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Sachsen-Teschen 34 Sachftn-Teschen
Jahre 1792 ausführlicher Bericht erstattet,
Dann wurde ihm im Jahre 1794 die
Function des deutschen Reichs-Feldmar-
sckalls — der Herzog ist der letzte
deutsche Neichsmarschall — über«
tragen. Ueber die damaligen Verhältnisse
in Deutschland, über das Spiel, welches
Preußen mit dem deutschen Reiche trieb,
über die Intriguen der preußischen Heer»
fübrer und Staatsmänner in dieser Pe>
riode, 4794 und 4793, gibt entgegen
den entstellten Darstellungen Schloß
ser's. Häusfer's und Sybel 's Alfred
v. Vivenot in seinem in den Quellen
angeführten Werke die interessantesten,
aus im kaiserlichen Staatsarchive zu Wien
befindlichen, bisher unbenutzten Urkunden
geschöpfte Aufschlüsse. Im dritten Jahre
bereits wüthete der Krieg zwischen Frank-
reich und dem deutschen Reiche. Oefter«
reich machte alle Anstrengungen, die
immer drohender sich gestaltende Lage
der Dinge zu beschwören. Die ehrenhafte
patriotische Sprache, welche die Minister
und Gesandten Oesterreichs bereits im
Jänner 4794 führten, fand auf dem
Reichstage fast durchgehends taube
Ohren. Und die Hauptschwierigkeiten
erhcb der churbrandenburgische Gesandte,
welcher am 31. Jänner 1794 dem
Reichstage ein Promemoria unterbreitete,
welches ausführlich erweisen sollte, daß
die Kräfte der preußischen Monarchie
vollkommen erschöpft seien und daß deß.
halb das Reich die Erhaltung der preu-
ßischen Truppen durch die Verpflegung
der preußischen Armee mit einem täglichen
Bedarfe von 4i.966 Rationen und
82.134 Portionen (im Gesammtwerthe
von jährlich 43.793.366 fi.) vom 1. Fe-
bruar an vorläufig übernehmen sollte;
„weil", heißt es in diesem Promemoria,
„wenn diese Anstalten nicht ungesäumt
getroffen würden und also Se. kön. Majestät im Enistehungsfalle den unwan-
delbaren Entschuß,» den größten Theil
allerhöchst ihrer Truppen zurückzuziehen,
ausführen müßten, das gesammte deutsche
Vaterland in das unübersehbarste Elend
gestürzt werden würde! l" Dabei setzte zur
selben Zeit Preußen gewaltige Heeres,
massen in Bewegung, um die dritte
Theilung Polens vollziehen zu helfen
und ein Stück Beute zur Vergrößerung
seiner Hausmacht zu gewinnen. Diese
Vorgänge bedürfen dock keines Corn-
mentars. Nach monatelangen VerHand,
lungen war man endlich zum Beschlusse
der Errichtung einer Reichsarmee gekom»
men und am 48. März wurde dem
Reichsrathe die Ernennung des Herzogs
Albrecht von S a ch sen-Te s ch e n
zum Neichs-Feldmarschall und die Er»
richtung einer reichsverfaffungsmäßigen
eigenen Reichsarmec bekannt gegeben.
Man lese nun in Vivenot nach. wie
die churbrandenburgische und churmain«
zische Comitialgesandtschaft. nachdem die
kaiserlichen Minister die Armee als „selbst-
ständige Reichsarmee" bezeichnet wissen
wollten, gegen das Wort „selbststan.
dig" remonstrirteNs und wie der kaiser«
liche Commissar, um doch endlich »zu,
einem Beschlusse zu kommen, bewogen
ward, das Wort zu opfern, v. V ivenot
gibt ganz ausführliche Aufschlüsse über
das preußischer Seits stattgehabte Intci«
guenspiel, und warum man gegen den
Ausdruck „selbstständig" gar so sehr
ankämpfte. Ein Motiv lag auch in der
Ernennung des Herzogs zum Reichs»
Feldmarschall, da Graf Görz für die
Stelle des Reichs.Feldmarfchalls Nie»
mand entsprechenderen finden konnte, als
den Preußenkönig Fr iedr ich Wi l -
helm I I . . für dessen Feldherrnberuf der
verunglückte Champagnefeldzug aller«
dings ein entsprechendes Relief bildete.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Band 28
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Saal-Sawiczewski
- Band
- 28
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 414
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon