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waren. Alles was nur immer aus dem
Orient kam oder auf denselben Bezug
nahm und wissenschaftliches Interesse
hatte, war Gegenstand der Behandlung
in den «Fundgruben", ste enthalten daher
Uebersetzungen und Auszüge aus alteren
und neueren orientalischen Werken, Ab'
Handlungen. Schilderungen in deutscker,
französischer englischer, spanischer, italieni«
scher und lateinischer Sprache. Notizen
- u.dgl.m. und gelehrte Europäer in Con>
stantinopel. Persien. Syrien, EgYPtcn
und in den Häfen der Levante nahmen
daran Theil. Das kostbare und reich aus»
gestattete Werk bildete somit einen Ver»
eim'gungspunct für Freunde und Kenner
der orientalischen Literatur im Osten und
Westen. Graf Wenzel verließ in einiger
Zeit den kaiserlichen Miluardienst und
vermälre sich in Wien im Jahre 4803
mit Alexandra Rosa l i a Prinzessin
Lubomirski, welche jedock nicht aus
Neigung, sondern nur dem Willen ihres
Vaters gehorchend, dem Grafen, der ste
sehr liebte, die Hand reichte. Die unter
solchen Verhältnissen geschlossene Ehe
war nichts weniger denn glücklich, und
der Mangel des Einverständnisses zwischen
den Gatten bewog den Grafen zur frei»
willigen Trennung, die er, um alles Auf»
sehen und jede Nachrede zu vermeiden,
am einfachsten bewerkstelligte, indem er
auf Reisen ging. Er wählte bei seiner
Vorliebe für den Orient denselben und
verweilte längere Zeit in Aleppo, dann
in Bagdad, wo er sich ganz in die Sitten
und Gewohnheiten des Orients hinein
lebte und sogar einen orientalischen
Namen annahm. Ernannte fich dortTa g«
el fach er Abo el Niszan, Emir
und Scheik der Beduinen von Anazeisk
in der Wüste Nezd. Der Name Tag - el
fach er wäre, wie Sprachkundige ver»
sichern, nur eine Uebersetzung seines Namens Wenzeslaus, welcher wieder
aus den beiden slavischen Worten ^Vienos,
d. i. Kränze, und Ilava, d. i. Ruhm, zu»
sammengeseht ist und so viel wie Ruhmes«
kränze bedeutet. (Tag heißt im orientali-
schen Kranz und facker, n. A. fechr: Ruhm.)
Hier sei auch nebenbei bemerkt, daß der
berühmie polnische Dichter Mickiewicz
Rzewuski's Andenken in dem Herr'
lichen Gedichte „k^r^s" verewigt hat,
dessen Verdeutschung der Herausgeber
dieses Lexikons in seinen „Cameen"
(Düsseldorf 4856. Arnz. 120.) vechlchte.
Rzew uski lebte nahezu ein Iahrzehend
im Orient. Vor einigen Jahren erst ver-
öffentlichte Karl Cieszewski in dem in
den Quellen angeführten „Bildern und
Skizzen" einen längeren Brief Rzewu-
ski's, in welchem eine sehr anziehende
Schilderung desselben über die berühmte
Wohlthäterin des Orients, Lady Esther
Stanhope, und nebenbei einige Andeu»
tungen über seine Reisen im Orient ent»
halten sind. Im Uebrigen führte der
Graf daselbst ein sehr verschwenderisches
Leben und soll über eine Million Gulden
verausgabt haben. Die Orientalen, die
sich sein Geld gern gefallen ließen, ehrten
ihn dadurch, daß sie ihm die Ehrenwürde
eines Emirs verliehen. Wann der Graf
in seine Heimat zurückgekehrt, darüber
fehlen alleAng-aben. Aber imIahre1823
besand er sich auf einer seiner Besißun«
gen in Podolien mit seinem Mar»
stall arabischer Pferde und seinem Ge-
folge von Kosaken, deren Abgott er war.
Dort durchzog er die Steppen,- näcktigte
nicht selten unter freiem Himmel und
suchte, wie eine der Quellen berichtet, nach
Schätzen, im Wahne, deren gewiß zu sin«
den. So erschien er oft mit seinem ganzen
Gefolge bei den ihm befreundeten, nicht
selten ziemlich fernen Edelleuten, packte
die Zelte aus und war immer ein will«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon