, die Fürstin Iablonowska mit
ihrer Freundin Wrbna, die Grafin
Stürmer u. A. Als im Jahre 4830
die Revolution in ihrem Vaterlande aus-
brach, unternahm sie, bei ihrem tiefen
Abscheu vor allem, was Revolution hieß
— hatte sie doch durch eine solche das
Höchste, was der Mensch besitzt, die Mut.
ter, verloren — eine größere Reise, auf
welcher sie die Türkei, Italien, Deutsch,
land und die Schweiz besuchte und ihre
Beobachtungen in ihr regelmäßig geführ»
tes Tagebuch niederschrieb. Dieses Tage»
buch umfaßt in seinen Aufzeichnungen
eine Periode von sieben Decennien, es ist
im fließenden Französisch geschrieben und
enthalt eine Fülle von wenig bekannten
Thatsachen, pikanten Anekdoten, lebens.
vollen Charakterschilderungen, intereffan«
ten eigenen Erlebnissen und feinen, nicht
selten kritisch gefärbten Beobachtungen.
Nach den uns vorliegenden Quellen soll
die Gräsin diese interessanten Memoiren
ihrem Freunde, dem Baron Ransonnet
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon