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Santini 203 Santini
Unterbringung der mit dieser Aufgabe
betrauten Personen noch von der dama-
ligen Republik Venedig bestimmt und
mit der Leitung dieser Anstalt der als
Meteorolog berühmte Abbate Giuseppe
Toaldo, nach dessen Tode aber der
schon genannte Abb6 Vinc. Chimi«
nello betraut. So lange dieser lebte,
arbeitete San t in i an dessen Seite, als
aber Chiminel lo schwer erkrankte und
1814 starb, leitete Sant in i selbstsiän-
dig das Observatorium. Im Uebrigen
war dieses Observatorium, dessen Haupt-
wstrument in einem von dem Engländer
Ramsden in London ausgeführten
Mauerquadranten von 8 engl., Fuß im
Durchmesser bestand, im Ganzen noch
ziemlich dürftig ausgestattet, auck hatten
die politischen Wirren und Chiminel«
lo's langwierige Krankheit die Arbeiten
auf das geringste Maß herabgemindert
und diese sich vornehmlich auf nicht mehr
denn regelmäßige meteorologische Beob»
achtungen beschränkt. Mit Sant in i 's
Anstellung begannen sich allmalig die
Verhältnisse der Anstalt günstiger zu ge>
stalten, den meteorologischen Beobach-
tungen gesellten sich sorgfaltige, über die
Kometen und die neuen, zu Anbeginn
dieses Jahrhunderts entdeckten Plane«
ten; auch war er auf eine den Ansprüchen
der Wissenschaft entsprechende Einrich«
iung des Institutes bedacht, worin er,
wie San t in i in seinen Aufzeichnungen
selbst erklart, von der kaiserlich österreichi«
schen Regierung immer auf das Bereit»
willigste unterstützt und gefördert wurde.
Nachdem S. von der italienischen Regie«
rung im Jahre 18<3 mit der Lehrkanzel
der Astronomie betraut worden, erfolgte,
als Venedig in Oesterreichs Besitz ge>
langte, im Jahre 1818 seine Bestätigung
in diesem Amte durch Kaiser Franz I.
Im Jahre 1823 bekleidete S. die Rectors- würde an der Paduaner Universität und
fupplirte zu verschiedenen Malen mehrere
erledigte mathematische Lehrkanzeln, .zu»
letzt erfolgte seine Ernennung zum Di-
rector der mathematischen Facultät. wel-
ches Amt er viele Jahre zugleich mit
seiner Professur der Astronomie bekleidete.
Im Jahre 1843 unternahm S. eine
wissenschaftliche Reise durch Deutschland,
auf welcher er vornehmlich die verschiede«
nen Institute semer Wissenschaft im Hin«
blicke auf die in diesem Gebiete eingeführ«
ten Verbesserungen, neuen Einrichtungen
und sonstigen Fortschritte besuchte, und
in Wien. Prag. Dresden. Leipzig. Berlin,
Hamburg. Altona und München trat er
mit den ersten Gelehrten seines Faches
und verwandter Wissenszweige, wie mit
Encke. Gtt ingShausen, Lamont,
L i t t row. Moebius, Prechtl. Rei-
chenbach, Schumacher, Seebeck,
St ein heil u. A. in unmittelbare Ver«
bindung und später in gelehrten brief-
lichen Verkehr. Seine Absicht, in gleicher
Weise und zu gleichem Zwecke spater
England und Frankreich zu besuchen,
wurde vornehmlich durch die veränderten
politischen Verhältnisse zunächst seines
eigenen Vaterlandes, dann aber auch
jener Staaten, die er kennen lernen
wollte, anfanglich nur in den Hinter-
gründ gedrängt, zuletzt aber ganz ver«
eitelt. In seiner Stellung als Gelehrter
und Lehrer bot sich ihm reichliche Gele»
genheit zu schriftstellerischer Thätigkeit
auf dem Gebiete, das er sich zu seinem
Berufe erwählt hatte. Außer mehreren,
zunächst für den Unterricht seiner Schüler
in den von ihm gepflegten Fächern be-
stimmten Fach. und Handbüchern schrieb
er zahlreiche Abhandlungen für gelehrte
Sammelwerke und akademische Zeitschrif»
ten. Die Titel der ersteren find:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Saal-Sawiczewski, Band 28
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Saal-Sawiczewski
- Band
- 28
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 414
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon