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8afarik
u. A. hörte. Indessen beschäftigte er sich
auck hier mit mancherlei literarischen
Arbeiten, übersetzte damals die später
(1830/31) in der böhmischen Museums-
Zeitschrist abgedruckten „Wolken" von
Aristophanes, bearbeitete für die
Bühne Schiller's „Maria Stuart"
u. dgl. m. In Jena, wo 8. mit Kol lär
sBd. XII) S. 323) bekannt wurde, er«
langte er auch die philosophische Doctor.
würde und kehrte dann nach Ungarn
zurück, wo er bis 1849 als Erzieher
eines ungarischen Edelmannes in Preß«
bürg beschäftigt war. I n Preßburg
lebte damals Palkoviä Wd. XXI,
S. 226^, ein anregender slavischer Pa>
triot. um den sich die jüngeren, mitunter
vielversprechenden Talente des Slaven-
thums. wie 8 a f a r i k , P a l a c k ^
jBd. XXI , S. 179). B e n e d i c t i
Jung mann, wie um einen geistigen
Mittelpunct gruppirten. Mit diesen ver»
band sich 8. zur Herausgabe einer
Sammlung von Poesien, betitelt: „An-
fange deS öechischen Gesanges", worin
diese jungen Poeten einen von den bis>
herigen Prager Dichtern unabhängigen
Weg in Form und Idee einschlugen,
indem sie die auf dem Accente bafirte
Metrik verwarfen und die der böhmischen
Sprache mehr zusagende anticlasfische
Prosodie annahmen. Dieses poetische
Schaffen steigerte auch 8.'S Aufmerksam«
keit für die Lieder des slovakischen Volks,
stammes, die er sorgfältig sammelte und
einige Jahre spater veröffentlichte, über»
Haupt bewahrte die Volkspoesie für den
Gelehrten einen bleibenden Reiz, selbst
dann nock, als strengwiffenschaftlicheFor»
schungen feinen Geist vollends in Anspruch
nahmen, denn noch im Jahre 1838 ver»
öffentlichte 8. in der Museums'Zeitschrift
Volkslieder der verschiedenen Slaven»
stamme, die er während feinen gelehrten Arbeiten sorgfältig gesammelt. Wahrend
feines Aufenthaltes in Preßburg faßte 8.
den Entschluß, sein Leben der Slavistik
zu widmen, welchen er auch ausführte.
Im Herbste 4819 folgte er einem Rufe
nach Neusatz als Professor der Humaniora
an dem dortigen serbischen Gymnasium,
mit welcher Stelle auch die des DirectorH
der Lehranstalt verbunden war. Letztere
legte 8. schon nach sechs Jahren. 1823,
aus persönlichen Rücksichten nieder, die
Professur jedoch behielt er bis zum Jahre
1833. welcher er aber im genannten
Jahre auch freiwillig entsagte, um in
Prag, wohin er übersiedelte, ganz seinen
slavischen Forschungen und Studien sich
widmen zu können. Es war dieß ein
großes Opfer, welches der Gelehrte
der Wissenschaft brachte, indem in der
neuen Heimat, die er sich gewählt, im
Anbeginne manche Lebenssorgen an ihn
herantraten, die jedoch weder seinen
Muth beugten, noch ihm das fest in's
Auge gefaßte Ziel verrückten. I n die.
Periode seines Neusatzer Lehramtes. 18l9
bis 1833, fallen mehrere und mitunter
sehr wichtige Arbeiten, die seinem Namen
unter den slavischen Gelehrten einen nicht
gewöhnlichen Glanz verschafften, es find
davon zu nennen: „Die Geschichte der
slavifchen Sprache und Literatur nach
allen-Mundarten", ein trotz seiner Man«
gel noch immer sehr geschätztes Quellen«
werk, und seine Schrift über die Abkunft
der Slaven, welche, eine Kritik und Er«
Weiterung der gleichen Schrift Suro<
wiecki's, als Vorläufer seines Haupt-
Werkes über die slavischen Alterthümer
angesehen werden kann. Auch entstanden
in dieser Zeit seine serbischen Lesekörner
und seine historisch-kritische Beleuchtung
der serbischen Mundart. Nach seiner
Ueberfiedelung nach Prag lebte er im
Anbeginn als Privatgelehrter, bloS mit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Band 28
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Saal-Sawiczewski
- Band
- 28
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 414
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon